Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Wenn aus dem Besprechungszimmer Kinderlachen zu hören ist...

Von Monika Raschhofer und Marina Mayrböck, 16. August 2018, 00:04 Uhr

GERETSBERG. "Ferien im Betrieb" – zu Besuch bei Kraiburg Austria in Geretsberg.

Kreidezeichnungen am Vorplatz des Unternehmens, Kinderstimmen aus dem Verwaltungsgebäude: sicht- und hörbare Zeichen von "Ferien im Betrieb". Einige Firmen im Bezirk, so auch Kraiburg Austria, unterstützen so Mitarbeiter mit Kindern, sommerliche Betreuungslücken zu überbrücken.

Die Buben werken in der Mitte des Besprechungsraums mit großen Kunststoffbausteinen. Zwei Freundinnen essen gerade mitgebrachte Jause und Obst aus dem Korb für alle, der vom Werk zur Verfügung gestellt wird. Dann probieren sie ein Kugelspiel aus. Das Klackern der Murmeln auf den Holzplatten des Spiels macht auch andere Kinder aufmerksam. Sie kommen zum Beobachten.

"Meine Tochter ist ganz begeistert, dass sie mit dem Papa in die Arbeit fahren darf. Sie kann sich jetzt mehr vorstellen, was ich mache, wenn ich nicht zu Hause bin", lobt Josef Frauscher das Angebot von Kraiburg Austria. Er arbeitet im Büro. Die Kinder essen in der selben Kantine wie die Mitarbeiter. Allerdings sind die Servietten auf den Kindertischen bunter und die Portionen kleiner. "Es sind sogar Freundschaften mit Kindern von Kollegen entstanden", berichtet Frauscher.

Wenn aus dem Besprechungszimmer das Lachen von Kindern zu hören ist...
Malen mit Hingabe Bild: mora

"Die Nachfrage steigt"

Fünf Wochen lang gibt es diese Betreuung, jede Woche mit einem anderen Themenschwerpunkt. Die meisten Kinder sind eine Woche da, manche zwei. "Meine Tochter wollte am liebsten alle fünf Wochen hingehen, so gut hat es ihr gefallen", freut sich Andrea Munz, die diese Form der Kinderbetreuung auch schon im Vorjahr genutzt hat. "Die Nachfrage steigt", weiß Sandra Straßhofer von Kraiburg Austria, die am Projekt "Ferien im Betrieb" mitgearbeitet hat.

385 Mitarbeiter gibt es aktuell am Standort Geretsberg, wo Runderneuerungsmaterial für Reifen und ergonomische Arbeitsplatzmatten produziert werden und die Walzenfertigung angesiedelt ist. Der Stammsitz der Firma ist im bayerischen Waldkraiburg. Auch Enkel von Mitarbeitern können angemeldet werden. Kinder aus dem Ort können je nach Verfügbarkeit kommen, zahlen aber mehr.

Wenn aus dem Besprechungszimmer das Lachen von Kindern zu hören ist...
Kugelspiel vorm Firmenplakat Bild: mora

Auf "eins, zwei, drei" stürzen die Buben ihr Gebäude wieder ein und haben Spaß dabei. Ein paar Mädchen sind ganz ins Malen versunken, die Größere hilft der Kleineren. Die Betreuerinnen Viola Zöchling und Doris Wengler bleiben auch ganz ruhig, als Handflächen bemalt und damit Abdrücke gemacht werden: "Geht danach gleich Händewaschen." Zwischen zehn und 15 Kinder sind jede Woche angemeldet.

"Das ist voll viel Unterstützung von Firmenseite", lobt Munz das Angebot und den niedrigen Beitrag von nur 20 Euro pro Woche. "Das bindet die Familien schon stärker an die Firma", stellt Frauscher fest und weiß bereits jetzt, dass "Ferien im Betrieb" im nächsten Jahr fix dabei ist bei der familiären Urlaubsplanung.

 

Kinder wünschen sich mehr Zeit mit der Familie

Sonja Löffler Bild: (Privat)

Diese Betreuungsmöglichkeit für Kinder berufstätiger Eltern hat noch einen Vorteil: Papa und Mama müssen ihren Urlaub nicht hintereinander nehmen, sondern können ihn miteinander als Familie verbringen. Familienzeit – wenn es nach den 100 Kindern geht, die für eine Studie der "Kinderfreunde" befragt wurden, ist diese ohnehin zu wenig. Gut 40 Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen wünschen sich mehr Zeit mit der Familie.

Job, Schule, Haushalt, Kindererziehung – dieser Spagat ist schwer zu schaffen, oft bleibt nur wenig Zeit für gemeinsame Aktivitäten. Wie kostbar die gemeinsame Zeit mit Kindern ist, wollen die "Kinderfreunde" mit ihrer neuen Kampagne "MehrFamilienzeit" aufzeigen. Sonja Löffler, Geschäftsführerin der Kinderfreunde Region Innviertel, über die Herausforderungen und Alltagstipps.

Welches Ergebnis hat Sie überrascht?

Sonja Löffler: Geschockt hat mich, dass Kinder laut eigener Aussage nur zwei Stunden oder weniger am Tag zur freien Verfügung haben. Hausübungen und lernen nach der Schule, Freizeittermine, ein voller Terminkalender – all das sehen Kinder oft als Verpflichtung an.

Mehr Zeit für Kinder, aber keine "Frauen-zurück-an-den-Herd"-Politik, heißt es im Text über die Kampagne. Wie sieht ein "Dazwischen" aus, bei dem niemand zu kurz kommt?

Es wird bewusst die ganze Familie angesprochen – also inklusive Verwandte, Freunde und Bekannte. Es können ebenso die Großeltern, ältere Geschwister, Bekannte und befreundete Nachbarn um Unterstützung gebeten werden. Ein soziales Netzwerk ist wichtig für Kinder, auch wenn die Eltern die wichtigsten Bezugspersonen bleiben. Um ein Kind zu erziehen, braucht es sprichwörtlich ein ganzes Dorf. Damit niemand zu kurz kommt, braucht es u.a. hochwertige Kinderbetreuung mit bedarfsgerechten Öffnungszeiten und familienfreundliche und flexible Arbeitszeiten.

Geeignete Rahmenbedingungen sind wichtig. Welche Rolle spielt jedoch das "Wollen" der Eltern. Zumindest ein gemeinsames Essen, was laut Studie nicht selbstverständlich ist, ist trotz einer Berufstätigkeit der Eltern möglich.

Die ständige Erreichbarkeit der Eltern via Handy und den Zeitmangel nannten viele Kinder als besonders nervig. Kinder brauchen Aufmerksamkeit, bei der Erwachsene auch mal gute Zuhörer sind. Es braucht nicht viel, damit Familienzeit gut gelingt. Oft reichen kleine Veränderungen: Am Abend bewusst füreinander Zeit nehmen. Zeit nehmen für ein gemeinsames Essen, für ein Gespräch – und das Handy auf lautlos schalten.

Wie wird dieses Schwerpunktthema in den jeweiligen Ortsgruppen umgesetzt?

Bereits heuer luden die Kinderfreunde Familien zum Zeltlager ein: Drei Tage Zeit miteinander verbringen, gemeinsam kochen, werkeln, spielen... Im Frühling luden wir zu einer Podiumsdiskussion mit dem Titel "Familien unter Druck – wie viel Zeit brauchen Familien für ein gutes Leben?" ein. In den Ortsgruppen haben wir uns vorgenommen, Zeit mit den eigenen Kindern zu verbringen und Familien in unserem Umfeld dabei zu unterstützen.

 

Ergebnisse der Studie

Ein Viertel gab an, lediglich zwei Stunden oder weniger Zeit pro Tag zur freien Verfügung zu haben

41 Prozent wünschen sich mehr Zeit mit der Familie

91 Prozent der Kinder gaben an, dass ein gemeinsames Essen die beliebteste Familien-Aktivität ist

Freunde sind wichtig: Als beliebteste Freizeitaktivität unter der Woche wurde von knapp 90 Prozent der Kinder das Treffen mit Freunden genannt

Weitere beliebte Aktivitäten an Wochentagen sind Fernsehen (77 Prozent), Sport (76 Prozent), Computer spielen (73 Prozent) und draußen spielen (71 Prozent).

Von Februar bis Mai haben die Kinderfreunde Oberösterreich 93 Volksschulkinder (aus Stadt und Land) über ihre Wünsche und Bedürfnisse zum Thema Familienzeit befragt. Es haben 38 Mädchen und 55 Buben teilgenommen. Die Daten wurden anonym aufbereitet.

 

mehr aus Innviertel

Vortrag über Asthma in Brunnenthal

Die Budgets kippen: Anzahl der Defizitgemeinden im Innviertel steigt

Die Zukunft für die SU St. Willibald scheint gesichert

Prozess: "Wenn sie gesagt hätte, dass sie das nicht will, hätte ich sofort aufgehört"

Interessieren Sie sich für diesen Ort?

Fügen Sie Orte zu Ihrer Merkliste hinzu und bleiben Sie auf dem Laufenden.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen