Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

Auf den Hund gekommen

Von Reinhard Burgstaller   12.September 2019

Wenn es um das Thema Hund geht, ist Anna Maria Pichler in ihrem Element. Nicht nur, weil sie in den vergangenen Jahren viel um der Österreicher liebstes Haustier gelernt hat, sondern weil sie Hunde liebt. Vorweggenommenes Fazit des Gespräches mit der 49-Jährigen: "Hunde brauchen einen Rudelführer. Und der bin ich!" "Heilende Pflege" und "Dog Sitting" sind die Schlagwörter der Homepage von Anna Maria Pichler. "Ich bin aber keine auf den Hund gekommene Autowerkstatt, in der man nur an ein paar Schrauben drehen muss, und Flocki ist geheilt."

Unwissende Besitzer

Das Problem oft krank gewordener Hunde seien meist nicht die Vierbeiner selbst, sondern deren Besitzer. "Weil sie das Verhalten ihrer Lieblinge falsch deuten." Wenn Hunde nervös wirken, dann oft nicht, weil ihnen etwas weh tut oder sie spielen, sondern "schlicht und ergreifend ihre Ruhe haben möchten". So manches Herrl – oder Frauerl – wisse oft gar nicht, dass Hunde täglich 18 bis 20 Stunden Schlaf benötigen, um topfit zu sein. Viele meinen, ihr Hund "habe etwas", weil er dauernd schlafe, dabei sei das "das Natürlichste in einem Hundeleben".

Sie selbst ist aber auch ausgebildete "Meridian"-Behandlerin, die genau wisse, wo sie bei einem kranken Hund "hingreifen" muss, um Linderung oder Heilung zu schaffen. Viele Halter wüssten außerdem nicht, dass auch Hunde in die Pubertät kommen. "Und das gleich zweimal. Vom siebten bis zum neunten und vom sechzehnten bis zum neunzehnten Monat", weiß die Expertin genau. Dann seien die Vierbeiner "ein wenig unberechenbarer als sonst". Trotzdem müssen Hunde auch in dieser Zeit wissen, "wer die Herrin im Haus ist – ich!", schwört Pichler trotz aller Liebe auf Autorität Hunden gegenüber.

Dass einige Vierbeiner Schüssen – etwa Silvesterknallereien – gegenüber besonders furchtsam reagieren, schreibt die gebürtige Thalheimerin ausschließlich ihren Haltern zu. "Wenn ich schon drei, vier Tage vor Silvester immer wieder mit Bekannten und dem Hund selbst über die schreckliche Knallerei spreche, dann merkt das der Hund ganz genau." Weshalb es für den Hundehalter gelte, bei Schüssen so zu tun, als würde er nichts hören. "Nicht nervös zusammenfahren und zu schimpfen beginnen", glaubt Pichler das Rezept gegen die "Knallhysterie" bei Hunden zu wissen.

Hunde brauchen klare Regeln

Was Hunde noch bräuchten, seien Regeln. Ohne solche würde ihr Haus, in dem oft bis zu zehn Hunde untergebracht sind, "im Chaos versinken". So beginne jeder Tag nach diesem Prinzip: "Aufstehen, die Hunde im Garten aufs Klo gehen lassen. Ich frühstücke. Dann gehen alle eine Runde spazieren, ehe es für die Hunde einen Teil des von ihren Besitzern mitgegebenen Futters gibt. Dann schlafen in Boxen. Boxen seien wichtig, weil sich Hunde darin in "ihren vier Wänden" wähnten. Und so weiter." Weil die Hunde in ihrem – Pichlers – Haus ganz genau wüssten, wann was zu tun sei, "sind sie völlig entspannt. Und das schon vom ersten Tag an", sagt Pichler.

Während des Interviews liegt "Sir Lanzelot", ein "legal aus Santorin eingeführter Straßenhund" gemütlich in seinem Körbchen. Dass auch in zwei der drei daneben befindlichen Boxen Hunde schlafen, ist erst zu bemerken, als Anna Maria Pichler darauf hinweist. Die Vierbeiner fühlen sich also wohl in ihrem kleinen Hundehotel. Der Kirchenplatz 5 ist für viele Halter erste Anlaufstelle, wenn sie auf Urlaub fahren und ihren geliebten Vierbeiner einmal nicht mitnehmen dürfen beziehungsweise wollen. Es ist keine Seltenheit, Anna Maria Pichler mit fünf und mehr Hunden an deren Leinen durch Mettmach spazieren zu sehen. Ohne großes Gebell. Alles wohl geordnet. Weil die Hunde unterschiedlichster Rassen genau wissen, wer ihr Rudelführer ist: "Ich!", schmunzelt die Hundeflüsterin, die sich selbst nicht als solche bezeichnen würde. "Ich liebe einfach Tiere. Und speziell Hunde und Pferde über alles."

  • Thema der Woche: Wer ein Haustier hat, steht beim Buchen des Urlaubs vor der Frage: Mit oder ohne? Die Strapazen der An- und Abreise in Kauf nehmen oder ein Übergangszuhause finden? Die diplomierte Hundepsychologin Ulrike Griessl meint: Wer seinen treuen Gefährten liebt, macht Kompromisse bei der Wahl seines Urlaubsziels oder gibt den Hund in sorgfältig ausgewählte Pflege. Eine Möglichkeit: die Hundepension von Anna Maria Pichler (Foto).
  •  Gastkommentar:  "Nicht jeder Urlaub ist Bello zumutbar", findet Ulrike Griessl.
Thema der Woche

3 Fragen an Adalbert Fellner, Tierarzt aus Utzenaich

  1. Hund&Katz in den Urlaub mitnehmen – eine gute Idee?

    Bei Katzen ist es ein absolutes No Go, wenn man sie im Auto etwa mit nach Kroatien nimmt. Katzen fühlen sich in gewohnter Umgebung mit Katzenklappe, ausreichend Futter und Wasser am wohlsten. Bei Hunden ist bei entsprechender Vorbereitung – wird ihm zum Beispiel schlecht? – eine Mitfahrt im Auto durchaus möglich. Wenn die entsprechenden Bedürfnisse des Hundes abgedeckt sind – mit einer Transportbox oder einem Sicherheitsnetz und Trockenfutter, wenn der Hund dieses Futter gewohnt ist. Hunden kann ein Ortswechsel durchaus taugen, sie fühlen sich an Hundestränden dann auch pudelwohl!
  2. Und wie sieht es mit Flugreisen aus?

    Manche Fluggesellschaften erlauben den Transport – je nach Größe des Hundes – am Schoß oder in einer eigenen Box, die man dann bei der Hundegepäcksabgabe wieder entgegennimmt. Aber ehrlich: Ich täte das nicht, die ideale Art ist dies mit Sicherheit nicht. Ganz offen gesagt: Ich würde meinen Hund so nicht in den Urlaub mitnehmen.
  3. Sind zum Beispiel Hundepensionen eine geeignete Alternative?

    Auf jeden Fall. Man sollte sich aber vorher selbst ein Bild davon machen, ob die jeweilige Hundepension dem Bedürfnis des eigenen Tieres entspricht. Hunde fühlen sich in der Gesellschaft anderer Tiere meistens auch wohl. Und für Hunde ist der Wechsel von Bezugspersonen auch kein großes Problem. Sie freuen sich natürlich, wenn man wieder heimkommt, aber ab und zu sind sie auch froh über den "Urlaub von Herrchen". (rokl)

"Ein Hundehotel käme für meinen Hund und mich nie in Frage"

SIGHARTING. Bettina Oberndorfer (45) aus Sigharting ist als Mitglied der "Rettungshunde Innviertel" eine Expertin in Sachen Hunde

"Ein Hundehotel käme für meinen Hund und mich nie in Frage"
Ein starkes Team: Bettina Oberndorfer und ihr Hund "Timba". (Rettungshunde Innviertel)

Bettina Oberndorfer und ihr Hund "Timba" sind ein unzertrennliches Paar. Deswegen ist es für die Sighartingerin kein Thema, ihren Weggefährten während eines Urlaubs in eine Hundepension zu geben. "Der Hund ist – wie wir Menschen – ein Rudeltier und braucht sein gewohntes Umfeld. Daher kommt eine vorübergehende, fremde Unterkunft für meinen Hund nicht in Frage", sagt Oberndorfer, die hauptberuflich an der Landesmusikschule in Münzkirchen und Taufkirchen Klarinette unterrichtet. In ihrer Freizeit engagiert sie sich ehrenamtlich als Schriftführerin beim Verein der "Rettungshunde Innviertel". Dort trainiert sie mit Timba bis zu drei Mal in der Woche. Auch sonst ist das fünfjährige Tier immer mit dabei - auch und vor allem im Urlaub. "Man muss sich natürlich vorher informieren, ob die Reise ‘hundgerecht’ ist oder nicht", so die Sighartingerin. Es komme auch immer auf die Rasse an und in welches Land die Reise gehen soll. Es gibt in jedem Staat sogenannte Listenhunde, die besonderen Vorschriften unterliegen. Generell sei es wichtig, alle Dokumente dabei zu haben. Sei es nun die, von der Gemeinde ausgegebene, Hundemarke oder auch die Bestätigung des Tollwut-Tests. Ist man im jeweiligen Land angekommen, gilt es sich wiederum zu informieren, ob das Tier in öffentliche Verkehrsmittel einsteigen darf oder zum Beispiel auf Stränden zugelassen ist. Auch Leinen- und Maulkorbpflicht sind zu beachten.

Ob man durch Hunde beim Reisen daher eingeschränkt sei? "In gewisser Hinsicht natürlich schon", sagt Oberndorfer, "aber Timba gibt mir so viel zurück und bereichert mich ungemein – da nehme ich diesen zusätzlichen Aufwand gerne auf mich." Auch, dass Flugreisen mit ihrem Hund nur sehr schwer möglich sind, ist für die 45-Jährige kein Problem. Generell rät sie davon ab: "Das Tier erleidet im Flieger enorme Strapazen, vor allem, wenn es im Frachtraum transportiert werden muss." Dies ist dann der Fall, wenn der tierische Begleiter mehr als acht Kilogramm wiegt, ansonsten darf er in einer Transportbox mit in die Flugkabinen gebracht werden. "Die Flughöhe und die ungewohnte Umgebung, können den Hund in eine große Stresssituation bringen."

Bettina Oberndorfer war mit Timba in diesem Sommer in den Tiroler Bergen wandern. Beide – Frauchen und Hund – hätten es sich nicht schöner vorstellen können.

Heuriges Sommerphänomen: Katzenschwemme in den Tierheimen

LOCHEN, BRAUNAU. In der Urlaubszeit werden die meisten Haustiere ausgesetzt – der heurige Sommer war besonders intensiv

Die Sommerferien sind vorbei. Alle sind gut erholt aus dem Urlaub zurück, manche hingegen sind reif für die Insel: die Tierpfleger in Tierheimen. "Wir wurden überschüttet mit Tieren", sagt Christine Zeller, Leiterin des Tierheimes in Braunau. Gleiche Situation in der 30 Kilometer entfernten Pfotenhilfe Lochen.

Alle Jahre wieder: Im Winter ist die Freude groß, wenn das Christkind Bello unterm Christbaum legt, im Sommer ist dann doch der Urlaub wichtiger. Die Familie verreist, Bello auch und zwar auf Nimmerwiedersehen. Schamlos werden jedes Jahr zig Haustiere abgegeben oder einfach ausgesetzt. Davon kann Zeller ein Lied singen: In und um Braunau wurden einige Hunde ausgesetzt und auffällig viele Katzen. "Im heurigen Sommer so viele wie noch nie. Insgesamt waren es 45 bis 50 Katzen, die wir aufnehmen mussten. Das ist nicht mehr normal", sagt Zeller. Im Tierheim Braunau wurde es zu eng, Zeller und eine Mitarbeiterin pflegen daher jeweils um die 20 Katzen privat bei sich zu Hause. Diesen Katzenüberschuss führt sie jedoch nicht nur auf die Urlaubszeit zurück. Sie hat den Verdacht, dass sich die Leute nicht mehr an die gesetzliche Kastrationspflicht halten. Johanna Stadler von der Pfotenhilfe sieht das genauso. Mehr als 100 Katzen alleine im August, nennt sie die Bilanz. Aufnahmestopp war einmal notwendig, 32 Flaschen-Katzen-Kinder, die nachts alle zwei Stunden gefüttert werden wollen, waren der Geschäftsführerin genug. Um die 50 kleine Kätzchen wären in Lochen zu haben. "Normalerweise gehen kleine Katzen weg wie warme Semmel, aber es gibt gar nicht so viele Plätze wie Katzen. Die Perfekten finden schnell einen Platz, übrig bleiben die weniger schönen und vor allem die kranken", sagt Stadler. Zeller sieht eine Marktlücke: "Im Sommer fragen uns oft Leute, ob wir während des Urlaubs ihre Katze nehmen. Im Bezirk gibt es eine Hundepension, für Katzen gibt es nichts."

Auch viele Hasen abgegeben

Noch ein Sommerphänomen: "Heuer wurden viele Kaninchen abgegeben. Zwischen Juni und September 56! Das waren alles Ostergeschenke, leider ist das Schenken von Tieren immer noch populär", sagt Stadler.

Die Tiere wurden teilweise unter "dubiosen" Umständen gefunden, im Sackerl an die Pfotenhilfe-Tür gehängt, manch ein Tierhalter entwickelte plötzlich eine Allergie – die Ausreden sind kreativ. "Manche sagen, sie hätten den Hund gefunden und man merkt jedoch, dass der Hund eine Beziehung zu dem Mann hat... Wir versuchen in solchen Situationen immer freundlich zu bleiben, auch wenn uns das manchmal schwer fällt", sagt Stadler, die an die Menschheit appelliert: "Bitte gut überlegen, ob Sie sich ein Haustier anschaffen, das 365 Tage im Jahr von einem abhängig ist. Und keine Tiere verschenken!

Stimmen Sie ab!

copyright  2024
25. April 2024