Sie hat es faustdick hinter den Ohren

Von Elisabeth Ertl   07.September 2017

Teresa Spadinger sammelt sportliche Titel wie andere Briefmarken. Ihre größten Erfolge waren der U18-Europameistertitel 2015 und der Vize-Europameistertitel mit dem österreichischen Damen-Nationalteam Ende August dieses Jahres. Doch trotz dieser Erfolge ist bei der 19-Jährigen der Alltag längst wieder eingekehrt. Sie absolviert in Pfungstadt (Hessen) ein soziales Jahr in einem Kindergarten. "Nach der Matura wollte ich nicht gleich wieder lernen, deshalb habe ich mich dafür entschieden", sagt die Höhnharterin, die sich längst daran gewöhnt hat, dass ihr Vorname oft falsch geschrieben wird. "Das stört mich nicht weiter. Mein Freund hat ein ganz ähnliches Problem. Er heißt Patrick Thomas und die Leute wissen oft nicht, was der Vor- und was der Nachname ist." Auch in einem anderen Punkt harmonieren die beiden bestens. "Er gehört selbst zu den besten Faustballern Deutschlands. Deshalb hat er Verständnis dafür, wenn ich nicht so viel Zeit habe", sagt Spadinger.

Die Männer an ihrer Seite

Bei der Europameisterschaft war er an ihrer Seite, genau wie Papa Rupert. "Mein Vater ist eigentlich immer dabei. Er hat zwar selbst nie gespielt, ist aber begeisterter Zuschauer. 2016 ist er sogar zur Weltmeisterschaft nach Brasilien mitgeflogen. Es ist schön, dass er immer da ist", sagt die 19-Jährige. Auch bei der EM in Calw (Deutschland) hat er seiner Tochter vor Ort die Daumen gedrückt. Dort mussten sich die Österreicherinnen erst im Finale den Gastgebern beugen.

Das Maß aller Dinge

"Deutschland hat in den vergangenen Jahren bei Welt- und Europameisterschaften fast alle Titel geholt. Bei den Damen und Herren sind sie das Maß aller Dinge. Deshalb freut es mich umso mehr, dass wir in der Vorrunde ganz knapp an einem Sieg dran waren. Für mich war das der Höhepunkt der EM. Bei der 2:3-Niederlage haben wir gezeigt, dass Deutschland nicht ganz außer Reichweite ist", erklärt Spadinger, die im Herbst wieder für ihren Stammverein SC Höhnhart spielen wird.

Dort hat Teresa Spadinger über Faustball alles gelernt, was wichtig ist – seit ihrem fünften Lebensjahr. Sportlich geprägt haben sie in all den Jahren vor allem zwei Männer: Ferdinand Gramiller und Georg Diermaier. "Der Georg hat mich erst zum Faustball gebracht. Von ihm habe ich gelernt, wie man den Ball richtig spielt. Ferdinand Gramiller hat uns als Team geformt und uns im zwischenmenschlichen Bereich unglaublich viel mitgegeben", sagt die 19-Jährige. Dankbar sei sie auch ihrem Opa. "Er hat mich zum ersten Mal auf den Sportplatz mitgenommen." Obwohl er nicht mehr lebt, ist er überall dabei. "Ein Foto von ihm und eines von meiner fünfjährigen Nichte habe ich immer in meiner Geldtasche."

In einer eigenen Welt

Wenn Teresa Spadinger Faustball spielt, ist sie in ihrer eigenen Welt. "Dieser Sport ist so vielseitig und ganz anders als zum Beispiel Fußball. Man trifft mit dem Gegner nicht direkt zusammen, deshalb ist man ganz auf das eigene Team fixiert. Dadurch entsteht ein extrem enger Kontakt", schwärmt die Höhnharterin. Während sie in vielen Sportarten richtig gut ist, gibt es einen Bereich, der ihr noch nicht liegt. "Das Einkaufen habe ich überhaupt nicht drauf. Weil wir daheim ein Geschäft haben, bin ich es gewöhnt, dass immer alles da ist. Ich musste nur die Stiege hinunter gehen. Jetzt ist das anders und das stresst mich", gesteht die Vize-Europameisterin.

Im Herbst wird Teresa Spadinger noch für den SC Höhnhart spielen. Was dann kommt, ist noch ungewiss. Doch eines ist klar: Bei der Weltmeisterschaft 2018, die in Oberösterreich stattfinden wird, will sie unbedingt im Kader stehen. "Ich werde Gas geben, um dort auf jeden Fall dabei zu sein." Die Wahrscheinlichkeit, dass das gelingen wird, ist groß, denn die 19-Jährige verfügt über eine unschlagbare Kombination: Ehrgeiz, Talent und eine Portion Perfektionismus.