Wikipedia korrigiert: Ach entspringt nicht in Redleiten

Von Reinhard Burgstaller   09.April 2016

Wenn es um die Gewässer in Waldzell im Kobernaußerwald geht, macht ihm keiner was vor: Hans Hermandinger hat jedes noch so kleine Gerinne persönlich mehrmals abgegangen, ehe er die Ach und deren Verzweigungen selbst kartierte. Dass in Wikipedia falsche Angaben zur Ach gemacht werden, ärgert den engagierten Heimatforscher weniger als vielmehr das Schweigen der Betreiber der Internet-Suchmaschine auf seinen schriftlichen Hinweis auf den Fehler. Wer in Wikipedia unter "Waldzeller Ache" sucht, bekommt unter anderem Folgendes zu lesen: "Die Ach entspringt am nördlichen Abhang des Kobernaußerwaldes im Gemeindegebiet von Redleiten an der Wasserscheide zur Frankenburger Redl in rund 660 m Höhe." Um hingegen als "Geburtsort" eines Gerinnes zu gelten, sind drei Faktoren ausschlaggebend: Quellhöhe, Länge und Abfluss. Hans Hermandinger hat nachgemessen. Und festgestellt, dass als Ursprung der Ach nicht das im Gemeindegebiet von Redleiten entspringende Schmiedferdl-Bacherl angegeben werden dürfe, sondern das im Gemeindegebiet von Waldzell entspringende Ertlmooser Bacherl. Quellhöhe des Ertlmooser Bacherls sind 680 Meter, Quellhöhe des Schmiedferdl-Bacherls sind 660 Meter. Das Ertlmooser Bacherl ist drei, das Schmiedferdl-Bacherl nur zwei Kilometer lang. Hermandinger hat sogar den Durchfluss beider Bacherl unmittelbar vor deren Zusammenfluss im Bereich des Schmiedwirtes gemessen – auch da hat das Ertlmooser Bacherl "die Nase" mit 22 Liter in der Sekunde vorne. Das Schmiedferdl-Bacherl schafft gerade einmal 15 Liter pro Sekunde. Was nichts anderes heißt, als dass die Angaben in Wikipedia zu hundert Prozent – also in allen drei geforderten Faktoren – falsch sind. Mehr noch: Sogar die Angabe zur Länge der aus Waldzeller, Pollinger und Mühlheimer Ache bestehenden "Ach" sind "komplett falsch", weil diese nur 28,7 und nicht – wie in Wikipedia angegeben – 38 Kilometer betrage.

Exakte Berechnung

Wie genau Hans Hermandinger seine Arbeit nimmt, ehe er beispielsweise mit Wikipedia-Korrekturen an die Öffentlichkeit geht, beweisen alleine seine "Abflussmessungen" an besagten zwei Bacherln. Er wendet die sogenannte "James-Thomson"-Methode an. Dabei handelt es sich um eine im Bach verankerte Dreieckswehr. Mit einer komplizierten Formel errechnet er dann auf Zehntelliter genau die Durchflussmenge – in der Fachsprache "Schüttung" genannt. Hermandinger scheint auch den Grund für die "Falschmeldung" in Wikipedia zu kennen: Das Schmiedferdl-Bacherl sei "öffentlich" vom Gewässerbezirk Ried vermessen und mit Marken sichtbar gekennzeichnet worden, das Ertlmooser Bacherl nicht. Was den Waldzeller Heimatkundler wurmt: Er hat sowohl Wikipedia als auch den Gewässerbezirk Ried über die fehlerhaften Angaben informiert. Freilich ohne jede Reaktion. Vielleicht auch deshalb, weil es berühmtere "Fluss-Irrtümer" gibt. So heißt die Donau auch nicht Inn, obwohl der Inn beim Zusammenfluss der beiden Gerinne in Passau weit mehr Wasser mit sich führt als die Donau ...