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Jahrelang sexuell missbraucht: Eine Innviertlerin schildert ihr Martyrium

Von Roman Kloibhofer   29.November 2018

Es ist "Die Geschichte einer verletzten Kinderseele", die Anni Hasibether (60) aus St. Florian in ihrem gleichnamigen Buch schildert. Sie wurde in ihrer Kindheit jahrelang sexuell missbraucht. Ihre Erlebnisse, Gefühle und Wut hat Anni Hasibether nun in ihrem Buch – gemeinsam mit Co-Autorin Lisa Klugsberger aus St. Florian – niedergeschrieben.

"Ich schildere die Wut, den Schmerz über das Nicht-Geliebtwerden und Nicht-Gehörtwerden", sagt Anni Hasibether. Vom 4. bis zum 12. Lebensjahr ist sie immer wieder sexuell missbraucht worden. Die Täter darf sie in ihrem Buch nicht nennen, das macht Anni Hasibether noch immer wütend: "Die Opfer werden hergezeigt, die Täter werden geschützt, du darfst sie öffentlich nicht einmal beim Namen nennen", sagt sie. "Wir haben ihnen im Buch daher fiktive Namen gegeben", sagt Lisa Klugsberger.

Auch wenn seit den schrecklichen Kindheitserlebnissen Jahrzehnte vergangen sind – die Geschichte von "Anni" musste nun aus ihr heraus. "Es ging nicht mehr anders, ich habe alles aus mir herauslassen müssen", sagt die 60-Jährige. Nach Depressionen, Selbstmordversuchen und jahrelanger psychotherapeutischer Behandlung hat sie nun die Kraft dazu gefunden. "Ich habe mich von der Opferrolle verabschiedet", sagt Anni Hasibether.

Ihr Schlüsselerlebnis zu diesem Schritt schildert sie so: "Ich bin vor dem Spiegel gestanden, hab mich angeschaut und mich laut gefragt: ‘Bleibst in dieser Mitleidsschiene oder wirst wieder die alte Anni?’" Da habe sie gemerkt, dass sie wieder "Mensch und ich sein" wolle, dass sie selbst etwas dagegen tun könne: "Das war für mich der Beginn einer neuen Freiheit", sagt Anni Hasibether und bedauert: "Ich hätte das schon lange tun müssen, aber ich habe das nicht tun dürfen." Illustriert hat sie das Buch mit eigenen Zeichnungen, mit denen sie ihre Gefühle ausdrückt.

Familie steht jetzt hinter ihr

Die Gefühlswelt, die Anni Hasibether in den vergangenen Jahrzehnten durchlaufen hat, war emotional belastend. Für ihre fünf Kinder war sie "so was von einer Glucke als Mutter", sagt sie. Denn sexueller Missbrauch war in ihrem Umfeld auch weiterhin gegenwärtig. Familie und Freunde stehen in der Entscheidung, ihren Fall nun öffentlich zu machen, hinter ihr, sagt Anni Hasibether. Persönliche Unterstützung und Hilfe habe sie auch immer wieder vom jetzigen VP-Klubobmann August Wöginger erhalten. Das zu erwähnen, sei ihr ein großes Anliegen, wie sie betont. Betroffenen rät sie: "Aufstehen, reden, den Behörden die Namen preisgeben!" Es habe ihr auch geholfen, sich für andere einzusetzen, sagt Anni Hasibether. "Die Hilfe für andere befreit mich mehr, als sie mich belastet." Sie wolle anderen Betroffenen helfen und das Thema öffentlich machen. Wobei sie erklärt: "Es ist ein Buch für Männer und Frauen!"

Für Lisa Klugsberger war die Zusammenarbeit ebenfalls eine emotionale Erfahrung. "Mir war es wichtig, zu helfen, auch wenn das emotional schon eine Herausforderung gewesen ist", sagt die 24-Jährige, die in Linz "Soziale Arbeit" studiert.

Buchpräsentation "Anni. Die Geschichte einer verletzten Kinderseele" (erschienen im Innsalz-Verlag) am Dienstag, 4. Dezember, im Saal der Raiffeisenbank in Schärding. Das Buch ist schon erhältlich.

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