Resozialisierung Haftentlassener: Verein gibt jedem eine zweite Chance
BRAUNAU, SUBEN. Vor 45 Jahren gründete der Braunauer Rudi Huber einen Verein, um zu helfen.
Kein Mensch ist fehlerfrei. Fehler sind das Produkt von Entscheidungen. Und manches Mal trifft man die falschen. "Ich habe auch nicht immer alles richtig gemacht. Also wollte ich den Menschen etwas zurückgeben", sagt Rudi Huber. Die Idee zu dem Verein hat einen religiösen Hintergrund. Rudi Huber besuchte einen Glaubenskurs in der Justizanstalt in Suben. "Es war wie in einer anderen Welt. Man hört, wie die Sträflinge beten und singen. Das hat mich sehr fasziniert." Sehr schnell konstituierte sich die Idee, diesen Menschen zu helfen. Es folgte eine Vereinsgründung zur Resozialisierung der Strafentlassenen. 45 Jahre sind seither vergangen. Mittlerweile besitzt der Verein ein Haus mit sieben Wohnungen für ehemalige Inhaftierte. "Zu Beginn wurde dagegen protestiert. Selbst die Gendarmerie musste einmal vorrücken. Es wurden auch Unterschriften gegen uns gesammelt", erinnert sich Rudi Huber.
Anlaufstelle für Häftlinge
Jeden Samstag veranstaltet der Verein in Suben eine Messe. Anschließend trifft sich der Obmann mit den Häftlingen und spricht bei Kaffee und Kuchen über Probleme. Er betreut eine Gruppe von 20 bis 30 Leuten. Der Verein ist für sie eine Anlaufstelle. "Viele erhalten nach der Haft eine Starthilfe, bis sie wieder ins Leben finden. Denn wenn sie rauskommen, fängt die Strafe erst an. Sie haben keine Rechte, keinen Wohnsitz, selten eine Familie und nicht einmal ein Bankkonto. Das ist ein Spießrutenlauf." Aus diesem Grund hilft der Verein den Häftlingen mit einer Wohnung und bei der Arbeitssuche. Dabei wird nicht verschwiegen, dass ihr letzter "Arbeitsplatz" das Gefängnis Suben war.
Keine politischen Einflüsse
Neben dem Obmann Rudi Huber sind Rudi Klimesch, Kurt Skubal und Sissi Bermannschlager weitere Mitglieder des Vereins. "Das Wichtigste ist, dass wir ein Team sind. Wir machen alles für den Verein und nicht personenbezogen." Politische Einflüsse und ein starkes Öffentlichkeitsbild gehören nicht zum Leitbild. Der Verein wurde durch zahlreiche Spenden aufgebaut und am Leben erhalten. Außerdem findet, jeden ersten Samstag im Monat ein Flohmarkt im Keller des Kolpinghauses statt. Durch die Einnahmen werden die Wohnungen refinanziert.
"Das Entscheidende ist: Wir nehmen niemanden aus Braunau. Es ist ein schlechter Start, wenn ein Häftling dorthin geht, wo er herkommt. Er geht dann wieder zu seinesgleichen, weil ihn die Gesellschaft nicht annimmt", sagt er. Der 72-jährige Braunauer erkrankte vor 17 Jahren an Darmkrebs. Durch diese Zeit hat ihm der Verein sehr geholfen: "Ich bin ein positiv eingestellter Mensch geworden und habe sehr viel gelernt. Ich bin toleranter und gelassener geworden." Von den Häftlingen verlangt er nur Ehrlichkeit. "Für mich ist wichtig, was er für ein Mensch ist. Nicht, was er gemacht hat. Das Wichtigste ist, nichts zu verstecken. Mein Handy ist Tag und Nacht eingeschaltet. Sie haben die Gewissheit, dass sie jederzeit anrufen können."
Nächster Flohmarkt des Vereins Resozialisierung Haftentlassener am Samstag, 1. September, im Keller des Kolpinghauses Braunau