Rieder Betriebs-GmbH will "Kellerbräu" kaufen

Von Max Hofer und Dieter Seitl   22.Jänner 2014

Am Dienstag trafen die Anwälte der beiden Parteien im Bezirksgericht Ried aufeinander. Gegenstand war die von Baumgartner-Seite eingereichte Räumungsklage gegen Alois Stamminger, den Pächter des Gasthauses "Kellerbräu" in Ried.

Obwohl erst vor Kurzem in einem Inserat sehr harmonische Töne der Baumgartner-Führung – sie hatte im Vorjahr das "Kellerbräu" der Vorbesitzerfamilie Fischer abgekauft – gegenüber Alois Stamminger angeschlagen wurden, wollen ihn die Schärdinger nun offenbar los werden.

Baumgartner-Anwalt Karl Mandl brachte ein schriftliches Vorbringen bei Richter Gerhard Ebner ein. "Na, super!", stellte der Vorsitzende beim Lesen des Papiers fest, und auch Stamminger-Anwalt Wolfgang Puttinger reagierte heftig: "Auweh, auweh!"

Keine Anwesenheitspflicht

Die Gemütsäußerungen bezogen sich auf den Vorwurf der klagenden Partei, dass es zu einer verdeckten Unternehmensveräußerung durch Pächter Alois Stamminger gekommen sei, weil er die Brauerei Ried an seiner Betriebsgesellschaft beteiligt hat. Wolfgang Puttinger rückte den Vorwurf jedoch umgehend zurecht und hielt fest, dass das absolut kein Auflösungsgrund sei. Puttinger wischte auch gleich den Vorwurf vom Tisch, dass Alois Stamminger das Gasthaus "Kellerbräu" nicht ordentlich führe: "Es ist nicht erforderlich, dass der Geschäftsführer jede Stunde und Minute anwesend ist."

Unterschiedliche Auffassungen herrschten weiters über Brandschutz-Auflagen im "Kellerbräu". Diese habe, so Puttinger, der Vermieter zu erfüllen. "Abgesehen davon gab es von ihm bislang noch nie eine Abmahnung." Von Karl Mandl als Vertreter der klagenden Partei wurden auch nicht näher erläuterte Verstöße gegen gewerberechtliche Auflagen durch Alois Stamminger ins Treffen geführt. Dem hielt Wolfgang Puttinger abermals entgegen, dass das kein Auflösungsgrund sei. Ein Streitpunkt war auch der Verbrauch von Heizöl im "Kellerbräu". Die beklagte Partei räumte ein, dass am 3. Jänner 2014 eine Lieferung erfolgt sei. "Der Tank war leer und das Lokal kalt", so die Begründung von Wolfgang Puttinger.

Richter Gerhard Ebner machte am Ende des 25-minütigen Abtastens den beiden Parteien klar, dass er nicht vor habe, irgendwelchen Beweisanträgen Folge zu geben. Er regte an, doch zu versuchen, das Ganze in friedlicher Form zu beenden.

Brauerei wirft Geld-Köder aus

Beide Anwälte sprangen auf diesen Zug auf. Ohne auf eine genaue Summe einzugehen, hielt Karl Mandl fest, dass man sich bei einer freiwilligen Räumung durchaus eine Bonifikation für Alois Stamminger vorstellen könne.

Wolfgang Puttinger unterbreitete ein ganz anderes Vergleichsangebot. Er sagte, dass die Gasthaus Kellerbräu Betriebs GmbH von Alois Stamminger, bei der die Brauerei Ried mit 49 Prozent beteiligt ist, bereit wäre, der Brauerei Baumgartner das "Kellerbräu"-Objekt um 690.000 Euro abzukaufen. Inklusive anfallender Nebenkosten würde man 750.000 Euro zahlen, die Baumgartner zuvor laut Verträgen seinerseits für den Kauf aufgewendet habe. Karl Mandl stieß nach und fragte, ob die genannte Summe das Ende der Fahnenstange sei. "Ein Angebot", so Wolfgang Puttinger.

Beide Parteien werden sich die Vorschläge bis zur nächsten Verhandlung durch den Kopf gehen lassen, mit ihren Mandanten besprechen und untereinander koordinieren. Mandl vertrat im Verfahren die Kellerbräu Liegenschaft EntwicklungsGmbH, eine Tochter der Schärdinger Spanlang-Holding, zu der die Brauerei Baumgartner gehört. Puttinger erstaunte das ein wenig: "Es ist mir neu, dass es im Mietrecht einen Schwesternschutz gibt."

 

Tauziehen

Die Rieder Kellerbrauerei, die als älteste Privatbrauerei Österreichs galt, stellte im Vorjahr den Betrieb ein. Die Schärdinger Brauerei Baumgartner konnte den Großteil der Kellerbräu-Wirte auf ihre Seite ziehen, dem Vernehmen nach mit sehr attraktiven Angeboten. Jetzt gibt es ein Tauziehen um das Rieder Gasthaus Kellerbräu – auch mit der Brauerei Ried.

 

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