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"Todesängste sind ausgestanden, jetzt bereitet drohende Abschiebung Angst"

Von (ho)   18.Juli 2017

Heidi Rossak kümmert sich seit Sommer 2016 ehrenamtlich um zwei jugendliche Asylwerber, die in ihrer Heimatgemeinde Eberschwang leben – und zwar um Rahmat Hossaini und Ezatullah Ezati. Einen der beiden, Ezatullah, droht allerdings die Abschiebung nach Bulgarien. Das will die Innviertler Pädagogin unbedingt verhindern, in dem sie an die Öffentlichkeit geht und den Fall Ezatullah schildert.

"Ezatullah hat wie wohl jeder Kriegsflüchtling eine traumatische Vergangenheit. Seit dem Kleinkindalter ist er Vollwaise. Beide Elternteile starben bei einem Bombenangriff in Afghanistan, er selbst erlitt bei einer Straßensprengung durch die Taliban schwere Verletzungen", so Heidi Rossak, die unter anderen von Nikolaus Welz und Renate Bachinger unterstützt wird.

"Hier bereits eingewöhnt"

Bis vor Kurzem wähnte sich Rossaks Schützling noch in Sicherheit, da er der Auffassung war, dass die "gefährlichen" sechs Monate nach Erhalt der weißen Karte bereits vorüber seien – dem ist aber nicht so. Wegen Aussetzens diverser Fristen fehlen ihm laut Heidi Rossak noch Zeiten.

"Ezatullah erzählte mir, dass es in seinem Leben seit er sich erinnern kann ständig laut vom Krieg war. Erst seit er bei uns in Österreich ist, ist es ruhig. Hier hat er zum ersten Mal keine Todesangst mehr, nur noch Angst, abgeschoben zu werden. Als dreifache Mutter berührt mich das alles sehr. Ezatullah ist so alt wie mein eigener Sohn", so die Pädagogin, die im Ausgleich dafür, dass ihr die beiden jungen Asylwerber bei der Gartenarbeit helfen, Deutsch mit ihnen lernt.

Philosophieren beim Garteln

"Nach nur wenigen Monaten versteht und spricht Ezatullah erstaunlich gut Deutsch. Ich fände es sehr schade und traurig, würde er nun in ein für ihn neues Land geschickt werden, zumal er hier bereits eingewöhnt ist", hält die Eberschwangerin vor Augen und erinnert sich an eine Begebenheit mit Ezatullahs Freund im Garten. "Einmal philosophierte ich mit Rahmat beim gemeinsamen Unkrautjäten über den Glauben. ,Ich glaube an den echten Gott‘, sagte Rahmat damals. ,Der wirkliche Gott ist für alle Menschen da, auf der ganzen Welt, überall. Es ist nicht gut, wenn jemand zu einem anderen sagt, dass seine Religion böse sei.‘ Das hat mich sehr beeindruckt. So viel Weisheit aus dem Mund eines jungen Menschen, der sein Lebtag ums Überleben kämpfte und so viel hinnehmen musste, ist schon erstaunlich", hält die Eberschwangerin vor Augen. Heidi Rossak hofft natürlich, dass sich mit ihren Schützlingen alles zum Guten wenden wird und sucht auch eine Lehrstelle für die beiden. "Am besten hier in Eberschwang."

Und die engagierte Pädagogin hat auch schon einen Auftritt mit den zwei jungen Afghanen – ihren Schützlingen – vor. Für 23. Oktober ist um 19.30 Uhr im Rieder Bildungshaus St. Franziskus eine interaktive Lesung aus der autobiografischen Geschichte "Im Meer schwimmen Krokodile" geplant, die von der Fluchterfahrung eines minderjährigen afghanischen Jungen handelt. Niedergeschrieben wurde sie vom italienischen Autor Fabio Geda. 

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