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Von stillenden Bäumen und essbaren Rosenkränzen

Von Reinhard Burgstaller, 17. November 2018, 18:04 Uhr
Von stillenden Bäumen und essbaren Rosenkränzen
Reinhard Burgstaller lernte nicht nur Interessantes, sondern genoss auch die Atmopshäre in Esternberg. Sein Resüme: eine besuchenswerte „Schule für alle“. Bild: Schererbauer

ESTERNBERG. Waldschule wiedereröffnet: Wo nicht nur die Jugend Neues erfährt und Kraftplätze staunend innehalten lassen

Auf den ersten Blick ist die "Esternberger Waldschule" eine Ansammlung von Bäumen und Sträuchern, wie sie im Sauwald zuhauf anzutreffen sind. Was auffällt, sind ein paar Hinweistafeln dort und da. Gestresste und computergeschädigte Zeitgenossen, die sich nur die Beine vertreten wollen, sind in einer halben Stunde durch. Menschen mit Sensoren für das Natürliche werden begeistert sein. Von den kleinen und großen Feinheiten, die es hier zu sehen, riechen, fühlen und spüren gibt. Man muss sie nur sehen.

Wer Hilfe beim Naturbeobachten braucht, sollte sich einen kundigen Begleiter durch diese Waldschule nehmen. Hans Schererbauer etwa. Er hat die Waldschule vor 25 Jahren beinahe im Alleingang ins Leben gerufen. Nachdem dieses Stück Herzeigewald einige Jahre in Vergessenheit geraten ist, wurde sie nun von Schererbauer, Bürgermeister Rudolf Haas und einigen hilfreichen "Waldgeistern" neu herausgeputzt und vor kurzem wiedereröffnet.

Besondere "Kraftorte"

Schererbauer, der pensionierte Schuldirektor, ist kein Plauderer, der ununterbrochen auf dies und das hinweisend, durch die Waldschule führt. An besonderen Plätzen, seinen "Kraftorten", bleibt der 72-Jährige lieber ruhig. Die Geführten sollen selbst auf das Besondere aufmerksam werden. Etwa vor einem Baumstumpf stehend. Wer die Altersringe nachzählt, "stolpert" wahrscheinlich über den Ring jenes Jahres, in dem er die Welt erblickte. Oder wie klein der Baum war, als vor hundert Jahren der erste Weltkrieg zu Ende ging. An so einer Baumschnittfläche kann auch abgelesen werden, in welchem Jahr der Baum besonders rasch oder in einem anderen, besonders trockenen Jahr, kaum gewachsen ist. In guten Wuchsjahren sind das ein bis zwei Millimeter, in schlechten kaum die Hälfte. Schererbauer weiß aber auch zu erzählen. Etwa von wachsenden Schneebällen, einem Strauch, dessen Blüten eben an Schneebälle erinnern, oder Kernen, die auch zum Anfertigen von Rosenkränzen verwendet wurden – die essbare Pimpernuss.

Baumtelefon und Waldxylophon

Dankbar verweist der "Waldschulmeister" auf eine neu angelegte Hecke verschiedenster, beschilderter Sträucher. Diese sei das Werk von Bäuerin Ingrid Luger, einer bekannten Kräuterexpertin. Viele Stationen sind "kindgerecht", weshalb dieses Stück Wald für Schulausflüge besonders geeignet ist. Etwa das Baumtelefon, das Waldxylophon, der Barfußweg oder die kleine Kneippstation.

Sogar der "Duft des Waldes" ist hier an einer einzigen Station zu erschnuppern. Daniel Fuchs hat sich einen Namen als Produzent von ätherischen Ölen und Hydrolaten gemacht. Er verarbeitet in seinem Anwesen in der nahen Ortschaft Moos Tannen, Fichten, Douglasien, Föhren und Kiefern zu ätherischen Ölen, die aus Duftfläschchen an einer eigenen Schautafel betörende Düfte verströmen. Eigenartig, am "Weg der Sinne" angelangt, wird fast jeder Waldschüler – egal welchen Alters – zunehmend ruhiger. Unbeschreibliches, Angenehmes ist es, das einen umgeben. Uralte, weit über hundert Jahre alte Buchen sind es, die hier für Andacht sorgen.

Plötzlich beginnt Hans Schererbauer leise zu erzählen, ganz so, als rede er mit sich selbst: "Hier ist man unter Lebewesen. Jede dieser mächtigen Buchen hat ihre eigene Geschichte. Ja, Bäume kommunizieren unterirdisch, mit ihren Wurzeln, miteinander. Geht es einem jungen Buchenbäumchen nicht gut, will es also nicht so richtig wachsen, so sondert der Mutterbaum Sekrete ab, die den Jüngling stärken. Stillende Bäume also." Noch zwei schöne Sätze Schererbauers: "Wälder sind ideale Tankstellen zum Aufladen menschlicher Batterien", und: "Wälder sind uns ein Vorbild, was Geduld angeht. Sie werden erst mit gut vierzig Jahren geschlechtsreif, da hören die meisten Menschen bereits auf." Bei der letzten Anmerkung lächelt Hans Schererbauer. Und das, obwohl er sich am Tag vor dieser Führung durch die Waldschule Esternberg mit der Brotschneidemaschine böse in den Zeigefinger geschnitten hatte. Er wies aber trotzdem engagiert, überzeugt und eindrucksvoll den Weg durch diese besuchenswerte "Schule für alle".

Info und Kontakt: Wer eine geführte Tour durch die Waldschule Esternberg machen möchte, kann sich unter Tel. 07714 / 6655-0 informieren und anmelden.

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