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"Handschlagqualität zeichnet uns Innviertler aus"

Von Bianka Eichinger, 17. September 2015, 12:00 Uhr
"Handschlagqualität zeichnet uns Innviertler aus"
Das neue Trachtenforum der Familie Auzinger in Enzenkirchen. Bild: Florian Ertl

ENZENKIRCHEN. Serie "Wir Innviertler – Menschen im Porträt": Unternehmer Johann Auzinger im Gespräch mit OÖN und BTV.

Was haben Hermann Maier, Andy Borg, "Die Edelseer" und die Fußballer von 1860 München gemeinsam? Sie alle tragen Tracht aus dem Hause Auzinger. Firmengründer Johann Auzinger verrät im Interview, ob er jemals daran gedacht hat, aus seiner Heimatgemeinde Enzenkirchen abzuwandern und was für ihn einen echten Innviertler ausmacht.

 

Schärdinger Volkszeitung: Sie haben vor 32 Jahren Ihr Unternehmen gegründet. Würden Sie diesen Schritt rückblickend noch einmal wagen bzw. irgendetwas anders machen?

Auzinger: Ich war das jüngste von sieben Kindern und bin in einer Schneiderfamilie aufgewachsen. Vier meiner Geschwister und ich haben das Schneiderhandwerk erlernt. Da ich der Jüngste war, habe ich unser ‘Schneiderhäusl’ geerbt. Bevor ich Unternehmer wurde, war ich acht Jahre in einer Hosenfabrik Werkstättenleiter. Dann haben ich und meine Frau die Chance ergriffen und das Kaufhaus mitten in Enzenkirchen gekauft. Damals war es gar nicht so einfach, dass ich von der Bank Geld dafür bekommen habe. Am Anfang habe ich auch im Geschäft mitgeholfen, aber das war nicht mein Leben. Nach zwei Jahren haben wir dann unsere eigene Kollektion entworfen und einen neuen Vertrieb aufgebaut. Wir haben mit der ‘Sauwald-Tracht’ begonnen. Da aber vor allem unsere deutschen Kunden mit dem Namen Probleme hatten, ist die Marke ‘Landgraf’ entstanden.

Ihr neues Trachtenforum mitten in Enzenkirchen ist ein klares Bekenntnis zum Standort im Innviertel. Haben Sie jemals darüber nachgedacht, Ihre Trachten woanders anfertigen zu lassen?

Ich bin natürlich schon öfter angesprochen worden, woanders zu bauen. Da aber unser Stammhaus in Enzenkirchen ist und sowohl Gemeinde als auch unsere Nachbarn immer sehr kooperativ waren, ist uns die Entscheidung nicht schwer gefallen, hier unser Trachtenforum zu erbauen. Unser Stammhaus ist ja stetig gewachsen, deshalb war eine Abwanderung nie ein Thema. Wir produzieren hier in Enzenkirchen rund 30.000 Teile pro Jahr und beschäftigen 50 Mitarbeiter. Die restlichen Teile werden bereits seit Jahren von einem Familienbetrieb in Ungarn hergestellt. Die eigene Produktion im Haus zu haben, hebt uns ganz klar vom Mitbewerber ab. Es gibt keinen zweiten Betrieb in Österreich, der vom Design bis zur Produktion und Vertrieb alles im Haus hat.

Beim Bau des Trachtenforums haben Sie darauf geachtet, die Aufträge an regionale Anbieter zu vergeben. Warum war Ihnen das ein persönliches Anliegen?

Wir sind in der Region gewachsen und deshalb will ich auch was zurückgeben. Es ist mir wichtig, dass die Wertschöpfung in der Region bleibt. Außerdem haben wir ja Top-Betriebe im Innviertel, auf die vor allem auch Verlass ist.

Der Trachten-Trend – vor allem unter den Teenagern – flacht langsam ab. Haben Sie mit Ihrem Traditionsunternehmen von dieser Modeerscheinung profitiert oder doch eher die "Billiganbieter"?

Wir sind nicht abhängig vom Trend und verkaufen vorwiegend an den Trachten-Fachhandel. Unser größter Vorteil ist, dass wir auf Kundenwünsche individuell – oft kurzfristig – eingehen können.

Wie würden Sie eine echte Auzinger Tracht definieren bzw. was ist das Besondere an einem Kleidungsstück aus Ihrem Haus?

Der größte Unterschied zu unseren Mitbewerbern ist ganz klar, dass wir das Design bei uns im Haus machen. Wir schauen nicht nach rechts und links, sondern machen unser eigenes Ding. Außerdem legen wir extrem viel Wert auf Qualität, besonders bei der Stoffauswahl. Durch den engen und sehr guten Kontakt zum Fachhandel, aber auch zu unseren Kunden, wissen wir, was sich diese wünschen. Dank der Eigenproduktion können wir auch immer auf Termin liefern, was natürlich ein großer Vorteil ist. Im Hause Auzinger wird nicht auf den Preis geschaut, sondern auf die Qualität.

Drei Ihrer Kinder sind im Unternehmen tätig. Wie sehr ist Ihr Familienleben von der Firma geprägt?

Wenn unsere Familie zusammen ist, wird natürlich viel über die Firma gesprochen, aber nicht, weil uns nichts anderes einfällt, sondern weil wir alle lieben, was wir machen und eine große Freude an unserem Betrieb haben. Außerdem sind die Aufgabengebiete sehr gut aufgeteilt: Silvia ist Geschäftsführerin in Schärding, Carina in Enzenkirchen und führt mit mir zusammen das Bekleidungswerk. Mein ältester Sohn ist in einer Bank tätig. Gemeinsam mit unseren Mitarbeitern sind wir ein tolles Team.

Wie wichtig war es Ihnen, dass Ihr Sohn in Ihre Fußstapfen tritt?

Dass Rainer etwas anderes macht, ist eigentlich nie zur Debatte gestanden. Schon als kleiner Junge ist er bei jeder Messe dabei gewesen. Für mich ist es natürlich der Idealfall, dass mein Sohn mich jetzt schon tatkräftig unterstützt und später einmal übernimmt. Viele Mitbewerber beneiden mich darum. Unsere ganze Familie hat immer für die Firma gelebt und deshalb sind wir meiner Meinung nach auch so erfolgreich.

Gibt es einen Augenblick bzw. ein Erlebnis in Ihrer langjährigen Karriere als Unternehmer, das Sie niemals vergessen werden?

Da gibt es natürlich viele. Aber ein ganz entscheidender Schritt war sicherlich der Kauf des Geschäftslokals in Enzenkirchen. Das hat uns sicher niemand zugetraut, aber wir wussten schon immer was wir wollen und haben alles dafür getan, um unsere Ziele zu erreichen.

Könnten Sie sich vorstellen, an einem anderen Ort als Enzenkirchen zu leben?

Ganz ehrlich, ich bin sehr zufrieden mit meiner Heimatgemeinde. Meiner Meinung nach wird Enzenkirchen oft unterschätzt. Hier herrscht ein problemloses Miteinander, wir haben eine gute Gastronomieszene, Lebensmittelgeschäfte und für die Textilien vor Ort sind ja wir da.

Was macht einen echten Innviertler für Sie aus?

Handschlagqualität. Es ist meiner Meinung nach ganz wichtig im Leben, dass man hält, was man verspricht und sich darauf verlassen kann, dass das auch die anderen tun. Wir Innviertler sind zwar manchmal Dickschädl, aber das zeichnet uns andererseits auch aus. Wenn sich ein Innviertler was in den Kopf gesetzt hat, dann tut er alles dafür, dieses Ziel auch zu erreichen. Die Handschlagqualität meiner Mitarbeiter weiß ich zum Beispiel sehr zu schätzen. Nur mit einem tollen Team kann man erfolgreich sein. Ich würde mich übrigens auch selbst als echten Innviertler bezeichnen.

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