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Franziska Murauer betreibt seit vier Jahren die Gschwendtalm

Von Bianka Eichinger und Elisabeth Ertl   30.August 2019

Nach Großraming zu finden ist auch ohne Navi nicht schwer. Bei der Fahrt auf dem sieben Kilometer langen Lumplgraben, der ab der Hälfte nur noch einspurig ist, kommen dann aber die ersten Zweifel auf, ob das der richtige Weg zum Parkplatz ist, von wo aus der Aufstieg zur Geschwendtalm beginnt. Zu Recht, denn auf der Einfahrt zu einem idyllischen Bauernhof ist vorläufig Endstation. Wir sind aber nicht die Ersten, denen das passiert, denn der nette Landwirt weiß Bescheid. "Das Navi schickt öfter die Leute hier rauf. Ihr müsst wieder zurück und rund 100 Meter nach der Kapelle befindet sich rechts der Parkplatz für die Besucher der Gschwendtalm", erklärt der Einheimische routiniert.

Gesagt, getan. Und da ein Wohnmobil und ein Auto mit Rieder Kennzeichen ebenfalls dort entlang fahren, wächst die Zuversicht, nun auf dem richtigen Weg zu sein. Ein Parkplatz ist schnell gefunden, nichts kann uns mehr aufhalten. Der Wanderweg beginnt etwas weiter links – 50 Meter nach dem Holzschild "Gschwendtalm".

Trittsicherheit und Kondition sind für den Aufstieg durch den Wald Voraussetzung. Größter Pluspunkt des teilweise recht rutschigen Weges: überall ist Schatten. Im Wald herrscht Stille, nur ab und zu sind Kuhglocken zu hören. In gut einer Stunde ist der Aufstieg für jedermann zu schaffen. Sogar die kleinen Wanderer kommen mit ihren Eltern freudestrahlend bei der Gschwendtalm an. Auf den letzten zweihundert Metern, die über eine Almwiese führen, ist das Haus bereits zu sehen. Vorbei am riesigen Gemüsegarten und einem Schild mit der Aufschrift "Sunbeng" führt der ersten Weg zur Getränkeausschank.

"Ku(h)linarik" am Berg

"Auf den Tisch kommt, was die Natur hier oben uns schenkt und was wir selbst daraus machen", sagt die Lohnsburgerin Franziska Murauer, die seit vier Jahren mit ihrer Freundin Anita Löcker die Geschwendtalm betreibt. Fast alles, was kulinarisch angeboten wird, machen die Hüttenwirtinnen selbst. "Zweimal täglich melken wir unsere Kühe, um dann die Milch zu Butter, Topfen und Käse zu verarbeiten. Außerdem gibt’s frische Topfenmehlspeisen, verschiedene Aufstriche, Butter sowie Buttermilch und unseren Alm-Mozzarella-Frischkäse. Den Teig für das Brot rühren wir per Hand im Holztrog und gebacken wird es im Holzofen", sagt die 28-Jährige.

Was bleibt, bekommen die Tiere

Wo die Eier herkommen, ist auch nicht schwer zu erraten, da direkt neben den Sitzgelegenheiten für die Gäste, die Hühner in ihrem Gehege herumspazieren. Ein paar Meter davor wächst allerhand frisches Gemüse und Salat heran. "Was gerade geerntet werden kann, bereiten wir für unsere Gäste zu. Und wenn etwas übrig bleibt, bekommen es unsere Schweine, die dann wertvolles Fleisch liefern. So entsteht ein Kreislauf mit der Natur", sagt die sympathische Lohnsburgerin.

Spätestens jetzt läuft einem das Wasser im Mund zusammen und es ist Zeit, all die guten Dinge zu verkosten. Und so viel ist bereits beim Anblick der Speisen klar, die die fleißigen Kellner pausenlos aus dem urigen Almhaus heraustragen: Die beiden Wirtinnen legen nicht nur Wert auf gutes, ehrliches Essen, sondern richten die Gerichte auch mit viel Liebe zum Detail an. Die Gäste an diesem Tag sind sich einig: Alles schmeckt hervorragend!

Wohlfühlplatz mit Abstrichen

Frische Luft, gutes, selbstgemachtes Essen, im Einklang mit der Natur leben, mit Freunden arbeiten und die eigene Chefin sein – es hört sich an, als hätten die beiden Hüttenwirtinnen alles richtig gemacht. Doch gibt es irgendetwas, das sie vermissen? "Eine warme Dusche", antwortet Franziska ohne nachzudenken. Auf fließendes Warmwasser müssen die beiden und ihre Gäste auf der Gschwendtalm verzichten. Auch Strom steht nicht immer zur Verfügung. "Aber sonst fällt mir wirklich nichts ein, was ich hier vermisse."

Video: Franziska Murauer auf der Gschwendtalm

Interview mit Franziska Murauer

Die 28-jährige Lohnsburgerin über die harten und schönen Seiten des Almlebens.

Wie kommt man als junge Frau auf die Idee, auf einer Alm zu leben und zu arbeiten?

Ich habe in Hallstatt die HTL gemacht und dann als technische Zeichnerin gearbeitet. Aber nach ein paar Jahren war mir klar, dass ich es nicht mehr aushalte. Nur im Büro sitzen ist einfach nicht meins. Deshalb habe ich gekündigt und ein Jahr lang sämtliche Jobs angenommen. Dann kam das Angebot eines Bekannten, mit ihm in die Schweiz zu gehen und dort auf einer Alm zu arbeiten. Dort habe ich Anita kennengelernt. Diese intensive und anstrengende Zeit hat uns zusammengeschweißt. Nur mit ihr kann ich mir die Arbeit auf der Alm vorstellen. Wir beide machen die Gschwendtalm aus.

Wie seid ihr eigentlich zu eurem jetzigen Arbeitsplatz gekommen?

Wir haben per Annonce in der Landwirtschaftszeitung und auf anderen Wegen aktiv gesucht. Per Zufall konnten wir uns dann bei den Bauern, denen die Gschwendtalm gehört, vorstellen und sie haben sich zum Glück für uns entschieden. Wir wollten unbedingt eine Alm mit Milchkühen und die Geschwendtalm ist derzeit die einzige im Nationalpark Kalkalpen.

Ihr beide seid nun die vierte Saison auf der Geschwendtalm – ist ein Ende in Sicht?

Zurzeit nicht. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir es noch ein paar Jahre machen. Natürlich können sich die Lebensumstände ändern und dann hören wir auf. Ohne Anita könnte ich es mir nicht vorstellen. Wir sind ein eingespieltes Team und verstehen uns blind. Der Alltag auf der Alm ist nicht immer einfach, ständig geht etwas kaputt oder etwas Ungeplantes kommt dazwischen. Da muss man viel improvisieren. Gut unterstützt werden wir auch von unseren Freunden und Familien, die regelmäßig zu uns kommen und aushelfen.

Und woher könnt ihr all die Dinge, wie melken, Topfen machen und Brot backen?

Wir sind beide auf einem Bauernhof aufgewachsen. Ich selbst habe fast alles von meiner Mama gelernt – ohne sie wäre es nicht gegangen. Sie kann einfach alles und hat es uns beigebracht.

Gibt es auch Tage, die einfach zum Vergessen sind?

Die gibt es immer wieder. Mal haben wir keinen Strom, dann muss wieder die Feuerwehr kommen, weil wir kein Wasser haben oder es geht etwas anderes kaputt. Aber wenn man mit guten Freunden arbeitet, dann findet sich immer eine Lösung.

Zahlen und Fakten

954 Meter hoch liegt die Gschwendtalm, die seit vier Jahren von Anita Löcker und der 28-jährigen Lohnsburgerin Franziska Murauer bewirtschaftet wird.

17 Personen können maximal auf der Gschwendtalm übernachten. Für die Gäste steht ein Achter- und ein Fünfer-Lager zur Verfügung. Die „Almimoon – Suite“ für vier Personen kann auch separat gebucht werden.

24 Euro kostet eine Übernachtung auf der Gschwendtalm – inklusive ausgiebigem Almfrühstück.

3 Milchkühe haben Franziska und Anita. Aus deren Milch machen die beiden Butter, Käse, Topfen, Frischkäsebällchen und Alm-Mozzarella.

45 Jungtiere werden von den beiden Alm-Pächterinnen den Sommer über betreut. Darüber hinaus haben sie noch Schweine, Hasen und Hühner. Mehr Informationen über die Gschwendtalm online unter www.gschwendtalm.at

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28. März 2024