Mundarthüter wollen EU-Sprachstatus

Von Dieter Seitl   03.Mai 2013

Bairisch erstrecke sich mit Ausnahme Vorarlbergs über ganz Österreich. Anders als in weiten Teilen Bayerns, wo sich sprachliche Unterwürfigkeit breitmache, werde der gemeinsame Dialekt samt Lebensgefühl und echtem Brauchtum hierzulande noch hoch gehalten, so der Bayer Obermeier.

Bayern weniger selbstbewusst?

„In Regionen wie dem Innviertel ist das Selbstbewusstsein für das Eigene noch deutlich ausgeprägter als in Bayern. Wenn ich an die neue digitale Maibaum-Landkarte der Landjugend denke, komme ich ins Schwärmen. Zuletzt war ich in Schärding. Dort stand vor der Filiale eines Supermarkts, der zu einem deutschen Konzern gehört, ein Werbeständer, mit dem Erdäpfel angepriesen wurden. Das kennen die meisten unserer Kinder in Bayern gar nicht mehr, nur den Begriff Kartoffeln.“ Das Beispiel aus Schärding zeige, dass das Bewusstsein – auch der Käufer – hierzulande deutlich ausgeprägter ist. „Und, dass das auch innerhalb eines Konzerns mit Zentrale in Deutschland geht.“ Zwei Jahre hintereinander machte sich Sepp Obermeier im Winter auf nach Schärding, um dort Schokoladen-Nikolause für die Kinder zu Hause in Bayern zu besorgen. Dort gebe es praktisch nur noch den Weihnachtsmann, der via Konzerne aus dem Norden Deutschlands Einzug gehalten habe. Mittlerweile helfe man sich mit Bastelbögen aus dem Internet ab, mit denen sich der Weihnachtsmann auf den Nikolaus „umrüsten“ lasse.

Unser Dialekt offiziell bedroht

Aktionen wie ein großer Mundart-Tag, der am Sonntag, 5. Mai, ab 13 Uhr in die Innviertler Stelzhamer-Gemeinde Pramet lockt, seien begrüßenswert. Es bedürfe im Einsatz für den Erhalt der gemeinsamen Mundart noch größerer Anstrengungen. Dass „Bairisch“ im Jahr 2009 auf den UNESCO-Weltatlas der bedrohten Sprachen gelangte, sei an sich eine Schande, so Obermeier. Die Politik habe diesen „Warnschuss“ einfach zur Kenntnis genommen, ohne Maßnahmen zum Gegensteuern einzuleiten.

Ringen um EU-Mundartstatus

Jetzt soll ein Antrag ins Rollen kommen, der „Bairisch“ den EU-Status einer europäischen Regional- und Minderheitensprache zuerkennt: wie das bei anderen Dialekten bereits geschehen sei – verbunden mit stattlichen Fördermitteln, mit denen sich das gemeinsame „Bairisch“ in gezielten Projekten vorantreiben ließe. „Es wäre schön, wenn das offizielle Österreich diesen Vorstoß unterstützen würde“, so Obermeier. Ein Vorstoß, der im Jahr 2004 mangels „einheitlicher Verschriftung“ abgelehnt wurde. Eine Verschriftung, die mittlerweile auf Basis des „Münchnerischen alter Prägung“ stellvertretend für den gemeinsamen Mundartraum vorliege.

Dass sich aber ausgerechnet in München eine künstliche „Fernsehsprache“ verbreitet habe, sei besonders ärgerlich, so Obermeier. „In München redet nur noch ein Prozent der 15- bis 30-Jährigen bairisch. Das UNESCO-Kriterium für bedrohte Dialekte liegt bei 30 Prozent. Das sagt eigentlich schon alles. In den Köpfen der meisten Eltern gilt Dialekt als hemmend für die Schullaufbahn. Das ist wissenschaftlich längst widerlegt. Bairisch ist eine bildhafte Sprache, die gut für das Aufsatzschreiben der Kinder wäre.“

Ein neues Buch belege, dass Bairisch im gemeinsamen Mundart-Raum dank Österreich noch hochgehalten werde. „Zuletzt war ich bei einem Händler über der Grenze in Haibach. Diese Sprache, diese Mentalität. Es war, als würden wir uns schon ewig kennen.“