Ratschläge aus Wels und Freyung: Was sagt Ried?

Von Roman Kloibhofer   17.Mai 2018

Zwei Bürgermeister – Olaf Heinrich aus Freyung und Andreas Rabl aus Wels waren kürzlich in Ried zu Gast, um darüber zu referieren, warum die Innenstadt ihrer Stadt (wieder) funktioniert. Doch was sagen Vertreter aus Politik, und Stadtmarketing zu den Ratschlägen? Wir haben nachgefragt.

"Zentrum stärken, Innen- statt Außenentwicklung, Verkehrsentlastung" – darauf habe man in Freyung gebaut, sagt Olaf Heinrich. "Man darf Äpfel nicht mit Birnen vermengen", sagt Stadtmarketing-Chef Roland Murauer (CIMA) zum Vergleich mit Freyung. So gelte etwa in Bayern eine andere Raumordnung, die eine zentrale Orte-Struktur geschaffen habe: "Von einer zentralen Orte-Strategie sind wir in Oberösterreich weit entfernt. Sonst wären Fachmarktzentren auf der Grünen Wiese nicht möglich."

Die Stadt ist autoorientiert

Von einer totalen "Entparkung" der Innenstadt und einer Verbannung der Autos aus dem Stadtzentrum hält Murauer nichts. "Es gibt eine vernünftige Struktur in Ried. Ried lebt zu 65 bis 70 Prozent vom autoorientierten Umland. Das führt dazu, dass die Kunden bis vor die Haustüre fahren und erfordert eine autoorientierte Innenstadtpolitik", sagt Murauer. Seine Mitarbeiterin Olga Fedik sagt: "Ein zwiespältiges Thema – was der Konsument sagt und der Handel will." "Ein komplettes Freiparken der Innenstadt ist jedenfalls völliger Quatsch", sagt Roland Murauer.

Die Weberzeile sei im übrigen "ein super gut gemachtes regionales Einkaufszentrum", erklärt Murauer. Es habe allerdings in den vergangenen Jahren "einen Investitionsstau in der Innenstadt" gegeben, da viele Unternehmer abwarten wollten, wie sich die Weberzeile entwickelt. "Die Frequenz in Ried ist gleichgeblieben, sie hat sich aber verlagert", stellt der Stadtmarketing-Leiter klar.

"Begrüße Ideen von außen"

"Es ist immer zu begrüßen, wenn sich engagierte Riederinnen und Rieder Gedanken über die Zukunft unserer Stadt machen und dazu auch Anregungen aus anderen Städten einholen", sagt Bürgermeister Albert Ortig. Der Blick von außen könne durchaus neue Perspektiven und Sichtweisen eröffnen. Schließlich müsse nicht jede Stadt das Rad immer wieder neu erfinden. Jede Projektentwicklung sei ja auch oft mit erheblichen Kosten verbunden.

"Daher werden wir aus den Veranstaltungen mit den Bürgermeistern Olaf Heinrich aus Freyung und Andreas Rabl aus Wels alle Informationen, für die es in Ried Umsetzungsmöglichkeiten gibt, gerne annehmen und uns damit in den zuständigen Gremien konstruktiv auseinandersetzen", sagt Ortig.

Die Entwicklung der Rieder Innenstadt sei für die Zukunft der gesamten Stadt und auch der Region von zentraler Bedeutung. Ried habe das schon früh erkannt und als eine der ersten Städte in Österreich das Stadt- und Standortmarketing durch die Vergabe an einen kompetenten Partner, die Firma CIMA, professionalisiert. Mit Erfolg, wie Ortig sagt: "Die Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Rieder Innenstadt ist bekanntermaßen hoch, nicht zuletzt durch die Begegnungszone, eine der größten in Österreich."

Eine der größten Herausforderungen sei aktuell der Veränderungsdruck, mit dem der stationäre innerstädtische Handel in ganz Europa konfrontiert ist. Bisherige Lösungsansätze reichten nicht mehr aus. Professionelle Maßnahmen und intelligente Projekte zur Gegensteuerung, wie sie die CIMA im Auftrag der Stadt umsetze, seien umso wichtiger. Dazu zählen z.B. attraktive Ansiedlungsprogramme für neue Unternehmen, Start-Up-Programme, ein optimierter Branchenmix und ein koordiniertes Immobilienmanagement.

"Die Stadt ist ständig in Kontakt mit Liegenschaftseigentümern und bietet Beratung und Unterstützung an, damit insbesondere Leit- und Schlüsselimmobilien nicht leer stehen oder so rasch wie möglich wieder mit Leben erfüllt werden", sagt Ortig. Es gebe zahlreiche positive Ergebnisse. So hätten in den vergangenen Monaten etliche neue Geschäfte und Lokale eröffnet, auch in neuen, innovativen und zukunftsweisenden Kombinationen von Handel, Gastronomie und Dienstleistung. Zugleich müsse das Wohnen in der Innenstadt attraktiv und leistbar sein. "Es prägt das urbane Leben und bedeutet zusätzliche Frequenz für die Betriebe im Stadtzentrum. Auch daran werde gearbeitet", erklärt Ortig.

Kommt ein Boardinghouse?

Roland Murauer und Olga Fedik bringen eine neue Wohn-Variante in Ried ins Spiel: "Eine Potenzialanalyse hat ergeben, dass größere Unternehmen Interesse an einem Boardinghouse (ein hotelähnlicher Beherberbungsbetrieb mit mehr Privatsphäre) haben." Vor allem die Obergeschoße der Innenstadt-Immobilien wurden diesbezüglich genauer unter die Lupe genommen, sagen Murauer und Fedik.