Neue Schule zu klein: Stadt gibt Land die Schuld

16.Mai 2018

„Wir haben von Anfang an vier Klassen mehr geplant und diese wurden im Zuge des Kostendämpfungsverfahrens des Landes gestrichen. Es ist weder ein Planungsfehler, Fehler des Architekten, noch der Stadtgemeinde. Der Fehler liegt in der Statistik des Landes“, betonte SP-Bürgermeister Friedrich Schwarzenhofer bei der außerordentlichen Gemeinderatssitzung am Dienstag. Das Land hat sich auf eine Bedarfserhebung von 2015 gestützt. Der Bürgermeister habe die Verantwortlichen des Landes darauf hingewiesen, dass Mattighofen eine Zuzugsgemeinde ist. Ohne Erfolg, Reserveklassen wurden keine genehmigt.

Es sollte ein Vorzeigeprojekt werden, diese Raumnot wirft jetzt – wenige Woche vor der offiziellen Eröffnung – einen Schatten auf das 14 Millionen-Projekt: Im Schulkomplex, in dem die Volksschule Mattighofen und die Sonderschule untergebracht sind und der in den vergangenen drei Jahren aufwendig saniert bzw. teilweise neu gebaut wurde, fehlen mehrere Klassen. Wie es aussieht, können die 13 Sonderschüler im Herbst nicht zurück in ihre Schule, sondern sollen vorübergehend weiterhin im Provisorium des ehemaligen Stadtamtes am Stadtplatz bleiben. Schuld an dem Dilemma sei das Land, sind sich die Gemeinderäte einig. Sie wollen „ordentlich aufs Gas steigen“, um diese Unannehmlichkeit so schnell wie möglich aus der Welt zu schaffen, bestenfalls noch bis September, Pläne gibt es bereits.

Zwei Dinge führten zu diesem Supergau im kinderreichen Mattighofen: Die vielen Schuleinschreibungen der Volksschule im April und die neue, schulische Nachmittagsbetreuung. Mehr als 100 Volksschüler haben Bedarf angemeldet und diese sollen ebenfalls in der Volksschule untergebracht werden. Kürzlich wurde – wie berichtet – der Hort mit fünf Gruppen abgeschafft und die günstigere, schulische Nachmittagsbetreuung beschlossen – auch das sei eine Vorgabe des Landes gewesen, um Fördergelder zu erhalten, hieß es in der Sitzung.
Lehrer und Eltern der betroffenen Sonderschüler haben kein Verständnis und schrieben einen offenen Brief an den Bürgermeister. „Es kommt zu einer Ausgrenzung von Kindern mit Behinderung“, heißt es darin. Rudolf Perhab, Direktor der Zentrums für Inklusiv- und Sonderpädagogik sagt auf OÖN-Anfrage: „Dass wir nicht mehr zurück in die Normalität dürfen, in der unsere Kinder Volksschule erleben und wir davon abgeschnitten sind – das ist das Problem und die falsche Entwicklung.“

Versuch: Lösung bis September
Als Bildungsausschuss-Obmann erläuterte BfM-Stadtrat Peter Glas vor vielen Eltern, die bei der Sitzung anwesend waren, einen Ausweg aus der prekären Situation: „Die Ausgangslage ist unerfreulich. Diese provisorische Lösung kann die pädagogischen Ansprüche nicht erfüllen. Wir müssen so rasch wie möglich eine Gesamtlösung finden“. Er sprach von geplanten Umbaumaßnahmen der neuen Schule. Die vorhandenen Garderoben im zweiten Stock sollen in Klassenräume umfunktioniert und die Garderobe entweder in den Keller, oder in einen Anbau verlegt werden. Und das zügig, damit die Sonderschüler ehestmöglich in ihre Schule zurückkommen können. Noch diese Woche soll der Architekt planen, für nächste Woche wurde eine außerordentliche Gemeinderatssitzung angedacht.
„Wir müssen versuchen, das zeitnah zu realisieren. Ich bitte aber um Verständnis und Geduld, wenn der Umzug im September noch nicht möglich ist“, appellierte Schwarzenhofer an die Eltern, die applaudierend akzeptierten. Seine Bedenken: Für einen Um- bzw. Anbau bedarf es erneut Genehmigungen seitens der Schulbehörde und des Landes und das kann dauern. Entschlossen wollen die Gemeinderäte versuchen, den üblichen Behördengang per Nachdruck zu beschleunigen, um im besten Fall die neue Schule startklar für alle Schüler zu machen.

VP-Bildungslandesrätin Christine Haberlander war nicht erreichbar,VP- Landtagsabgeordneter Gerald Weilbuchner, der die Thematik kennt, sagt: „Die Schuld darf nicht beim Land gesucht werden, da wir es als Unterstützer brauchen. Die Gemeinde ist gefordert, die nötigen Unterlagen schnell vorzulegen und ich unterstütze stark, dass das Problem bis zum Herbst gelöst wird“.