Austropop ist laut Ambros auf einem gutem Weg

Von Marina Mayrböck   16.März 2019

Der Zentralfriedhof feiert wie einst, hoffnungslos bleibt hoffnungslos: Wolfgang Ambros erfindet sich nicht neu. Er ist, wie er ist, direkt und intensiv. Für seine pur!-Tour holt er Perlen aus dem Fundus und fügt sie ins Programm, das am 4. April im Simbacher Lokschuppen zu hören sein wird. Wir haben vorab mit ihm gesprochen und über politische "Erscheinungen", die Zukunft des Austropops und die "Buama" Seiler und Speer gesprochen.

Herr Ambros, wir beide haben einen gemeinsamen Bekannten: Arzt und AMREF-Botschafter Walter Schmidjell. Er war in den 90ern unser Gemeindearzt. Er machte uns nicht nur gesund, sondern brachte 1995 Wolfang Ambros nach Kirchberg. Das war ein Benefizkonzert für die afrikanische Hilfsorganisation. Unterstützen Sie AMREF eigentlich noch immer?

Wenn ich gebraucht werde, dann bin ich schon immer noch bereit, ja. Was die wenigsten wissen: Das Austria 3-Projekt war ein Benefizprojekt zugunsten Obdachloser.

Zuletzt haben Sie Ihre berühmte Stimme gegen die Kürzung der Mindestsicherung eingesetzt...

Das muss man einfach machen. Das weiß ein jedes Kind, dass das nicht funktionieren kann.

Apropos Pop und Politik: Nach dem Scharmützel zwischen Ihnen und der FPÖ im Sommer lässt sich klar sagen: Hoit do is a Spoit.

Ich vertraue immer noch darauf, dass das letztendlich nur eine Erscheinung ist und diese sich wieder verflüchtigen wird.

Unplugged haben Sie Ihre Karriere begonnen und Sie wollten mit dieser Tour wissen, ob Sie das noch können. Können Sie?

Was das heurige Jahr betrifft, weiß ich es noch nicht, weil da haben wir noch nichts gespielt. In Kürze werden wir es wissen (lacht). Ich bin aber zuversichtlich.

Die Stimme macht’s noch mit?

Die Stimme macht’s noch mit. Ich war fünf Wochen in Afrika und da habe ich einiges an Probenarbeiten vorweggenommen.

Die Tour wird als zeitlos beschrieben. Gibt es dennoch eine Sache, die in Simbach neu ist?

Wir werden in Simbach Änderungen im Programm haben. Das Programm, das wir jetzt spielen, ist das beste, was wir je gehabt haben. Deswegen werden wir da nur sehr vorsichtig Änderungen einfügen.

Keiner steht so sehr für das Genre Austropop wie Sie. Wie sieht es mit dem Nachwuchs aus – sind Nachfolger in Sichtweite?

Jede Menge! Seiler und Speer sind für mich designierte Nachfolger. Ich habe mit ihnen zusammen was gesungen, das wird im Sommer erscheinen. I mog de Buama. Vielleicht liegt’s auch daran, dass mein Sohn bei ihnen Schlagzeug spielt (lacht). Der Wanda Marco ist auch erstaunlich, obwohl er eher hochdeutsch singt. Das ist so eine eigene Kunstsprache, die er entwickelt hat. Pizzera und Jaus sind doch auch großartig, da gibt’s eine ganze Menge!

Der Austropop ist also auf einem guten Weg?

Ja, er hat sich auf seltsame Weise entwickelt. Eine Zeitlang war das fast ein Schimpfwort. Den Ausdruck hat es nicht gegeben, als ich angefangen habe. Journalisten fanden, es müsst eine Schublade geben, damit man das wo hineinstecken kann. Und dann wurde der Austropop erfunden. Gut, wir haben uns damit abgefunden, man kann sich eh nicht dagegen wehren. Austropop war eine ganze Weile lang pfui. Und dann auf einmal haben ganz junge Leute, die haben sich Krocha genannt, diese Musik auserkoren, sich damit identifiziert, Partys veranstaltet und unsere alten Sachen gespielt. Das hat dann ein ungeheures Ausmaß angenommen. Und wissn’S eh: wo Fliegen sind, fliegen Fliegen zua. Heute gibt es einen soliden Stock an Leuten, die unsere Musik zum Vorbild haben und darauf aufbauend ihre eigenen Sachen machen.

Sie sind seit wenigen Tagen 67 Jahre alt. Wie viele Konzerte spielen Sie noch im Jahr?

65 sind bis jetzt fixiert, da kommen noch immer welche dazu.

Denken Sie manchmal an die Pension?

Ein bescheidenes Auskommen würde ich schon haben, aber: Wos moch i donn? Da wird mir ja stink- langweilig!

Karten: Simbach: Lokschuppen und Spielwaren Schlattl. Braunau: Trafikplus Simböck, Trafikplus Graf, Trafikplus Bernbacher. online: www.cofo.de. Gewinnspiel: E-Mail (Name, Telefonnummer, Adresse) an m.mayrboeck@nachrichten.at bis spätestens 18. März.