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Kopfing erlebt sein "blaues Wunder"

Von Reinhard Burgstaller, 28. Juli 2018, 14:04 Uhr
Kopfing erlebt sein "blaues Wunder"
Brigitte und Josef Ruhland zeigen im Kulturhaus Kopfing alles rund um das "blaue Wunder" Flachs. Bild: Burgstaller

KOPFING. Mit dem Kulturhaus verfügt die Sauwald-Gemeinde über einmaliges Kunst- und Kulturzentrum.

"Heidelbeertorte? Kaffeeschnitten von der Kirchenwirtin?" Auf drei nach einem kurzen Regenguss trocken gewischten und mit schönen Tüchern gedeckten Tischen sitzen - ausschließlich - Frauen. Die meisten nehmen das Mehlspeisenangebot gerne an. Dazu gibt es frisch gebrühten Kaffee. Und jede Menge Gesprächsstoff. Einer davon ist aus Flachs gewonnenes Leinen, um das sich die Ausstellung "Blaues Wunder", die derzeit im Kulturhaus geboten wird, dreht.

Die fröhliche Frauenschar hat sich getroffen, um Kuchen, Kaffee, Alpenblick zu genießen und die neuesten Begebenheiten in und um Kopfing zu besprechen. Jeden Mittwoch gibt es hier ein Kaffeekränzchen. Ich gehe mit Brigitte und Josef Ruhland in das ehemalige Weberhäusl, in dem auch das Leinenmachen einst eine große Rolle gespielt hat. Das Ehepaar Ruhland hat nicht nur – mit ein paar Helfern – diesem uralten Haus neues Leben eingehaucht, mit Ausstellungen sollen auch Besucher aus weiter entfernten Gemeinden für das Besichtigen dieses einmaligen Kulturgutes überzeugt werden.

Besucher meist aus der Ferne

"Gut, dass von auswärts immer wieder Besucher kommen. Das Interesse der Kopfinger hält sich eher in Grenzen", ist dem Hinweis von Josef Ruhland eine gewisse Resignation zu entnehmen. Dies streitet der gefragte Kunst- und Kulturexperte nicht ab. "Bedenkt man, dass es das Kulturhaus schon seit Jahren gibt, dieses heuer aber zum ersten Mal von einer Kopfinger Hauptschulklasse besucht wird, sagt das doch alles, oder?" Er sei außerdem überzeugt, dass nicht einmal die Hälfte der Kopfinger Gemeinderäte das Kulturhaus schon einmal von innen gesehen hätte.

Von der leisen Kritik zurück zu der Leinenausstellung beziehungsweise dem interessanten Weg von der Flachspflanze bis zum fertigen Leinen. Flachs ist für Brigitte und Josef Ruhland einer der interessantesten Rohstoffe überhaupt. Er wurde seinerzeit nur dann gepflanzt, wenn die Bauern Leinen brauchten. Ob in Form von Kleidung, Tüchern oder Säcken. "Bei Bedarf wurde der Samen ausgestreut. Zum Ernten brauchte man weder Maschine noch schönes Wetter", wissen die Ruhlands. Wenn er reif war, wurde der Flachs ausgerissen und gebündelt liegen gelassen. "Das Abregnen hat ihm gut getan", sagt Josef Ruhland. Im Herbst wurden die Flachsbündel dann ins Haus geholt und bis zur Spinnzeit liegen gelassen.

Tausende Kilometer gefahren

Die Ausstellung "Blaues Wunder" sei hauptsächlich das Werk seiner Frau Brigitte , gibt sich "Hausherr" Josef Ruhland bescheiden. Er habe lediglich weit mehr als tausend Kilometer zurückgelegt, um die einzelnen Exponate nach Kopfing zu holen.

Ins Licht gerückt wurden die Schaustücke, die sogar aus Asien gekommen sind, liebevoll und mit sehr viel Wissen von Brigitte Ruhland.

Kopfing erlebt sein "blaues Wunder"
Bild: Burgstaller

Das Kulturhaus

Das Kulturhaus Kopfing befindet sich mitten im Ort und ist frei zugänglich. Bei klarer Sicht wird der Kulturpark davor laut Homepage „zu einem Balkon ins Alpenvorland mit Blick u. a. zu dem markanten Gipfel des Dachsteins“. Führungen durch Park und Haus können nach Voranmeldung auch mit Bewirtung ausklingen. Anmeldungen: 0680 / 2021415, Konsulentin Brigitte Ruhland. Die Jahresausstellung 2018 „Blaues Wunder / Flachs“ hat einen Bezug zur ältesten Erwähnung des Kulturhauses Kopfing 1680 als „Weberhäusl bei der Kürch“ (Kirche), zu dem auch ein Leinölstampf gehörte. 1782 bis 1894 war im Haus eine Krämerei, der Krämer war auch als Ölschläger - aus Flachs wurde das begehrte Leinöl gewonnen - tätig. Viele Leinenprodukte finden sich in der Brauchtumsstube, ergänzt wird diese Thematik durch die Ausstellung „Vom Flachs zum Leinen“ im Dachboden.

Kopfing erlebt sein "blaues Wunder"
Bild: Burgstaller

3 Fragen an Josef Ruhland, Kunst- und Kulturexperte

Gemeinsam mit seiner Frau Brigitte hat er dem ehemaligen Weberhäusl in Kopfing neues Leben eingehaucht. Warum Kultur so wichtig ist und wie Jugend und Tradition zusammen passen, erklärt der Innviertler im Kurzinterview.

Jugend und Volkskultur: Warum will das so gar nicht zusammen passen?

Das Angebot vom Fußballverein über die Musik ist heute enorm groß! Da bleibt die Kultur generell meist auf der Strecke. Nur zu sagen, „das ist Kultur“ ist einfach zu wenig. Wir Erwachsenen müssen den jungen Menschen erklären, warum Kultur, und da vor allem jene auch in unmittelbarer Umgebung, wichtig ist. Viele „Junge“ in Kopfing und anderswo sind nicht nur in der Landjugend, sondern auch beim Fußball, der Feuerwehr und beim Roten Kreuz ziemlich aktiv. Ich führe das auf die „peer-Gruppe“ der Gleichaltrigen zurück: In den angeführten Vereinen sind sie einerseits ehrenamtlich aktiv, andererseits haben sie aber auch als Gruppe nebenbei ihren Spaß. Bei uns wäre das Haus mit 15 jungen Leuten überfüllt, sie wären wahrscheinlich Einzelkämpfer in einem zu alten Team.

Und warum ist Kultur so wichtig?

Wenn ich wissen will, wo ich hin will, muss ich wissen, woher ich komme.

Das genügt?

Nein, es braucht da schon noch jemand, der den jungen Menschen vernünftig beibringt, dass ländliche Kultur nicht mit einer Mostkost, bei der ich möglichst viel Geld einnehme, endet. Erklären wir den Jungen die Hintergründe unserer Herkunft, hören sie fasziniert zu. Ja, sie fragen nach. Das ist doch der beste Beweis, dass man jungen Menschen gegenüber nur genug Aufklärung betreiben muss, um sie zu faszinieren. Was dann hängenbleibt, hängt sehr auch von den handelnden Personen, den Erklärern genauso wie den Zuhörern, ab.

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