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Freunde in China beneiden Ingenieur um Arbeitsbedingungen in Österreich

Von Bianka Eichinger   11.Oktober 2018

Seit sechs Jahren lebt der Chinese Yixuan Liu im Innviertel und arbeitet als Process Technology Engineer im Prozess- entwicklungsteam der EVG in St. Florian am Inn. "Am Anfang habe ich nur hundert Meter vorm Firmeneingang gewohnt. Jetzt lebe ich mit meiner Frau und meinem Kind in der Schärdinger Vorstadt", so Liu. Was ihm hier gefällt, womit er Schwierigkeiten hat und ob er sich vorstellen kann, hier für immer zu leben, erzählt der 37-Jährige im Interview.

 

Welche ersten Eindrücke vom Innviertel haben sich bei ihrer Ankunft eingeprägt?

Liu: Ganz klar, die Sprache. Obwohl ich in Freiburg studiert habe und dadurch schon ganz gut Deutsch konnte, habe ich kein Wort hier verstanden. Ich habe jemanden um den Weg gefragt und wusste nicht mal ansatzweise, was seine Antwort bedeuten soll. Mit dem Taxi zu fahren war anfangs wirklich problematisch.

Und wie geht es ihnen jetzt mit dem Innviertler Dialekt?

Ich würde sagen, dass ich 40 bis 50 Prozent davon verstehe.

Und können Sie was sagen?

Manche Wörter, wie zum Beispiel "gach", "schiarch" und "gscheit".

Was unterscheidet den Arbeitsalltag in China mit jenem hier in Österreich?

Die Work-Life-Balance! In China hätte ich sehr viel weniger Zeit für meine Familie oder mich selbst. Dort ist es normal sechs Tage die Woche, von 9 Uhr früh bis 21 Uhr, zu arbeiten. Sehr oft wird auch jeden Tag gearbeitet und es ist in China selbstverständlich, dass ein Mitarbeiter immer für den Chef erreichbar ist. Viele meiner Freunde, die in China arbeiten, beneiden mich sehr um meinen Job und die Bedingungen hier in Österreich.

Und gibt es Gemeinsamkeiten zwischen China und Österreich?

Da muss ich länger überlegen... Nein, da fällt mir nichts ein.

Warum sind Sie weg aus Ihrer Heimat?

Ich wollte was sehen von dieser Welt und was erleben. Ich reise auch privat sehr gerne und wollte auf jeden Fall im Ausland studieren. Dass ich dann einen Job in Österreich bekomme, war nicht geplant.

Und was gefällt ihnen hier?

Ich bin oft wandern mit Arbeitskollegen und finde die Landschaft in Österreich einfach faszinierend. Außerdem gefällt es mir hier in Schärding, dass sich die Leute grüßen. Das war ich anfangs nicht gewohnt.

Und gibt es etwas, was ihnen nicht so gefällt am Innviertel?

Ich und meine Frau mussten sich daran gewöhnen, dass wir immer angestarrt werden, wenn wir zum Beispiel in ein Restaurant in Schärding essen gehen. Anscheinend gibt es nicht so viele Asiaten hier. Meine deutschen Studienkollegen haben mich gewarnt, dass die Österreicher sehr konservativ seien. Das kann ich aber ganz und gar nicht bestätigen.

Hatten Sie Vorurteile gegenüber Österreich?

Nein, ich dachte mir nur, dass jeder Österreicher musikalisch sei, dass in jedem ein kleiner Mozart steckt und klassische Musik liebt.

Mögen Sie Volksmusik? Besitzen Sie eine Tracht?

Nein, ich höre lieber Popmusik. Eine Lederhose besitze ich auch nicht. Ich war einmal am Oktoberfest in München und habe keine guten Erinnerungen daran. Liegt aber vielleicht auch daran, dass ich keinen Alkohol trinke.

Und das Innviertler Essen?

Schmeckt richtig gut. Ich und meine Frau gehen sehr gerne essen und haben schon vom Schweinsbraten über Wildragout bis zur Jausenplatte probiert. Manches ist salzig, aber gut. Die Qualität der Lebensmittel hier im Innviertel ist auf jeden Fall hervorragend.

Und gehen Sie auch in ein chinesischen Restaurant hier bei uns?

Nein. Ich habe es ausprobiert, aber das Essen schmeckt nicht mal annähernd so wie in meinem Heimatland.

Wie leicht ist es neue Freunde hier zu finden?

Das ist ein Problem. Chinesen gibt es hier im Innviertel so gut wie keine. Da aber die Belegschaft bei EVG international ist, unternehme ich sehr viel mit Arbeitskollegen und habe so Anschluss und auch Freunde gefunden.

Und haben Sie vor hier im Innviertel zu bleiben?

Bis jetzt haben meine Frau und ich keine anderen Pläne. Ihr gefällt es auch sehr gut im Innviertel.

Ist eine Rückkehr nach China ausgeschlossen.

Nein, aber es wäre sicherlich ein zweiter Kulturschock, wenn wir wieder in unser Heimatland übersiedeln würden. Es würde sicher wieder ein, zwei Jahre dauern, bis wir uns eingelebt hätten.

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20. April 2024