Rekord an Lehrstellenangeboten im Bezirk Schärding hat Vor- und Nachteile

Von Bianka Eichinger   08.November 2018

Der Kampf um gut ausgebildete Arbeitskräfte hat sich auch unter den Betrieben im Bezirk Schärding in den letzten Jahren immer mehr verstärkt. So viele Arbeitgeber wie noch nie buhlen bei der diesjährigen Lehrlingsmesse in Schärding um die Fachkräfte der Zukunft. Im Interview erklärt Alois Ellmer, Geschäftsstellenleiter der WKO Schärding, warum gute Lehrlinge Mangelware sind und wie zukunftsfit die Schärdinger Betriebe sind.

 

Volkszeitung: Der Fachkräftemangel ist – auch im Bezirk Schärding – ein Dauerthema. Obwohl es in den letzten Jahren vermehrt Initiativen gegeben hat, um die Situation zu verbessern, lässt der Erfolg noch auf sich warten. Warum?

Ellmer: Der Fachkräftemangel ist der guten und positiven Konjunktur, der Demografie und den Auspendlern im Bezirk geschuldet. Es gilt daher, weitere Anstrengungen um Bemühungen zu unternehmen, um die Fachkräfte für die Zukunft zu gewinnen bzw. zu halten.

Gegenwärtig fehlen mindestens 1000 Fachkräfte hieß es im Rahmen des Herbstgesprächs in der WKO Schärding. Wie soll diese Lücke zukünftig gefüllt werden?

Ja, das ist richtig. Auf der anderen Seite haben wir genauso viele Personen, die arbeitslos sind. Uns muss es daher noch mehr gelingen, ältere Arbeitnehmer zu qualifizieren und in Beschäftigung zu halten bzw. zu bringen. Aber auch die Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte muss möglich sein, um den dringenden Bedürfnissen der Betriebe zu entsprechen, hier ist die Politik gefordert. Ebenso sachgerechte Lösungen für Asylwerber in aufrechten Lehrverhältnissen.

Die WKO Schärding unterstützt eine HotSpot Innviertel-Initiative, die der Abwanderung von gut ausgebildeten Leuten aus der Region entgegenwirken soll. Wie soll es gelingen, Fachkräfte nach der Ausbildung zur Rückkehr ins Innviertel zu bewegen?

Dass wir auf allen Ebenen Willkommenskultur und Wertschätzung zeigen und gemeinsam auf die Stärken der Region hinweisen. Das Innviertel zählt immerhin zu den am stärksten gewachsenen Industrieregionen in den letzten 15 Jahren. Moderne Regionalentwicklung umfasst viele tägliche Themen des Lebens, angefangen von der Kinderbetreuung, Schulangebote, breites Kultur- und Freizeitprogramm, gute verkehrsmäßige und digitale Infrastruktur uvm.

Die Arbeitswelt verändert sich durch die Digitalisierung enorm. Wie zukunftsfit sind die Schärdinger Betriebe?

Schwer zu beurteilen, aber was den Ausbau des Glasfasernetzes und die Schließung der mobilen Funklöcher anbelangt, besteht noch weiterer Handlungsbedarf ebenso bei der Bewusstseinsbildung für die Chancen der Digitalisierung. Die WKO begleitet die Unternehmen bei ihrer digitalen Transformation mit OÖ Digital 2025. Das digitale Servicepaket der WKOÖ zur Unterstützung umfasst Selbstchecks, Infoblätter und Ratgeber, Erklärungsvideos und Webseminare.

Der Kampf um gute Lehrlinge verstärkt sich auch unter den Betrieben im Bezirk Schärding immer mehr. Warum ist es noch immer nicht gelungen, die Lehrlingsausbildung für junge Leute attraktiver zu machen?

Die Statistik zeigt ein anderes Bild, denn es ist in den letzten Jahren gelungen, bei den Lehrlingen im ersten Lehrjahr Zuwachsraten zu erreichen. Mit der richtungsweisenden Bildungsinnovation duale Akademie sollten vor allem auch AHS-Maturanten für die Lehre angesprochen werden.

Warum sollten sich Jugendliche und ihre Eltern die Lehrlingsmesse in der Bezirkssporthalle in Schärding nicht entgehen lassen - was erwartet sie dort?

Jugendliche, die vor der Entscheidung stehen, was mache ich nach der Pflichtschule, können in der Bezirkssporthalle in Schärding mit Firmenchefs direkt in Kontakt treten und Betriebe kennenlernen. Aber auch Eltern bieten die Berufserlebnistage einen informativen Überblick über das vielfältige Lehrberufsangebot im Bezirk Schärding.

Mit welchen Herausforderungen müssen sich Schärdinger Unternehmer, beziehungsweise die WKO in den nächsten Monaten auseinandersetzen?

Bei gleichbleibender Konjunktur und wirtschaftlicher Lage wird sich der akute Fach- und Arbeitskräfteengpass noch verschärfen und das schmälert die Wettbewerbsfähigkeit und senkt das Wirtschaftswachstum.

 

Starkes Signal für die duale Ausbildung

Zum achten Mal findet die Lehrlingsmesse, veranstaltet von der WKO-Bezirksstelle Schärding in Kooperation mit PTS Schulen, statt. In der Bezirkssporthalle können sich Jugendliche und Eltern am Freitag, 16., und Samstag, 17. November, umfassend informieren und erste Kontakte knüpfen. Die achte Lehrlingsmesse im Bezirk Schärding kann heuer mit einer Rekordbeteiligung von 45 Ausstellern aufwarten.

Unter dem heurigen Motto „Berufserlebnistage“ wollen die Veranstalter besonders darauf hinweisen, dass das alte Vorurteil von der Sackgasse der Lehre längst überholt ist. Denn die duale Ausbildung bietet zahlreiche Karrieremöglichkeiten. „Neu ist die Duale Akademie, die Bildungsinnovation made in OÖ, die sich speziell an Maturanten, Studienabbrecher oder Berufsumsteiger wendet. Neu ist auch die Gleichstellung der Meisterqualifikation mit dem Ingenieur und dem Bachelor. Ein starkes positives Signal für die duale Ausbildung“, so WKO-Schärding-Obmann Johann Froschauer.

Tipps zur richtigen Bewerbung

Die Lehrlingsmesse in Schärding hilft auch heuer wieder Jugendlichen und ihren Eltern bei der Berufsentscheidung und bietet Lehrstellensuchenden und Interessierten einen Überblick über die Ausbildungsangebote in der Region - diese können Jugendliche auch über die Lehrstelleninfoboards, die an zentralen Stellen in den NMS, PTS, Fachschulen und AMS montiert sind, jederzeit abrufen. Die 45 Aussteller informieren vor Ort über Lehre und Lehrstellen. Zudem gibt es Tipps zur richtigen Bewerbung sowie Infos zu Karriere mit Lehre, Lehre mit Matura und die Duale Akademie.

Lehrlingsmesse Schärding: Bezirkssporthalle Schärding, Schulstraße 3, am Freitag, 16. November, 8 bis 13 Uhr, und Samstag, 17. November, 9 bis 12.30 Uhr. Vortrag „Lebe dein Talent – die Lehre“ am Samstag, 10 Uhr.