Ausschreibung: Neue Spitzen der Energie Ried übernehmen Topbetrieb
RIED. Pensionierungsbedingter Wechsel der Geschäftsführung per Anfang 2021 vorgesehen.
Sie haben am 1. Jänner 1996 gemeinsam als Geschäftsführer begonnen, sie wechseln per 1. Jänner 2021 gemeinsam in den Ruhestand: Helmut Binder und Siegfried Liebich haben die Energie Ried zu einem sehr profitablen Unternehmen entwickelt, das auch den weiteren Ausbau der größten Geothermie Österreichs vorantreibt. Nun werden die Geschäftsführer-Posten ausgeschrieben (www.trescon.at sowie in der Samstags-Ausgabe der OÖNachrichten vom 21. September). Die Bewerbungsfrist läuft bis 14. Oktober. Die Entscheidung über die Auswahl obliegt der Generalversammlung der Energie Ried und dem Rieder Gemeinderat – das Unternehmen befindet sich im Besitz der Stadtgemeinde.
Keine "Leichen" im Keller
Mitte 2020 sollen die Nachfolger an Bord sein, um in die neue Tätigkeit hineinzuwachsen. "Unsere Nachfolger übernehmen ein Unternehmen, das top aufgestellt ist und in dem es keine finanziellen Leichen im Keller gibt", so Binder. In die Geothermie, die bereits 101 Betriebe, 2345 Wohnungen und 175 Einfamilienhäuser mit erneuerbarer Heizenergie versorgt, wurden inklusive Förderungen 50 Millionen Euro investiert. "Trotzdem haben wir keine Verbindlichkeiten, keine Schulden."
Auch organisatorisch sei die Energie Ried gut aufgestellt. "Als wir 1996 kamen, waren es 154 Mitarbeiter, jetzt sind es 106. Das ist trotz Produktionserweiterung dank Effizienzsteigerungen und Änderungen in den Abläufen ohne Kündigungen gelungen."
"Großsponsor" für Stadt Ried
Neben dem Großprojekt Geothermie betreibt das Unternehmen ein Strom- und Gasnetz, ein Elektrofachgeschäft, ist Trinkwasserversorger, Installationsprofi – und als "Cashcow" Großsponsor für den Eigentümer Stadtgemeinde: Im Jahr 2004 musste sich das Unternehmen das Rieder Messegelände einverleiben, damit wurde die Stadt aus diesem Titel heraus um neun Millionen Euro entschuldet. "Drei Millionen Euro haben wir zum neuen Hallenbad mitgezahlt, weitere 3,2 Millionen Euro für den neuen städtischen Bauhof. In den vergangenen drei Jahren haben wir im Schnitt jeweils 500.000 Euro an das Museum der Stadtgemeinde gespendet und zahlen via Tochterfirma jährlich knapp 400.000 ab Abgabe für die Nutzung des öffentlichen Gutes. Dazu gesellt haben sich größere Summen für Investitionen in Messehallen sowie für die Bepflasterung der Begegnungszone", so Binder und Liebich mit einem Auszug.
Bohrung sehr erfolgreich
Hochzufrieden sei man mit dem Ergebnis des Pumpversuchs zur jüngsten Geothermiebohrung. "105 Grad Celsius vor dem Wärmetausch bei bis zu 100 Litern pro Sekunde. Nun steht die wasserrechtliche Verhandlung samt Fristenlauf an. Wir hoffen, im Dezember in den Regelbetrieb wechseln zu können. Dies vorausgesetzt, ist von der Leistung her ein weiterer Ausbau des Netzes möglich."
Künftig werde die Kaserne angeschlossen, mit dem potenziellen Großabnehmer Krankenhaus sei die Verhandlungen weit gediehen. "40 GWh liefern wir insgesamt bereits, in den nächsten drei Jahren sollen weitere 17 GWh dazukommen." Mit Strom versorgt die Energie Ried ein Gebiet von 200 Quadratkilometern, ein eigenes 30-kV-Netz wurde aufgebaut. "In diesem Bereich wird bei uns alles erdverkabelt", sagt Liebich. Von den Strommengen her habe es zwischen 1995 und 2018 eine Steigerung von 137,6 GWh auf 203,3 GWh gegeben. Dies sei auch ein Parameter für die gute wirtschaftliche Entwicklung der Region. "Wir haben keinerlei fossile Energie und auch keinen Atomstrom im Stromnetz."
Mit Wolken steigt Bedarf
Zusehends bemerkbar mache sich der Ausbau der Photovoltaik auf den Privatdächern. "Wenn Wolken kommen, steigt sofort der Zulieferbedarf durch uns." Die absehbaren Herausforderungen für die Nachfolger an der Firmenspitze: "Ganz sicher der massive Ausbau der Infrastruktur für die E-Mobilität. Und was halt der E-Control so alles einfällt."
Regelungen für Pool-Befüllungen werden kommen
Aus vier eigenen Brunnen versorgt die Energie Ried pro Jahr tausende Haushalte und viele Betriebe mit knapp einer Million Kubikmeter Trinkwasser. Dank Investitionen ist der Verlust durch Lecks im Netz seit 1996 von 20 Prozent auf aktuell fünf Prozent gesunken. Nach wie vor sei instand zu halten, die ältesten Leitungen stammen aus dem Jahr 1909. Das Befüllen von Pools werde immer mehr zum Thema. „Prinzipiell ist genügend Wasser vorhanden. Aber wenn alle zeitgleich befüllen, wird es eng. Darauf ist das System nicht ausgelegt. Es wird zu einer zeitlichen Staffelung kommen müssen, so wie bei anderen Betreibern auch“, sagt Geschäftsführer Siegfried Liebich. „Wir merken sofort, wenn die Leute beginnen, ihre Pools zu befüllen. Das wird koordiniert werden müssen. Frei- und Hallenbad haben auch großen Mengenbedarf. Das lässt sich aber gut timen.“