Michaela bringt aus Indien die Herzlichkeit mit

Von Rainer Auer   23.September 2017

Urlaub am Meer mit viel Spaß und Erholung am Strand. Das war die Realität für viele junge Menschen im August. Nicht so für die 21-jährige Freinbergerin Michaela Meindl. Die Kindergartenpädagogin war auch im Ausland, sogar vier Wochen lang. Aber statt Sonne, Strand und Meer zog es sie als Helferin für ein ora-Projekt in den armen indischen Süden. Die Andorfer Hilfsorganisation unterstützt dort seit 2015 die Sozialarbeit eines katholischen Frauenordens unter der Leitung von Schwester Ephrem, die sich aus ganzen Herzen und mit vollem Einsatz um ausgeschlossene Menschen in Not kümmert. Meindl war die erste Volontärin, die im Rahmen dieses Projektes in die Stadt Salem im südlichen Bundesstaat Tamil Nadu gereist ist.

Eine soziale Ader

Schon als Kind hatte Meindl den Wunsch Krankenschwester zu werden. Die soziale Ader liegt ihr im Blut. "Als Kind habe ich schon einen Teil meines Geldes, das waren natürlich sehr kleine Beträge, armen Kindern gegeben, die es nötig hatten", erinnert sich Meindl im Gespräch mit der Volkszeitung. Auslandserfahrung hatte die junge Freinbergerin bereits. In Boston (USA) war sie 13 Monate als Au-pair und hat auch dort in einem Kindergarten ein Praktikum absolviert. "Ich war schon immer sehr weltoffen und habe in meiner Kindheit sehr viel Herzlichkeit erfahren. In meinem Leben und auf den Reisen bin ich ganz vielen besonderen Menschen begegnet, die mich beeindruckt haben und mir ein Stück von ihrer Herzlichkeit schenkten", betont Meindl.

Nach dem nicht immer sehr positiven Eindruck in Amerika wollte Meindl auch das andere Extrem kennenlernen. "Ich bin damit aufgewachsen, dass meine Mama für die ora in Albanien aktiv war und habe dann von dem Indien-Projekt gehört. Dann war klar, dass ich in meinen Ferien dort aktiv werden will."

Herzlichkeit ist wichtig

"Nachdem ich aus dem Flieger in Indien ausgestiegen bin, wurde ich sehr herzlich begrüßt und habe mich sofort wohlgefühlt." In Salem ging es dann in den Kindergarten, zudem auch eine Behinderteneinrichtung gehört. Vormittags lehrte Meindl den Kindern Englisch, es wurde gemalt, gesungen und nachmittags ging es in die Schule für Kinder mit verschiedenen Beeinträchtigungen, "was unglaublich berührend war". "Ich habe Kinder auf drei Kontinenten, aus drei verschiedenen Kulturen kennengelernt. Amerikanische Kinder werden auf Leistung gedrillt. Dort, so finde ich, kann ein Kind nicht mehr Kind sein. Europa ist so eine Mischung zwischen Indien und Amerika, obwohl leider das amerikanische System immer mehr Einzug hält. In Indien dürfen sie noch Kinder sein und sie haben eine so große Herzlichkeit und Freude, obwohl viele nicht mal einen Ball zum Spielen haben."

Meindl ist nach dieser Erfahrung überzeugt, dass man in Europa verlernt hat, was wichtig ist. "Reichtum ist nicht an Materielles gebunden, man braucht einfach nur das Herz am rechten Fleck, um zufrieden und glücklich zu sein." Mit leuchtenden Augen beschreibt sie die Kinder in Indien. "Bei uns geht das ganze zwischenmenschliche verloren, in Indien ist das ganz anders und so schön."

Eindrücke, die Meindl nicht mehr loslassen, aber die junge Frau ist sich sicher, die Kinder in Indien möglichst bald wieder zu sehen. "Ich würde einen solchen Auslandsaufenthalt jungen Menschen ans Herz legen, die offen sind für Neues und ein Herz für Kinder haben. Natürlich ist es nicht immer einfach, doch die Beziehungen, die man mit den Menschen dort aufbaut, sind ganz besonders", schwärmt Michaela.

Auch von zuhause aus unterstützt die Freinbergerin schon jetzt die vierjährige Navina, für die sie eine Patenschaft übernommen hat. "Für nur 30 Euro im Monat kann ich eine der beiden Töchter dieser sehr armen aber warmherzigen Familie unterstützen. Durch diese Hilfe wird eine Schulbildung ermöglicht und so ein hoffentlich besseres Leben. Für mich eine geringe, aber sinnvolle Investition." "Was du anderen Gutes tust, kommt irgendwann zu dir zurück", so lautet das Lieblingszitat von Michaela Meindl, nach dem sie ihr Leben und ihre Arbeit ausrichtet. Ihre Erfahrungen will die junge Kindergartenpädagogin so gut es geht in ihre tägliche Arbeit mit Kindern hier in Österreich einbringen.

 

Vortrag

Am Montag, 25. September, hält Michaela Meindl um 19.30 Uhr einen Bilder-Vortrag im Pfarrsaal in Freinberg. Die Innviertlerin will damit die Arbeit der Ordensschwestern und das Engagement von ora (ora Kinderhilfe international e.V. ist ein christliches Kinderhilfswerk, das 1981 gegründet wurde und sich weltweit für Kinder in Not einsetzt) bekannt machen.