Zu teure Wohnungen – besonders für Mütter, Kranke, Fremde und Schwache

Von Monika Raschhofer   29.Juli 2018

Das Problemfeld Wohnen bestimmt den Austausch der Sozialarbeiter, Berater und Vertreter von Vereinen, die sich für das Wohl Schwächerer einsetzen. Immer wieder in der Vergangenheit und auch bei der 300. Sitzung der Interessensgemeinschaft (IG) Mensch und Arbeit. Ob es um misshandelte Frauen geht, um psychisch Kranke, um Flüchtlinge, um Jugendliche mit Problemen – dass es kaum möglich ist, für die Klienten leistbare Wohnungen zu finden, thematisieren bei der IG-Sitzung alle.

Die IG ist ein loser Zusammenschluss von Menschen, die in Sozialinitiativen, Beratungsstellen oder Vereinen tätig sind, die sich mit dem Bereich Arbeit beschäftigen. Die Initiative dazu kam vom Treffpunkt Mensch und Arbeit (früher Betriebsseelsorge). "Leistbares Wohnen ist ein großes Thema, seit Jahren. Es ist schwer, für eine Frau mit Kindern was zu finden", sagt Margarethe Kröll von der Beratungsstelle "Frau für Frau". Größere Wohnungen zu finden, sei extrem schwer, pflichtet ihr eine Vertreterin des Frauenhauses Innviertel bei, die namentlich nicht genannt werden darf.

"Arbeit ja, Wohnung nein"

Sechs Notschlafplätze gibt es in Braunau. Wenn die Leute von dort nicht weggehen können, weil sie keine Wohnung finden, ist für neue Akutfälle nicht einmal mehr ein Notschlafplatz zur Verfügung. Karl Felbermair, Sozialarbeiter im Krankenhaus Braunau, kennt das und wird deutlich: "Wir können die Leute ja nicht vom Krankenhaus unter die Brücke entlassen!"

Auch in der "ego"-Beratungsstelle von "pro mente" ist Wohnen ein ständiges Thema. "Wir müssen oft abfedern und Jugendliche oder Suchtkranke in Pensionen unterbringen", erklärt Christian Huemer und weist darauf hin, dass dies eine teure Unterbringungsform ist, die schnell den Kostenrahmen sprengt. "Arbeit ja, Wohnung nein", so beschreibt Gabriele Pointner von ReKi (Regionales Kompetenzzentrum für Integration) die Lage von anerkannten Flüchtlingen. In den Asylwerberunterkünften dürfen sie ja nicht bleiben.

"Seit 17 Jahren beschäftigt uns das Thema Notwohnen", sagt eine Mitarbeiterin der Caritas, die den Bezirk gut kennt. Von 1994 bis 1996 gab es in Braunau eine Notschlafstelle. Sie musste aufgrund von Mängeln geschlossen werden. 2002 war fallweise eine Unterbringung in der Jugendherberge Braunau möglich, 2010 hat die Pfarre St. Peter eine Pilgerherberge zur Verfügung gestellt. Dass es Wohnbeihilfe nur für günstige Wohnungen gibt, erschwert die Situation für die Betroffenen zusätzlich.

Konzept und Hoffnungen

Eine Arbeitsgruppe der IG ist seit langem in diesem Thema engagiert, hat 2008 eine Erhebung durchgeführt und ein Konzept erstellt. 60 Personen hätten damals eine Akutunterbringung, teilweise in spezieller Wohnform, gebraucht. Seit 2011 setzt die Caritas verstärkt auf die Vermeidung von Delogierungen. "Aktuell laufen Verhandlungen bezüglich eines neuen Projekts", gibt die Caritas-Mitarbeiterin die Hoffnung nicht auf. Renate Mann hofft, dass es bald auch in Braunau ein Frauenhaus geben wird, die OÖN berichteten. Seit kurzem gibt es eine Internetplattform, auf der Kurzzeitwohnungen für Beeinträchtigte vermittelt werden. "Ich habe dort aber noch niemanden unterbringen können", berichtet Felbermair. Und er verspricht sich auch Verbesserungen durch die Wohnagentur, eine Initiative der Leader-Region.

Ein bisschen Positives

"Kürzungen überall", fasst Mobbingberater Karl-Heinz Hellinger vom Treffpunkt Mensch und Arbeit zusammen, was ihm generell im Sozialen Sorgen bereitet. "Aufs Minimum", ergänzt Karl-Heinz Matl von der Beratungsstelle "beziehung.leben". Positives sehen die IG-Mitglieder auch: dass sich die Leute eher trauen, Beratung in Anspruch zu nehmen; dass es leichter ist Arbeit zu finden, die Anforderungen aber sehr hoch sind; dass Hilfesuchende nicht mehr so stigmatisiert werden. Und: "Sowas wie diese IG gibt´s kein zweites Mal. Der Austausch ist sehr wertvoll", betont Matl.