Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

Pensionierter Gemeindearzt begibt sich auf die Spuren der Römer

Von Monika Kreiseder   10.Juli 2016

"Es ist ein furchtbar kompliziertes Buch", sagt Alfred Hable, "aber reinlesen kann sich jeder, man muss eben eine Seite dreimal lesen und es kann sein, dass man nach zehn Seiten müde ist", ergänzt der passionierte Geschichtsforscher, der gemeinsam mit Josef Beck drei Jahre am Buch "Marinianium, Ovilatus, Stanacum und Turum" schrieb. "Es handelt sich um die römischen Orte Linz, Wels, St. Marienkirchen und Freilassing", erklärt Hable, "allerdings gibt es auch die Meinung, dass Turum für Burghausen stehen könnte." Sein Münchner Mitautor Josef Beck arbeitete lange Zeit im Verkehrsministerium in Bayern und war mit seiner akribischen Art wichtig für das Gelingen des 112 Seiten starken Buches. Erforscht wurde durchwegs mit Computer, wobei Vergleiche mit einem alten römischen Buch gezogen wurden, das genaue Entfernungsangaben in römischen Meilen beinhaltete.

Keine Reiterkaserne in Lochen

Grund für die Entstehung des Buches war die Behauptung in der Neuauflage des Lengauer Heimatbuches, es habe sich in Lochen eine römische Reiterkaserne mit mindestens 500 Reitern befunden, die die ganze Gegend samt den auf den Hügelkuppen befindlichen Wachttürmen zu betreuen hatte. Das stimme allerdings nicht. Es hätte nicht so viele römische Soldaten gegeben, um die Kasernen zu besetzen. "Wir wären erfreut gewesen, wenn wir damit einen Ersatz für die "Keltenschanze" in Stullerding gefunden hätten, die ja erst im 18. Jahrhundert entstanden sein dürfte", so Hable. Professor Heger aus Salzburg unterstützte die beiden Forscher, die von Lochen ausgehend über die Salzburger Umgebung auf das römische Straßennetz stießen und sich mit Standorten in Noricum (Oberösterreich) und Rätien (Niederbayern) beschäftigten. "Der Handlungszeitraum des Buches erstreckt sich von ca. 20 v. Chr. bis 500 n. Chr. Da gab es dann zu viele Germanen und die Römer zogen sich wieder über die Alpen zurück", weiß der 74ährige Lochener. Gewisse Straßenstücke waren manchmal nur für Feldzüge von großer Bedeutung und versanken danach wieder in Bedeutungslosigkeit. "Wir glauben, dass Kaiser Tiberius unsere Gegend schon verhältnismäßig genau vermessen ließ und so in Rom eine relativ exakte Karte gezeichnet werden konnte."

Zur Römerzeit habe es einen riesigen Gutshof gegeben, der sich vom Bereich der Lochener Kirche bis zum alten Feuerwehrdepot erstreckt haben muss. In etlichen Häusern in Lochen lägen heute noch achteckige, konische Römerziegel herum, so Alfred Hable. "Wir haben römische Spuren in Lochen, das meiste liegt wahrscheinlich aber unter dem Friedhof." Interesse an der Geschichte hatte der ehemalige Gemeindearzt schon zu Schulzeiten. Durch sein Engagement im Pfarrgemeinderat und die Erforschung des Lochener Pfarrarchivs kam Hable immer mehr auf den Geschmack. "Das Buch über die römischen Orte soll eine Korrektur sein, über die gestritten werden wird. Wissenschaftlicher Beweis ist kostspielig, denn für eine Überfliegung und Radarbodenuntersuchung fehlen uns die Mittel", sagt Hable. Die römischen Forschungen sind somit abgeschlossen.

Eine neues Buch ist aber bereits in Planung: "Das Tagebuch des Radler Schorsch". Der gebürtige Lochener führte von 1936 bis 1947 ein umfangreiches Tagebuch, das sich auch mit den Erzählungen von Zeitzeugen und dem Landesarchiv deckt. "Das hat mich fasziniert – es stimmt wirklich alles zusammen", freut sich der Geschichtsforscher.

copyright  2024
16. April 2024