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"Ich liebe Menschen, die sich etwas trauen - auch wenn sie Fehler machen"

Von Roman Kloibhofer, 09. Juni 2018, 15:37 Uhr
"Ich liebe Menschen, die sich etwas trauen - auch wenn sie Fehler machen"
Sie regt einen ehrlichen Umgang mit Fehlern an: Claudia Novak Bild: Philip Novak

RIED. Claudia Novak aus Ried macht sich für eine neue Kultur im Umgang mit Fehlern stark

"Macht mehr Fehler!" hat die deutsche Zeitschrift "Der Spiegel" kürzlich getitelt. Mit dem Umgang mit Fehlern beschäftigt sich die Innviertlerin Claudia Novak und hält ein Plädoyer für eine neue Kultur des Scheiterns. Die ehemalige Rechtsanwältin für Start-Ups hat sich auf konstruktive Fehlerkultur spezialisiert. Sie sieht im offenen Umgang mit Fehlern Potenzial für mehr Innovationskraft und Kreativität im beruflichen Alltag. An der Donauuniversität Krems hat sie ihr Masterstudium dazu abgeschlossen und eng mit Michael Bauer, dem Experten für Krisenkommunikation des Österreichischen Bundesheeres zusammengearbeitet. Im Interview mit den OÖN spricht sie über die Chancen, die Fehler bieten.

 

Volkszeitung: Frau Novak, was war Ihr größter Fehler, den Sie gemacht haben?

Claudia Novak: Ich habe selbst zu lange gebraucht, um den Mut aufzubringen, das zu tun, was meine Leidenschaft ist.

Das heißt, der Umgang mit Fehlern ist zu Ihrer Passion geworden?

Ja, als Anwältin war ich für meine Mandanten stets damit beschäftigt, deren absolute Unangreifbarkeit zu schaffen. Ich habe Start-Ups betreut, und mit meinen rechtlichen Ratschlägen war ich eigentlich der Spielverderber. Ich habe nur gesagt, was nicht geht oder wo es gefährlich wird. Aber es geht doch darum, dass wir ermöglichen sollten, etwas Neues zu probieren und etwas zu wagen. Ich liebe Menschen, die sich etwas trauen und die auch einkalkulieren, eventuell zu scheitern. Nur dadurch kann man etwas Neues erreichen. Ich glaube fest daran, dass wir die Mauer der Perfektion – auch in Unternehmen – aufbrechen müssen und manchmal abseits von gefestigten Bahnen gehen müssen. Genau diese Mauer der Perfektion habe ich als Anwältin kreiert.

Welche Erkenntnisse sollten beispielsweise Unternehmen daraus ziehen?

Der Mut, Fehler machen zu können, kann Kreativität und Innovation fördern. Daraus kann eine gewisse Kultur im Umgang damit entstehen. Fehler sind nicht Ausdruck persönlicher Schwäche. Damit einher geht auch der Umgang mit Schuld, denn nach Fehlern heißt es ja: ‘Der oder die hat Schuld!’ Fehler zu machen und einzugestehen, bedeutet nicht gleich eine Krise. Aber vielfach befürchtet man ja einen Imageverlust, sobald man einen Fehler eingesteht.

Sie vertreten aber genau die entgegengesetzte Meinung, oder?

Ja. Wer nach außen ein perfektes, fehlerfreies Bild vermittelt, glaubt, ein positives Image abzugeben. Aber Offenheit und Transparenz in Bezug auf gemachte Fehler schaffen mehr Glaubwürdigkeit, Vertrauen – und somit eine höhere Reputation. Ich sehe im offenen Umgang mit Fehlern großes Potenzial für mehr Innovationskraft und Kreativität. Es gilt, risikobereite Mitarbeiter zu fördern, um neue Wege und Möglichkeiten zu entdecken.

Sie haben mit einem Experten des Bundesheeres zusammengearbeitet. Ihre Erkenntnis daraus?

Herr Bauer hat nicht gesagt: ‘Schaut’s, so geht Krisenkommunikation.’ Er hat gesagt: ‘Das war der größte Fehler, den das österreichische Bundesheer in der Kommunikation gemacht hat.’ Und dann haben wir zwei Tage lang diesen Fehler – es ging um die schlechte Kommunikation nach einer Übung, bei der es durch starke Rauchentwicklung neben der Autobahn zu Serienunfällen gekommen ist – analysiert. Er rät zu proaktiver Medienarbeit im Umgang mit Fehlern. Fakten töten Mythen – so einfach wäre das. Wer Fehler eingesteht, der entschärft viel.

Was kann man daraus lernen?

Blaulichtorganisationen haben eine sehr hilfreiche Feedbackkultur entwickelt. Sie analysieren jeden Einsatz. Diese Kultur der Supervision und der Umgang mit Fehlern ist bei ihnen die Basis für Sicherheit. Das kann entscheidend sein, es geht manchmal ja um Leben und Tod. Beim Bundesheer wird beim fliegenden Personal ein sogenanntes ‘Debriefing’ gemacht, wo jeder seine Fehler oder Schwächen anspricht. Das heißt: Das Kollektiv lernt aus den Individualfehlern.

Sind diese Organisationen weiter als manche Unternehmen?

Ja, in diesem Bereich schon.

Wie beurteilen Sie den Umgang mit Fehlern und Fehlerkultur in der Schule?

Kinder werden leider noch viel zu oft anhand der Fehler bewertet und nicht anhand des Potenzials, das in ihnen schlummert. Die Potenzialentfaltung wird nicht in dem Maße ermöglicht, wie dies notwendig wäre. Dass in der Volksschule wieder Schulnoten zur Beurteilung eingeführt wurden, sehe ich zum Beispiel höchst kritisch. Kleine Kinder sind eigentlich das Sinnbild einer gesunden Fehlerkultur. Sie fallen tausend Mal hin, krabbeln, stehen wieder auf und machen weiter, bis sie Gehen können.

 

Claudia Novak (39) arbeitet nach ihrem Job als Rechtsanwältin nun freiberuflich als PR-Managerin sowie Beraterin für Strategieentwicklung und bietet Vorträge und Impulsreferate an. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Ried. Unter dem Titel „Fehler en vogue! Verletzlich - das neue stark?“ wird die Innviertlerin am Mittwoch, 13. Juni in einem Salonabend des Linzer Kepler Salons ihre Impulse zum konstruktiven Umgang mit Fehlern geben: Galerie Forum Wels, 19.30 Uhr

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3  Kommentare
3  Kommentare
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ooeusa (732 Kommentare)
am 11.06.2018 02:02

Kinder zu kritisieren statt das Potental zu fördern war wirklich mehr eine Taktik der 70‘ und 80‘ Jahre. Ich glaube das Problem das wir heute haben mit dem „ Millennials“ ist deren „ Entitlement“ Fehler zu machen, keine Verantwortung dafür zu übernehmen, weil in die Erziehung dieser Generation „ nicht aus Fehlern“ zu lernen und diese „ ohne Konzequenzen“ gehandhabt werden.

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jago (57.723 Kommentare)
am 09.06.2018 22:31

Das wäre alles kein Problem, wenns nicht mehrere eingebildete, hierarchische Ebenen gäbe, die vom Deckungsprinzip überzeugt sind.

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Rapid09 (2.609 Kommentare)
am 09.06.2018 16:08

Fehler machen ist nicht das Problem solange man daraus auch lernt. Und fuer mich wichtig ist dass Andere nicht die Zeche zahlen. Du kannst Fehler machen soviele Du willst, solange Du auch dafuer bezahlst und nicht auf andere abwaelzt. Z.B. der Konkurs ist ein Paradebeispiel wie man sich auf Kosten Anderer gesundstosst und das lehne ich ab.

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