SP Andorf muss fast die Hälfte ihrer Gemeinderats-Mannschaft ersetzen

Bereits im April haben sich SP-Vizebürgermeister Paul Weidlinger und SP-Fraktionssprecher Hubert Witzeneder aus dem Andorfer Gemeinderat verabschiedet. Aus persönlichen Gründen, wie es heißt.

Berufliche Veränderungen haben für Witzeneder die Entscheidung notwendig gemacht. Es sei ihm nicht leichtgefallen, erklärt der ÖBB-Betriebsrat.

Weitgehend undefinierte Gründe führten bei Paul Weidlinger zum Rückzug. Der aussichtsreiche Nachfolgekandidat für den langjährigen Bürgermeister Peter Pichler habe sich politische Ziele gesetzt. Diese seien allerdings nicht erreichbar. Diese Erkenntnis hat sich nach gut zwei Jahren im Amt verfestigt. "Mehr werden Sie von mir auch nicht hören", insistiert der noch nicht Vierzigjährige. Weidlinger hat das Amt des Vizebürgermeisters in der einwohnerstärksten Gemeinde des Bezirkes Schärding seit 2015 bekleidet. Nach der Wahl standen Vizebürgermeister Harald Slaby und Fraktionsobmann Erwin Rockenschaub der auf zehn Mandate geschrumpften roten Gemeinderatsfraktion nicht mehr zur Verfügung. Aus persönlichen Gründen.

Pichler kandidiert nicht mehr

Die Personaldecke werde dünn, warnt Johann Litzlbauer. Dazu leistet der Ex-SP-Parteiobmann (bis 2015) auch selbst noch einen Beitrag. Auch er trat mit April den Rückzug an – vorerst in die zweite Reihe als Ersatzgemeinderat. "Es gilt, den Jungen den Vortritt zu lassen", erklärt der 65-Jährige. Dies ist bei den Andorfer Roten auch gefragt.

Bürgermeister Peter Pichler (65) will sich 2021 nicht mehr der Wahl stellen: "Ich habe im September Geburtstag und bin dann 69", erläutert Pichler. Für ihn seien die Abgänge von Vize und Fraktionssprecher überraschend gewesen.

(Vor-)Freude bei Schwarz & Blau

"Interne Unstimmigkeiten" vermutet Erwin Schreiner, Fraktionsobmann der FP Andorf. Dass klar sei, dass so was nicht von heute auf morgen passiere, ist sich VP-Chef Karl Buchinger sicher. Die Probleme seien jedenfalls nicht offensichtlich gewesen. In Andorf herrsche über die Parteigrenzen hinweg ein konstruktives Gesprächsklima.

Mit dem tragischen Verlust des SP-Urgesteins Willi Daspelgruber (73), der im April verstorben ist, müssen jetzt vier von zehn Gemeinderäten nachbesetzt werden. "Wir haben richtig viel zu tun", berichtet Parteiobfrau Roswitha Scheuringer von den Gesprächen mit potenziellen Nachfolgern. "Bis zur nächsten Gemeinderatssitzung am 22. Juni haben wir Zeit, die Lücken zu füllen", verweist Pichler auf seine Liste mit 57 Kandidaten. Diese werde jetzt auf die wirklich Motivierten abgeklopft, so Pichler. Zwei davon sind mit Weidlinger und Witzeneder gerade abhandengekommen.

Worte des Bedauerns über den Verlust der prominenten Gemeinderatsmitglieder kommen dann eher vom politischen Mitbewerb. Die Roten sagen lieber nicht so viel. Wohl aus persönlichen Gründen. FP-Chef Erwin Schreiner macht auch kein Hehl daraus, dass er sich auf die nächste Wahl freut. "Denn ohne Bürgermeisterbonus für die SP werden die Karten ganz neu gemischt."

Derzeit haben die Blauen wie die Schwarzen zehn Gemeinderatsmandate. Auch die VP hat sich bereits gut aufgestellt: Buchinger hat sich drei Stellvertreter an die Seite geholt. Aus strategischen Gründen.