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"Neu-Investitionen in Österreich wären fahrlässig"

Von Monika Raschhofer, 31. März 2016, 02:15 Uhr
"Neu-Investitionen in Österreich wären fahrlässig"
Mit Fernbedienung und Solarantrieb ist der neue Gartenschirm "Solmotion" ganz leicht zu öffnen: Produktmanager Herbert Forthuber und Chef Hermann Würflingsdobler (r.) sind stolz auf die Innovation. Bild: (Doppler/Leitner)

BRAUNAU. Schirm-Doppler-Geschäftsführer Hermann Würflingsdobler bekennt sich zum Standort, übt aber deutliche Kritik.

Hermann Würflingsdobler macht Pläne, um beim erhofften Wirtschaftsaufschwung den aktuellen Firmenstandort von "Doppler" in der Nähe von Budweis um ein Logistikzentrum zu erweitern. Am Standort Braunau werden gerade die ersten Freiarm-Sonnenschirme mit Solarantrieb gebaut. Aber größere Investitionen würden Unternehmer in Österreich derzeit nicht anpacken. Er kritisiert die Politik im Land.

 

Was planen Sie in Tschechien?

Würflingsdobler: Wir produzieren in Tschechien seit mehr als 20 Jahren Sitzauflagen – im eigenen Betrieb. Auch wird von diesem Standort Nähe Budweis der Vertrieb für Tschechien und Polen durchgeführt. Es wird sicher keine Verlagerung der Produktion von Österreich geben.

Wohin exportieren Sie?

Unsere Heimmärkte sind Österreich und Deutschland. Es sind 40 Länder, in die wir exportieren, hauptsächlich Osteuropa und Asien. Hauptland war Russland, da leiden wir – offen gesagt – unter der dortigen Wirtschaftskrise, verstärkt durch die unsinnigen Sanktionen der EU gegen Russland.

Sie haben vor 17 Jahren das Werk in Ranshofen neu gebaut. Würden Sie das jetzt auch tun?

Angesichts der Rahmenbedingungen in Österreich erscheint mir eine Investition hier im Moment als fahrlässig. In den vergangenen Monaten und Jahren sind die Bedingungen schlechter geworden.

Inwiefern?

Die Ermessensspielräume der Vollzugsorgane von Finanz und Sozialversicherung werden immer geringer. Früher gab es ein Grundvertrauen eines Prüfers, es wurde einem nicht sofort Ungesetzliches unterstellt. Jetzt wird man unter Generalverdacht gestellt. Das ist eine atmosphärische Sache. Unter diesen Rahmenbedingungen haben wir keine Lust, hier zu investieren.

Hatten Sie ein konkretes Erlebnis in diesem Zusammenhang?

Bei einer Zollprüfung wurde uns Abgabenhinterziehung vorgeworfen. Es ging um etwa eine Million Euro. Wir haben alles vorschriftsgemäß bezahlt, auf den Cent genau und es war alles belegbar. Der Vorwurf lautete, dass wir die Beträge wenige Tage zu spät gemeldet haben, es hätte alles unverzüglich gemeldet werden müssen. Wir bekommen tausend Container pro Jahr aus Fernost, die Lieferung erfolgt mitunter nicht auf einmal, sondern innerhalb von wenigen Tagen. Für die Zahlung hatten wir 14 Tage Zeit und die Frist auch eingehalten. Weil wir die Lieferung erst nach ein bis drei Tagen gemeldet haben, mussten wir den Betrag plus Verzugszinsen nochmals zahlen. Obwohl dem Staat kein Cent entgangen war. Der Wahnsinn ist, dass wir, wenn wir unverzüglich gemeldet hätten, auch exakt den selben Betrag zu bezahlen gehabt hätten. Trotzdem mussten wir innerhalb von zwei Wochen den Betrag ein zweites Mal zahlen. Es ist mehreren namhaften Firmen so gegangen. Wir haben das beeinsprucht und bekämpft. Nach einem halben Jahr haben wir wenigstens den doppelt bezahlten Betrag zurückbekommen, nicht aber die Zinsen.

Aber Sie kritisieren die aktuelle Wirtschaftspolitik scharf.

Nach wie vor herrscht die Regelungswut. Egal, ob auf EU-Ebene oder national. Unverständlich ist die Ungleichheit zwischen Berufsgruppen: Warum müssen Beamte eine wesentlich höhere Pension oder bezahlte Pausen erhalten, trotz Sicherheit des Arbeitsplatzes? Die Zeche zahlen alle. Das Unsinnigste sind starre Arbeitszeitbestimmungen, unabhängig von Berufen.

Welche Veränderung wünschen Sie sich am dringendsten?

Flexibilisierung der Arbeitszeiten. Zehn Stunden Maximalarbeitszeit täglich hat vielleicht in der Schwerindustrie Sinn. Wir sind aber ein Textilbetrieb, noch dazu mit Saisonschwerpunkten. Die Gartenschirme brauchen unsere Kunden, wenn es schön wird, und nur dann. Am besten sofort. Das verstehen die Mitarbeiter sehr wohl. Politiker und Funktionäre anscheinend nicht. Eine Flexibilisierung in der Firma, dass vorübergehend bis zu zwölf Stunden maximal gearbeitet werden kann (zumindest auf freiwilliger Basis), würde Arbeitsplätze und den Standort sichern. Ältere Arbeitnehmer und Mütter sollen ausgenommen werden. Oder die Pausenregelung: Die verpflichtende halbe Stunde nach sechs Arbeitsstunden ergibt Probleme. Wenn man zum Beispiel am Freitag mit einer zehnminütigen Pause sechseinhalb Stunden arbeiten möchte, wird man straffällig. Niemand mag eine halbe Stunde Pause machen, um dann nur noch eine Stunde zu arbeiten. Da gehen die Leute nach sechs Stunden heim.

Finden Sie auch noch Positives am Standort Österreich?

Ich bin froh, dass wir hier investiert haben, hier ist unser Zuhause, unser Ursprung, unser Stammsitz. Der Erfolg unseres Unternehmens ist unseren jahrzehntelang treuen und fleißigen Mitarbeitern geschuldet. Die positive Standort- und Steuerpolitik, die am Beginn des neuen Jahrtausends spürbar war, wird leider gerade aufgeweicht. Das macht es nicht einfacher.

Sind die mittelständischen Unternehmen stärker betroffen als die großen?

Wir werden nicht so gehört wie ein Unternehmen, das tausend oder mehr Leute beschäftigt. Überregional werden wir nicht so wahrgenommen. Drum ist es gut, wenn Leitbetriebe aufbegehren. Österreich ist leider nicht mehr auf der Überholspur, das sagen auch Unternehmer aus Deutschland und der Schweiz.

 

 

Daten und Geschichte

Hermann Würflingsdobler (54) führt mit seiner Frau Margit den Familienbetrieb in dritter Generation, gegründet wurde die Schirmfabrik 1946 von seinem Großvater, ausgebaut von seinen Eltern, der Vater ist noch im Unternehmen tätig, auch Sohn Martin (30) hat bereits eine leitende Funktion.

Hauptsitz der Firma „doppler“ und der noch jungen Holding sind Braunau-Ranshofen, wesentliche Tochterfirmen in Simbach (Bayern), Tschechien, der Slowakei und Hongkong.

Am Standort Ranshofen sind 160 Mitarbeiter beschäftigt, insgesamt 240. Das Werk Ranshofen wurde 1999 errichtet und 2011 erweitert. Umsatz: rund 50 Millionen Euro.

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7  Kommentare
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Richard3007 (182 Kommentare)
am 31.03.2016 13:03

@boris keine Ahnung von Chinesen!

Also meine Lieferanten sind prinzipiell vom 23.12. - 07.01. auch nicht erreichbar. Büro schon, Produktion nicht.
Im Februar sind 2 Wochen Dicht. Die Realität sagt es geschieht 4 Wochen nichts, heuer war es vom 29.01. - 23.02. wo niemand produzierte.
Dann kommen demnächst wieder ein paar Tage wo nichts geht. Dort haben die Betriebe Ihre Produktionen 5 Wochen geschlossen. Der Chinese erscheint in der Arbeit wenn er will. Da kann es sein, dass die gesamte Belegschaft auf einmal am Freitag nicht kommt. Alles schon vor gekommen....

Dort gibt es keinen Arbeitnehmer und Arbeitgeberschutz. Wenn jemand nur 1 Cent mehr bezahlt sind Sie noch in der selben Minute beim neuen Arbeitgeber. Andererseits, wenn es keine Aufträge gibt, sitzen Sie sofort auf der Straße.

Dort geht es wild zu auf dem Arbeitsmarkt und das lähmt das Land!

Aber ich gebe den Vorrednern schon recht. Die Regulierungswut ist ein Graus!

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u25 (4.941 Kommentare)
am 31.03.2016 11:07

Mit noch mehr unsinnigen Regelungen zwingt man jeden Betrieb in die Knie. Und daran wird laufend gearbeitet.

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mig63 (64 Kommentare)
am 31.03.2016 10:15

Hat schon einer von Euch 12 Std. an einem Fließband gearbeitet?
Da bist nach 8 - 10 Std. schon GaGa, wenn du immer den selben Handgriff machst.
Es kommt immer auf die Tätigkeit an, die du machst.
10 - 12 Std. im Büro sitzen und die selbe Zeit " Full Pull "
in der Produktion lassen sich nicht vergleichen.

Die Arbeitnehmerschutzbestimmungen haben in vielen Bereichen schon ihren Sinn, aber das versteht nur jemand der schon in so einen Bereicht gearbeitet hat.

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Papillon_2 (490 Kommentare)
am 31.03.2016 07:19

Den Aussagen von Herrn Würflingsdobler kann und muss man - leider - in allen Punkten 100% zustimmen!

Das ist gelebte Verhinderung der Schaffung neuer Arbeitsplätze auf österreichisch.

Was ich gar nicht verstehe:
Regelungen und Gesetze zugunsten (oft leider vermeintlich!!) der Arbeitnehmer sind natürlich grundsätzlich positiv zu sehen.
Aber warum entmündigt der Gesetzgeber und die Gewerkschaften die Arbeitnehmer: Wenn z. B. ein Arbeitnehmer freiwillig 12 anstatt 10 Stunden am Tag arbeiten will, so soll man ihn das doch selbst entscheiden lassen, anstatt ihn total zu entmündigen.

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Superheld (13.120 Kommentare)
am 31.03.2016 07:28

100%

Beamte machen seit Jahrzehnten arbeitssfeindliche Bestimmungen, warum wohl?

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zwangsmitglied (32 Kommentare)
am 31.03.2016 08:44

Ja natürlich, Beamte haben auch das Arbeitszeitgesetz beschlossen und verhindern jetzt die Flexibilisierung, die im Beitrag angesprochen wird... böse Beamte - Hauptsache einer hat Schuld... Die Gewerkschaft die jede Änderung im Keim erstickt, kann da nichts dafür...

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boris (1.939 Kommentare)
am 31.03.2016 10:52

Die Gewerkschafter, die - lt. Stronach - noch nie von der Arbeit Schmutz unter den Fingernägeln hatten, sägen dauernd und intensiv an dem Ast, auf dem sie sitzen. Und wenn sie dann runterfallen (siehe auch Artikel über Mitgliederschwund) - sind irgendwelche andere "Bösen" dran schuld. Das gleiche gilt für die Altersarbeitsloigkeit infolge von Biennalsprüngen udgl. Was sie bis heute nicht begriffen haben - die Gegner sind nicht die Unternehmen - die Gegner sitzen in Fernost - fleißige Chinesen und deren Nachbarn. Die Chinesen halten die Europäer ohnehin für ein "Faules Pack" mit 5/6 Wochen Urlaub und ca. 12 bezahlten Feiertagen, die meisten katholische - sowas gibt es dort nicht.

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