Mietnomaden: "Zeit lassen und genau überprüfen"

Von Magdalena Lagetar   14.Juni 2018

Mieter, die keinen Cent zahlen und vielleicht sogar die Wohnung verwüsten und in die nächste ziehen – auch im Innviertel gibt es solche, die so genannten Mietnomaden. Josef Stranzinger vom Haus- und Grundbesitzerbund weiß, wie sich Vermieter am besten vor ihnen schützen.

 

Mietnomaden – gibt es solche auch im Innviertel?

Ja, Beispiele gibt es leider genug. Viele können nicht mit Geld umgehen und der Vermieter bleibt auf den Mietkosten und Betriebskosten sitzen, das ist sehr ärgerlich.

Finanzieller Schaden ist oft nicht das Einzige, den solche Mietnomaden verursachen…

Es gibt jene, die Wohnungen in einem ganz schlimmen Zustand hinterlassen. In Mauerkirchen hat einer zum Beispiel das Stiegenhaus und den Dachboden mit Müll vollgestellt. Wenn sich einer verletzt, dann haftet der Vermieter. Manche sind auch bösartig, zerstören die Wohnung absichtlich, drehen das Wasser auf oder Sonstiges. Aber Gott sei Dank ist das die Minderheit, mit dem Großteil der Mieter funktioniert alles bestens.

Wie wird man solche unliebsamen Mieter wieder los?

Mit Räumungsklagen. Es kann aber sein, dass sich das lange hinauszögert. Was auch möglich ist, ist eine einvernehmliche Auflösung, also eine Einigung ohne Gericht. Manche verlangen dann Ratenzahlungen für gewisse offene Beträge, aber meiner Erfahrung nach kommt man um die Räumungsklage nicht herum.

Wann sollte man als Vermieter reagieren?

Schon nach dem ersten Ausbleiben der Miete sollte man aktiv werden und Mahnungen ausschicken. Und wenn das nichts bringt, dann den Anwalt einschalten.

Was raten Sie Vermietern, um sich vor diesen dreisten Mietern schützen zu können?

Zeit lassen und die Kandidaten genau überprüfen und sich natürlich sorgfältig informieren, indem man die Beratung in Anspruch nimmt, da passiert das schon gar nicht. Ein neuer Vermieter soll sich nicht einfach einen Vertrag aus dem Internet herunterladen, wenn’s blöd geht, bringt er die Mieter nicht mehr raus, weil es ein unbefristeter Vertrag ist. Noch wichtiger ist, dass er die Betriebskosten anführt, genau reinschreibt, was verlangt wird, auch die Verwaltungskosten. Wenn sie nicht aufgeführt werden, kann ich sie danach nicht verlangen. Auch die Kaution unbedingt anführen, eine Inventarliste machen, eine Hausratversicherung abschließen. Es ist wichtig, mir einen Mieter zu suchen, der nicht besonders viele Offenstände hat und womöglich schon delogiert wurde. Der Vermieter soll Lohnzettel verlangen und überprüfen, wer wirklich einzieht.

Sie meinen, einer schließt den Vertrag ab und ein anderer zieht ein?

Wir hatten alles schon. Zum Beispiel in Braunau, wo in einer Wohnung zwölf Leute gewohnt haben und in drei Monaten 3000 Euro Wasserkosten angehäuft haben. Da hat sich die Gemeinde gemeldet, weil sie einen Wasserschaden vermutete. Und die anderen Mieter wollten die Kosten dafür natürlich nicht übernehmen. Also bleibt der Vermieter darauf sitzen.

Welche Unterstützung gibt es für Vermieter?

Wir bieten laufend Beratungen an. Wir haben auch eine Checkliste, worauf geachtet werden soll. Wir informieren gründlich.

Man erkennt ja diese Mietpreller nicht auf den ersten Blick…

Wir führen selbst eine schwarze Liste, da sind mehr als 100 Personen aus der Region darauf, die eben negativ aufgefallen sind. Eine weitergreifende Liste wäre natürlich besser, weil wir ja auch Vermieter haben, die in anderen Regionen vermieten.

Sind Fälle von ausstehenden Mietzahlungen in den letzten Jahren mehr oder weniger geworden?

Seit dem Euro ist es mehr geworden, das kommt mir schon so vor. Es geht oft darum, dass die Leute nicht mit Geld umgehen können. Das Online-Einkaufen und andere Verlockungen – sie geben viel mehr aus, als sie eigentlich haben. Ich kenne einen Fall in Braunau, beide Mieter sind arbeitslos und haben drei Kinder und die kommen einfach nicht über die Runden, vertrösten den Vermieter immer wieder, da hilft nur eine Räumungsklage. Es ist leider so.