Überzeugter Forscher und Innviertler

Von Reinhard Burgstaller   15.September 2018

Ein überdimensionales Ei – in der Fachsprache Pod genannt – möglichst schnell durch eine 1,2 Kilometer lange Röhre zu jagen. Das ist die Aufgabe der Teilnehmer aus der ganzen Welt an der Hyperloop Pod-Competition, die heuer zum dritten Mal in Los Angeles stattgefunden hat.

Initiator ist kein Geringerer als Tesla-Gründer Elon Musk. Zum dritten Mal an dem Bewerb teilgenommen hat ein Team der Technischen Universität München. Und zum dritten Mal gewonnen. Dem Erfolgsteam gehört mit Johannes Ungar auch ein Innviertler an. Der 25-jährige Kirchheimer versucht im Interview zu erklären, worum es bei dem Bewerb geht.

 

Volkszeitung: Wie erklären Sie einem technischen Laien kurz und knapp, was Hyperloop ist?

Johannes Ungar: Hyperloop ist ein Hochgeschwindigkeitstransportsystem, wobei eine Magnetschwebebahn in einer Röhre mit Unterdruck befördert wird. Übersetzt ist das nichts anderes, als dass ein Pod genanntes Gerät schnellstmöglich auf einer Schiene durch die gut einen Kilometer lange Stahlröhre gejagt wird.

Der Pod der TU München erzielte 467 Stundenkilometer. Ist das schon die absolute Spitzengeschwindigkeit, oder geht’s noch ein bisschen schneller?

Es ginge noch viel schneller. Wir hatten 600 Stundenkilometer angepeilt. Dafür waren aber die Strecke nicht lange und die Geleise nicht gerade genug. Wenn alle Vor-aussetzungen stimmen, sollten Geschwindigkeiten bis 1200 Stundenkilometer durchaus möglich sein. Das ist Schallgeschwindigkeit, dann ist allerdings Schluss. Bis dahin ist es freilich noch ein weiter Weg. Für uns ist derzeit bei idealen Bedingungen wahrscheinlich bei zirka 600 Stundenkilometern Schluss.

Tendenz steigend? Natürlich. Das ist ja der Reiz an der Sache. Zu wissen, dass es immer noch ein bisschen besser, in unserem Fall schneller, geht.

Ihre Truppe von der Technischen Universität München ist unter dem Begriff WARR angetreten. Was bedeutet das? Wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft für Raketentechnik und Raumfahrt. Das ist ein eigener Verein, dem rund 30 Personen von der TU München angehören, die allesamt in Los Angeles im Juli bei der dritten Hyperloop Pod Competition dabei waren. Ich gehöre dem Kernteam an.

Haben Sie Tesla-Gründer Elon Musk persönlich kennengelernt?

Ja, wir haben ein paar Worte gewechselt. Ich weiß nicht mehr, worüber. Musk ist eher ein unscheinbarer Typ, ein Kerl wie ich und du also. Aber mit unwahrscheinlichen Visionen. Er forscht beispielsweise auch daran, ob Leben am Mars möglich ist.

Warum zog es Sie an die Technische Universität München?

Ich habe in Ried die HTL für Maschinenbau absolviert, danach den Bachelor gemacht und immer schon mit einem Studium in München geliebäugelt. Die Hyperloop-Competition habe ich immer schon verfolgt und mich auf eine Ausschreibung hin auch beworben und wurde genommen.

Bleibt bei so viel Forscherdrang Zeit für Freunde beziehungsweise eine Freundin?

Die Beziehung zu einer Freundin ist tatsächlich in die Brüche gegangen. Wahrscheinlich der Entfernungen wegen. Freunde habe ich hier im Innviertel natürlich. Beispielsweise beim UFC Riegerting, für den ich, wenn es die Zeit erlaubt, Fußball spiele. (Anmerkung: Gegen Ampflwang hat Johannes Ungar sein letztes Tor für Riegerting geschossen.)

Besonders talentierten Erfindergeistern sagt man nach, gerne "zwei Linke" zu haben. Wie schaut es da bei Ihnen aus?

Das ist bei mir nicht so. Ich würde mich als ziemlich normal beschreiben. Ich bin überzeugter Innviertler und kein "Stadinger". Als Bodenleger bei Fox Holz habe ich als Ferialpraktikant wohl bewiesen, auch praktisch zupacken zu können. Mir ist der Draht zum Werken sehr wichtig.