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"Wüsste nicht, wo wir am Gewerberecht anstoßen!"

Von Dieter Seitl   20.April 2016

Die Wirtschaftskammer Oberösterreich hat angekündigt, gegen das Modell Food Coop, welches Konsumenten mit Lebensmittelerzeugern aus der direkten Umgebung zusammenbringt, vorzugehen und eventuell Anzeigen bei den Bezirksbehörden zu erstatten. Zumal eine Gewerbeberechtigung nötig sei, diese aber nicht vorliege. Mangels Gewerbe würden sich die Food Coops der Gewerbebehörde "entziehen" und damit indirekt auch der Lebensmittelaufsicht.

Die im Innviertel bislang einzige Food Coop wird in Taiskirchen betrieben: Der Verein "Guat" umfasst 60 Konsumenten, die direkt von 20 kleinen bäuerlichen Lebensmittelproduzenten beziehen – vorwiegend Kleinstbetriebe aus dem engsten regionalen Umfeld, so die Initiative.

EU und Land halfen mit

Eine Food Coop, die übrigens via Agenda21 mit Mitteln der EU und des Landes ins Leben gerufen werden konnte und als Verein mit Statuten bei der Behörde eingetragen ist. Hervorgegangen ist der Verein wiederum aus der Initiative "Wie's Innviertel schmeckt" unter Alois Selker. "Wir verfolgen die Debatte mit, hatten aber noch keine Probleme."

Auch bei der BH Ried liegt derzeit keine Beschwerde vor. Er könne nur über die Innviertler Food Coop sprechen, so Selker. "Wir wissen, dass wir keinen Handel betreiben dürfen, und wir betreiben auch keinen Handel. Ich wüsste nicht, wo wir am Gewerberecht anstoßen. Ich sehe keinen Angriffspunkt." Bei "Guat" müsse sich jedes Mitglied einbringen.

Die Logistik erfolge ausschließlich aus der Konsumentengruppe heraus. "Es wird nichts zugestellt. Alles erfolgt zu 100 Prozent ehrenamtlich, es gibt keine Provisionen." Der Konsument wende sich direkt an den Erzeuger, durch das indirekte Bindeglied Verein gebe es zum Beispiel auch keine Abrechnung.

Vor Vereinsgründung sei der Bedarf erhoben worden. "Es zeigte sich der Wunsch, hochwertigste Lebensmittel direkt aus der Umgebung für die jeweils eigene Familie zu beziehen." Der Innviertler Verein sei nichts anderes als eine Kommunikationsdrehscheibe, bei der sich Komsumenten und Erzeuger treffen. "Ich sehe nicht wirklich eine rechtliche Angriffsfläche", so Selker.

Bei den Erzeugern handle es sich um kleine landwirtschaftliche Betriebe, die von der Lieferfähigkeit her in Bezug auf Menge und Konstanz gar nicht für den Handel tauglich seien.

Kein Geschäft gefunden

Zum Start sei eigentlich vorgesehen gewesen, die Initiative zusammen mit dem Handel in der Region aufzuziehen. "Wir haben versucht, in einem Geschäft unterzukommen. Daraus wurde leider nichts." Nun sei mit einem Gasthaus in Taiskirchen eine gute Unterkunft gefunden.

Um Anfangs-Administration wie einen Internetauftritt bestreiten zu können, sei via Regionalmanagement Oberösterreich – Land und EU – eine Förderung zugeteilt worden. Es sei naturgemäß davon auszugehen, dass die Fördergeber das Innviertler Modell im Vorfeld in rechtlicher Hinsicht ausreichend geprüft haben.

Der Konsument wolle sich zusehends mit hochwertigsten, transparent produzierten Lebensmitteln aus der eigenen Region versorgen. "Woher der Konsument diese beziehen kann, wird ihm am Ende egal sein", so Selker mit einem Aufruf an den Handel, mittels Kooperationen einzusteigen.

Dass derzeit gegen Food Coops vorgegangen werde, sei aus dieser Sicht wie ein "Kampf mit dem Schwert gegen Wolken".

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