Naturschutz ist gegen riesigen Kraftwerks-See

Von Max Hofer   14.Dezember 2010

Begründet wird die Ablehnung mit naturschutzfachlichen und energiepolitischen Gründen. Aus den vorliegenden Planungsunterlagen gehe, so Richard Mergner, Landesbeauftragter des Bundes Naturschutz, nicht eindeutig hervor, ob der Speicher den Umstieg auf erneuerbare Energien unterstützt, „oder ob hier als wirtschaftliches Ziel nicht doch die Gewinnoptimierung für Atomstrom im Vordergrund steht“.

Schon alleine deshalb hält der Bund Naturschutz das Pumpspeicher-Kraftwerk für nicht genehmigungsfähig und fordert das Aussetzen des Raumordnungsverfahrens.

Dem Vernehmen nach sollen sich die Investitionskosten für das geplante Pumpspeicherwerk Riedl, das vis-à-vis der Schärdinger Gemeinde Engelhartszell vorgesehen ist, auf nahezu 500 Millionen Euro belaufen.

„Eine so gewaltige Summe erfordert eine klare und fundierte Wirtschaftlichkeitsbetrachtung. In den vorliegenden Unterlagen fehlt eine überzeugende Darstellung. Auch die Rolle von Wind und Sonne geht nicht hervor. Wir befürchten, dass Riedl vor allem den billigen Nachtstrom aus Grundlasten-Kraftwerken wie Kohle- und Atomkraftwerken einkaufen wird, um diesen dann zu Tagesspitzenpreisen zu verstromen und zu verkaufen. Einer Gewinnmaximierung von Atomstrom via Riedl wird der Bund Naturschutz niemals zustimmen“, macht Helmut Steininger, Vorstandsmitglied und Schatzmeister des Bundes Naturschutz in Bayern, deutlich.

Daran ändere selbst der Umstand nichts, dass Rhein-Main-Donau-AG-Größe Albrecht Schleich in einem Leserbrief versprochen hat, das Pumpspeicher-Kraftwerk für erneuerbare Energien zu nutzen.

Wenig Schmeichelhaftes zum Projekt kommt zudem von Karl Haberzettl, dem Vorsitzenden der Kreisgruppe Passau. Er fragt sich, weshalb das riesige Projekt der Donaukraftwerk Jochenstein AG ausgerechnet im Bereich einer der ökologisch wertvollsten Naturräume Bayerns errichtet werden soll. „Die Donauhänge sind sehr verletzlich. Bei einem Betrieb sollen direkt aus der Donau fast 80 Kubikmeter Wasser pro Sekunde hochgepumpt werden. Das ist auch für einen großen Fluss wie die Donau viel.“

Haberzettl würde auch gerne wissen, was mit den Fischen und anderen Wassertieren geschieht, die in die Pumpen und Turbinen geraten: „Warum ist kein Auslaufbecken geplant?“

Ein Nein zum 500-Millionen-Euro-Vorhaben kommt weiters vom Vertreter der lokalen Interessensgemeinschaft „RIGOJO“. „Wir wohnen und leben hier und lassen uns nicht so einfach vertreiben. Mehr als 100 Hektar Land sind direkt vom Projekt betroffen, 20 Hektar davon werden eine tote Wasserfläche sein, weil kein Süßwassersystem das ewige Auf und Ab überlebt“, so Christian Schmid.

Herbert Barthel, zuständiger Referent für Energie und Klimaschutz beim Bund Naturschutz, glaubt schon grundsätzlich nicht, dass das Projekt Riedl „eine gute Lösung für das Speichern erneuerbarer Energien ist, weil sich die Speicherkapazität auf weniger als 0,1 Prozent des deutschen Strombedarfs beläuft“. Barthel ist für „wirklich innovative Projekte und nicht für eine über 50 Jahre alte Technologie, um die es sich bei Pumpspeicherwerken handelt“.