Von der Lehrerin zur Wirtin: "Ohne Nataliya gäb’s unser Gasthaus nicht"

Von (burgstaller)   08.November 2018

Frohsinn pur empfängt beim Wirt z’Kubing die Gäste. Das schätzen viele in diesem ansonsten eher mit Sauwald-Charme behafteten Wirtshaus. Nataliya ist es, die hier seit sieben Jahren den Kochlöffel schwingt und die Besucher, darunter viele Stammgäste, unterhält. "Aus mir wurde vom Stadtmädchen ein Landmädchen", lacht die 42-jährige Ukrainerin, deren zweite Heimat seit ihrer Heirat mit August Maier Österreich geworden ist.

Geduldig beantwortet die Mutter der elfjährigen Tochter Ajnura und des fünfjahrigen Roman Fragen zu unserer Serie "Internationale Fachkräfte im Innviertel". Nur die Frage nach dem Kennenlernen ihres August möchte sie nicht beantworten. Muss sie auch nicht.

Noch keine Staatsbürgerschaft

Seit sie in Kubing ist, lerne sie nicht nur Deutsch, sondern auch "Innviertlerisch", "was viel schwerer ist als Deutsch", lacht sie. Durch ihre Unterhaltung mit den Stammtisch- und Sparvereinsbesuchern funktioniere aber auch der Dialekt immer besser. Die für den Erhalt der österreichischen Staatsbürgerschaft notwendige Deutschprüfung habe sie längst abgelegt, die Staatsbürgerschaft lasse aber leider auf sich warten. Leider auch deshalb, weil Nataliya gerne ihre Mutter aus der Ukraine nach Schardenberg holen wolle. Dies aber nur möglich sei, wenn sie - Nataliya – über eine österreichische Staatsbürgerschaft verfüge. Makaber, aber Fakt: Bei Toten ist das anders. Die Urne ihres vor einem Monat verstorbenen Vaters durfte die Wahl-Innviertlerin sehr wohl nach Österreich holen und hier – "dank unseres Pfarrers" – begraben.

Obwohl russisch-orthodox stehe ihr und ihrer Tochter Pfarrer Gregor Dabrowski "großzügig verständnisvoll" gegenüber. So erlaubte der Geistliche die kirchliche Hochzeit von Nataliya und ihrem August. Tochter Ajnura dürfe sogar am Religionsunterricht in der Mittelschule Schardenberg teilnehmen und als Ministrantin sogar die Erstkommunion empfangen. "Weil es halt zwischen russisch-orthodox und katholisch doch nur kleine Unterschiede gibt", ist die engagierte Wirtin z’Kubing froh. Der Sprung von der Gymnasiallehrerin in Sumy in der Ukraine zur Wirtin in Schardenberg sei schon ein gewaltiger gewesen, gibt Nataliya schmunzelnd zu. Sie habe aber ihren Schritt nie bereut, habe sie doch auch zu Hause in Sumy gerne gekocht. Freilich ganz anders.

"Ich kannte keine Knödel"

Nicht nur der für ihr Land bekannten Borschtsch-Suppe wegen. "Ich kannte keine Knödel, bei uns gab es viel Eintopf und Gemüse und weniger Fleisch als hier im Innviertel." Das Bratlbraten beherrsche sie inzwischen hervorragend, wie der kurz bei dem Interview vorbei schauende Gatte August erwähnt. Sich einen Kaffee genehmigend, wartet der Ehemann mit einem zu Herzen gehenden Kompliment auf: "Wäre Nataliya nicht gekommen, wäre unser Wirtshaus zugrunde gegangen. Sie kann super zu den Leuten." Die Speisekarte lässt die Kochkunst Nataliyas und ihres Helfers in der Küche erahnen: Vom Wiener Schnitzel bis zum Fitnessteller, vom Rumpsteak bis zum Tiramisu - "das beherrscht meine Tochter am besten" - beim Wirt z’Kubing warten auf die Besucher aus der Umgebung, auch dem nahen Bayern, jede Menge Leckerbissen. Nataliya Maier, geborene Perervina, versteht sich nicht nur auf das Kochen und Bedienen der Gäste, sie hält auch fünf Gästezimmer in Schuss.