Meister in der vielleicht kleinsten Brauerei
ENGELHARTSZELL. Michael Hehenberger ist Braumeister im Trappistenstift Engelszell - Mitarbeiter hat er keine, aber jede Menge Pläne.
Er ist wahrscheinlich der einzige Braumeister Österreichs, der an seinem Arbeitsplatz so gut wie für alles zuständig ist. Michael Hehenberger gibt sich dementsprechend bescheiden: "Ich produziere hier in der Trappisten-Brauerei des Stiftes Engelszell in einem Jahr so viel Bier wie die Stiegl-Brauerei an einem Vormittag." Das Lachen vergeht dem 27-Jährigen deshalb nicht, im Gegenteil: Er ist guten Mutes, in den nächsten ein, zwei Jahren "den Ausstoß zu verdoppeln." Dann soll die Produktion der in Engelszell gebrauten drei Spezialbiere verdoppelt werden - auf 2000 Hektoliter in einem Jahr.
Das Gelände des Trappistenkosters ist viel weitläufiger als Besucher, vor der prächtigen Stiftskirche und der sich daneben befindenden Pforte stehend, vermuten könnten. Und in den hintersten Mauern muss suchen, wer ihn sprechen möchte – Braumeister Michael Hehenberger. Übersichtlich ist jener Raum, in dem Gregorius, Benno und Nivard – benannt nach ehemaligen Trappisten-Äbten – gebraut werden. Blitzsauber ist es hier, und wenn Braumeister Hehenberger auf das Bild von Marianus tippt, fährt der Computer hoch. Marianus Hauseder ist nicht nur "Bildschirmschoner" auf dem Brauerei-Bildschirm und Abt des Stiftes Engelszell und momentan gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe.
Ein Schluck Gregorius, dem edelsten Produkt aus der Stiftsbrauerei, darf ihm als "heilsamer Tipp" empfohlen werden. Auch wenn er hier weit und breit alleine ist – stimmt nicht ganz, der Schäferhund des Letzten ins Kloster Engelszell gekommenen Trappisten döst in einem Durchgang vor sich hin – wohl fühlt sich der neue Braumeister allemal. Mehr noch: "Es taugt mir hier richtig. Ich hätte nach der Doemens-Akademie auch Angebote einer Großbrauerei und eines großen Lebensmittelkonzerns gehabt. Es gab da aber für mich nichts zu überlegen. Mit großer Freude habe ich den Job hier in Engelhartszell angenommen."
Nach der HTL Lehre absolviert
Zum Biermachen ist der gebürtige Puchenauer über einen Freund gekommen. Obwohl ihn die "Hopfen-und-Malz-Branche" schon immer interessiert hat. Auch während seiner Zeit an der Welser Lebensmitteltechnologie-HTL. Nach der Matura und einem Praktikum in der Brauerei Schlägl stand für Hehenberger endgültig fest: "Ich werde Bierbrauer." Also hat er ganz von vorne begonnen. Als Lehrling. Mit der Matura in der Tasche durfte er bereits nach zwei, anstatt der üblichen drei Lehrjahre, die Gesellenprüfung als Brau- und Getränketechniker ablegen.
In der zweijährigen Doemens-Akademie holte er sich den letzten Schliff für das selbstständige Arbeiten als Braumeister. Für den Einstieg in Engelhartszell hat sich Hehenberger entschieden, weil "die Trappistenbiere weltweit einen guten Ruf genießen und es sich dabei trotzdem nicht um Allerweltsprodukte handelt."
Engelszell ist übrigens nicht der einzige Trappisten-Standort, an dem besondere Biere gebraut werden. "Das ist an vielen Trappisten-Standorten der Welt der Fall", klärt der noch ledige und seit kurzem auch in Engelhartszell lebende Brauexperte auf. Für Hehenberger ist "Klasse statt Masse" keine Phrase, er lebt dieses Motto. Weil Trappistenbiere ihres Geschmackes wegen etwas Besonderes sind. Nicht nur von der in Engelszell jährlich produzierten Menge kann mit Großbrauereien nicht mitgehalten werden, sondern auch vom Preis. "Weil wir etwas Besonderes bieten, kosten wir auch mehr", gibt sich der junge Braumeister selbstsicher. Dass ein 6er-Tragerl Nivard an der Pforte rund zehn und das Gregorius gar sechzehn Euro kostet, sei schon gerechtfertigt. "Weil wir ein Produkt für Genießer anbieten", sagt Hehenberger. Weil die Nachfrage an Engelszeller Trappistenbieren weltweit steigt, hat der engagierte Braumeister Hehenberger seine Arbeitgeber überzeugen können, ein wenig "in die Zukunft zu investieren."
Doppelt so viel Trappisten-Bier
Demnächst werden zwei weitere Tanks angeschafft. Und damit die Verdoppelung des Bierausstoßes von derzeit tausend Hektoliter jährlich geschafft. "Wir werden und wollen damit nicht in der Liga der großen Brauereien mitspielen, sondern nur die Bedürfnisse unserer wachsenden Fangemeinde befriedigen." Gewinne dürfen keine gemacht werden, diese müssten karitativen Zwecken zugeführt – oder in Investitionen hier in die Brauerei – fließen", so Hehenberger diplomatisch.