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Im Waisenhaus ist die Dusche ein Kübel

Von M. Weidenholzer, 18. Februar 2011, 00:04 Uhr
Im Waisenhaus ist die Dusche ein Kübel
Maria Pilsl und Magdalena Greiner sind im afrikanischen Waisenhaus von Braveaurora echte Stützen. Bild: privat

SCHÄRDING/ST.ROMAN/GHANA. Zwei junge Damen – Magdalena Greiner und Maria Pilsl – aus dem Bezirk Schärding sind im Waisenhaus von Guabulinga echte Stützen. Das Braveaurora-Projekt findet in der morgigen Benefizveranstaltung auch viele Unterstützer im Innviertel.

OÖN: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich in einem afrikanischen Kinderheim zu betätigen?

Pilsl: Vor einigen Jahren habe ich in Guatemala ein Waisenhaus besucht und dadurch bereits einen kleinen Einblick in das Leben dort bekommen. Vor allem die Liebe und die Begeisterung für die afrikanische Kultur hat mich dann zu einem Voluntariat hier in Afrika bewogen.

Greiner: Für mich war klar, dass ich nach dem Studium noch einmal länger ins Ausland wollte. Ich wollte noch etwas ganz anderes machen, eine neue Kultur kennenlernen und auch die Arbeit mit Kindern hat mich sehr gereizt.

OÖN: Gab’s Vorbehalte?

Pilsl: Natürlich macht man sich vorher Gedanken, wie das Leben in einem anderen Land so aussieht. Die Angst vor dem Ungewissen macht das dann alles noch spannender.

Greiner: Gerade die letzten Tage vor der Abreise hatte ich immer wieder mit der Angst zu kämpfen, wie wohl die Kinder auf mich reagieren würden und die Leute aus dem Dorf? Wie würden die ersten Tage auf diesem Kontinent aussehen?

OÖN: Wie waren diese ersten Tage für Sie?

Pilsl: Nach unzähligen Stopps und Busstunden kamen wir in Guabuliga an. Hinter dem Tor zum Waisenhaus wurden wir von den Kindern gleich herzlich begrüßt. Was mich erschreckt hat, war der schlimme Zustand, in dem sich das Waisenhaus derzeit noch befindet und die unhygienischen Verhältnisse im Krankenhaus, da ich selbst Krankenschwester bin.

Greiner: Ich bin erst vor einigen Tagen ins Waisenhaus nach Guabuliga gekommen, daher befinde ich mich jetzt noch in der Anfangsphase. Bisher ist die Zeit sehr abwechslungsreich verlaufen und natürlich war auch ein gewisser Kulturschock mit dabei, da das Leben und das ganze Dorf so ganz anders ist, als ich es bisher in meinem Leben gesehen habe. Aber ich finde es auch erstaundlich, wie schnell man sich eingewöhnt und wie schnell gewisse Dinge in den Alltag integriert werden, wie beispielsweise das Kochen auf einer offenen Feuerstelle oder die Dusche, wo man sich einen Eimer Wasser holt und den dann einfach über den Kopf schüttet. Aber es macht auch Spaß und gehört einfach dazu.

OÖN: Was bewirkt Ihre Hilfe vor Ort konkret?

Pilsl: Mein Aufgabenbereich ist es, die hygienischen und gesundheitlichen Verhältnisse im Waisenhaus und auch der Waisenkinder selbst zu betreuen. Weiters liegt mir auch eine sinnvolle Freizeitgestaltung der Kinder am Herzen.

Greiner: Gerade die Schulsituation hier ist ganz anders als in Österreich. Es gibt drei Lehrer für elf Klassen, mit einer Klassengröße von 40 bis 80 Schülern. Ich übe mit den Kleinen lesen, schreiben und rechnen. Die Architektin, die auch gerade mit vor Ort ist und den Neubau des Waisenhauses betreut, hat es so schön auf den Punkt gebracht: Andere Dorfkinder haben die Möglichkeit, sich auf ihre Familien zu verlassen, unsere Waisenkinder können sich nur auf ihre Bildung verlassen.

OÖN: Welche Erfahrungswerte können Sie jetzt schon mit uns teilen?

Pilsl: Geld ist nicht alles. Ghana ist kein reiches Land, jedoch scheinen die Leute hier mit dem, was sie haben auch glücklich zu sein.

OÖN: Wie reagieren die Waisenkinder auf Sie, welche Tricks haben Sie auf Lager, um Sie um den Finger zu wickeln?

Pilsl: Zunächst ist man damit beschäftigt, auf ihre Tricks nicht reinzufallen.

Greiner: Die Kinder reagieren unterschiedlich. Manche kommen sofort. Man muss sehr aufpassen, dass sie einen nicht um den Finger wickeln, denn mit den großen, dunkeln Kinderaugen geht das leider oft viel zu schnell.

OÖN: Wie wird Ihre Zukunft aussehen, welche Ziele und Pläne verfolgen Sie?

Pilsl: Ich bin mit einer Freundin hergekommen. Wir werden nach unserer Zeit hier in Ghana noch ein paar Monate Kenia und anschließend noch für ein halbes Jahr nach Australien weiterreisen.

Greiner: Ich habe in Wien das Gerichtsjahr begonnen, das werde ich danach abschließen, wie es anschließend weitergeht, möchte ich einfach auf mich zukommen lassen.

OÖN: Heuer ist das Jahr der Ehrenamtlichkeit, zudem wird viel über Wehrpflicht und Zivildienste debattiert. Was würden Sie von einer Verpflichtung wahlweise Sozialdienst oder Heer halten?

Pilsl: Ich halte eine derartige Verpflichtung durchaus für sinnvoll, weil man durch einen Sozialdienst einen respektvollen Umgang mit anderen Menschen lernt.

Greiner: Ich halte einen wahlweisen Sozialdienst für sehr sinnvoll, es gibt ihn ja für die Männer in Österreich ohnehin schon. Auch wäre unser Sozialsystem ohne die freiwilligen gar nicht zu erhalten. Aber abgesehen davon, entwickelt man durch einen Sozialdienst doch auch wieder ein Bewusstsein und die Dankbarkeit für die Dinge, die im eigenen Leben gut laufen und man merkt, dass vieles einfach nicht selbstverständlich ist.

OÖN: Würden Sie jungen Leuten zu ähnlichen Einsätzen raten?

Pilsl: Ja, weil man davon für sein späteres Leben sehr profitieren kann.

Greiner: Jedem, der sich für so einen Einsatz interessiert.

OÖN: Was werden Sie als erstes tun, wenn Sie wieder heimischen Boden unter den Füßen haben?

Pilsl: Die Zeit bis dahin ist noch lang, aber als erstes werde ich eine lange Dusche nehmen und dann heimische Kost wie Semmelknödel genießen. Ich freue mich schon riesig auf meine Freunde, Familie und Bekannten und auf die ganzen Neuigkeiten.

Greiner: Auch für mich ist es bis dahin noch eine lange Zeit, auf eine heiße Badewanne und das erste Bratl von meiner Mama freu ich mich dann sicher schon sehr.

Harmonie der Nachhaltigkeit: Tochter hilft vor Ort, der Bezirkschef von zu Hause aus

Ein Benefizabend unter dem Motto „Harmonie der Nachhaltigkeit“ zugunsten von „Braveaurora“ findet am Samstag, 19. Februar, um 19.30 Uhr im Schloss Zell an der Pram statt. Bezirkshauptmann Rudolf Greiner (Vater der Interviewpartnerin M. Greiner) wird mit Braveaurora-Gründerin Christin Forstinger begrüßen, ehe Uni-Professor Friedrich Schneider einen Vortrag über „Ökosoziale Marktwirtschaft – Phrase oder Notwendigkeit“ hält.
Anschließend gibt der Bezirkshauptmann mit seiner musikalischen Formation „Ottetto Con Brio“ ein klassisches Holzbläserkonzert.

Der Reingewinn der Veranstaltung fließt „Braveaurora“ zu, der Verein unterstützt das Waisenhaus von Guabuliga im Norden von Ghana. Es beherbergt 45 Kinder im Alter zwischen zwei und 16 Jahren. Ein Drittel der Kinder sind Vollwaisen, deren Eltern aufgrund mangelnder ärztlicher Versorgung oder durch Naturkatastrophen verstorben sind. Das Waisenhaus wird von einem Ghanaer auf freiwilliger Basis geführt. Mit seinem kleinen Lehrergehalt unterstützt er das Waisenhaus so gut es geht, wobei er zusätzlich seine eigene Familie zu ernähren hat. Dementsprechend fehlt es an allem im Waisenhaus.

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