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"I red hålt, wia ma da Schnåbl gwåchsn is"

Von Monika Raschhofer, 29. Oktober 2015, 01:04 Uhr
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Bildergalerie Wir Innviertler: Martin Moser
Bild: mora

HÖHNHART. Serie "Wir Innviertler – Menschen im Porträt": Martin Moser aus Höhnhart im Gespräch mit OÖN und BTV.

Der Volkskultur in verschiedenen Ausprägungen ist Martin Moser, der pensionierte Tierarzt von Höhnhart, tief verbunden und er hat sie in seiner Heimat auch verbreitet und entwickelt. Altbacken sind Martin Moser und seine Frau Edith aber gar nicht. Eine Filmaufnahme von einem gelungenen Auftritt ihrer Volkstanzgruppe findet Edith Moser am I-Pad auf youtube (Suchbegriffe: Innviertler Landler Dancilla) und die Ladegeräte für die Elektrofahrräder räumt Martin Moser noch schnell vom Fensterbrett, damit sie die Bild-Idylle nicht stören.

Die Nervosität, von der Mundart-Liebhaber Moser spricht, ist ihm beim Lesen und Vortragen der Texte nicht anzumerken. Dass er dabei gefilmt wird, sei neu für ihn, sagt er dem BTV-Kameramann Karl-Heinz Seiringer, als der ihm das Mikrophon ansteckt. "I red hålt, wia ma da Schnåbl gwåchsn is", sagt er. Und weil er viel in Mundart vorliest – nicht nur von Franz Stelzhamer –, kann er auch sehr deutlich und angenehm langsam sprechen. Gerade vergangene Woche hat er in Mattighofen wieder eine Lesung gehalten.

Die Sprache von Franz Stelzhamer fasziniert Moser, der in Haag am Hausruck, also sozusagen in der Nachbarschaft des berühmten oberösterreichischen Dichters, aufgewachsen ist. Wenn Moser auch Werke Stelzhamers bewundert, dessen Lebensstil findet er nicht nachahmenswert. Eine Herausforderung sei es auch, die 150 Jahre alten Texte zu lesen: "Manche Begriffe gibt’s ja gar nicht mehr, weil sich ja auch die Arbeit auf den Bauernhöfen sehr verändert hat", erklärt der 78-Jährige.

Eigene Tracht entwickelt

Moser hat es nicht beim Vorlesen von Mundart-Werken belassen. Er hat auch selber geschrieben, am liebsten und öftesten in Hexametern, einer Versform, in der es besonders auf die Sprachmelodie und -rhythmik ankommt. Was die Schreibweise von Mundartwörtern anbelangt, steht er eher in der Tradition Stelzhamers als an der Seite der neuen Dialektdichter wie Hans Kumpfmüller, der in den OÖN "laud denggd."

Aber Moser ist froh, dass es auch zeitgenössische Mundart-Dichter gibt und überhaupt, dass der Dialekt und die Volkskultur insgesamt eher wieder im Aufschwung sind. Wobei – etwas wehmütig gesteht er bei allem Stolz auf seine Kinder und Freude über seine Enkel ein, dass ihm das Weitergeben dieser Traditionen und des Innviertler Wortschatzes doch zu wenig gelungen ist. Dass das Haus der Familie Moser am Ortsrand von Höhnhart immer offen stand für Volkstänzer und Sänger, hat auch seine Frau Edith mitgetragen. Mit dem Volkstanzen haben sie gemeinsam angefangen, im Keller wurde geprobt.

"Am Anfang haben wir alle halt unsere eigenen Dirndlkleider angehabt, dann haben wir gemeinsam mit dem Heimatwerk, das uns sehr gut beraten hat, eine eigene Tracht entwickelt, das Oberinnviertler Latzdirndl", erzählt die ehemalige Lehrerin und vierfache Mutter, die auch dafür sorgt, dass das Haus vom Herrgottswinkel bis zum Musikzimmer, vom Wintergarten bis zum Kachelofen so heimelig und liebevoll gestaltet ist. Ob es Zufall ist, dass die Farbe der Malven in der Vase und die des Pullovers, den ihr Mann trägt, wunderbar ähnlich sind und harmonieren? Dass die bestickte Tischdecke für die Filmaufnahmen passt, hat sie sicher wohlüberlegt. Auftritte in Israel, in den Wiener Sophiensälen beim Oberösterreicher-Ball 1979, alte Zeitungsausschnitte und Bilder – viele Erinnerungen werden wach, wenn das Ehepaar Moser in alten Alben und Ordnern blättert, die Edith Moser sorgfältig sortiert und beschriftet hat. Ein schier unerschöpflicher Fundus an volkskulturellen Schätzen ist da mittlerweile zusammengekommen.

Einfluss der Eltern

"Då is mei Muatter d’schuld", sagt Martin Moser – und es klingt zärtlich und lobend und bewundernd –, wenn es um seine musischen Fähigkeiten geht. Dazu gehört das Singen – in jedem Ort, in dem er lebte, war er in einem Chor oder leitete einen –, das Klavierspielen, das Dichten, das Lesen. "Schon in der Schule hab’ ich immer Gedichte vorgetragen, die mir meine Mutter gezeigt hat." Musik studieren wäre eher seine Leidenschaft gewesen, aber in die Tradition ergeben, wie es seiner Generation noch eigen war, hat er an der Profession seines Vaters angeknüpft, der Rossschneider war.

In Wien hat Martin Moser studiert, in nur fünf Jahren das Doktorat der Veterinärmedizin gemacht, obwohl er sich "in jeder freien Minute der Musik gewidmet" hat. Kaum hat er’s erzählt, fährt draußen ein Auto vor. "Wer kummt denn jetzt do?", lugt er Richtung Straße. "Na, des gibt’s jo ned, mei Studienkolleg", freut sich Martin Moser über einen Überraschungsbesuch. Helmut Pichler, pensionierter Gymnasialprofessor aus Ried, und seine Frau Inge haben in der Nähe eine Wanderung gemacht und spontan entschieden, dass sie den lang angekündigten Besuch bei der Familie Moser in Höhnhart jetzt endlich machen. Und das fröhliche Erinnern geht weiter: Dass die zwei Männer damals in Wien jede Gelegenheit genutzt haben, um ins Theater oder in ein Konzert zu gehen. Der Heimat und ihrer Sprache ist Martin Moser tief verbunden: "Dös is doch so sche", freut er sich, wie unterschiedlich, ausdrucksreich und auch wieder gebräuchlicher die Mundart und die verschiedenen Sparten der Volkskultur sind. Und setzt sich ans Klavier, um sein Werk, das "Höhnhart-Lied" vorzutragen.

 

Serie „Wir Innviertler – Menschen im Porträt“

Mit dem Porträt über Martin Moser setzen die OÖNachrichten im Innviertel eine Serie, die wir gemeinsam mit dem Regional-Fernsehsender BTV-Innviertel gestalten, fort. Darin stellen wir alle zwei Wochen Menschen aus dem Innviertel vor, die etwas Besonderes erreicht haben oder die ganz besondere Menschen sind.

Die Beiträge in der Zeitung werden ergänzt durch TV-Beiträge, die jeweils am Montag nach Erscheinen ausgestrahlt werden.

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