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Freunde in China beneiden Ingenieur um Arbeitsbedingungen in Österreich

Von Bianka Eichinger, 11. Oktober 2018, 14:04 Uhr
Freunde in China beneiden Ingenieur um Arbeitsbedingungen in Österreich
Seit 2012 arbeitet und lebt der gebürtige Chinese Yixuan Liu im Innviertel. Er wohnt mit seiner Frau und Baby in Schärding. Bild: EVG

SANKT FLORIAN. Yixuan Liu arbeitet im EVG-Prozessentwicklungsteam und lebt mit seiner Familie in Schärding.

Seit sechs Jahren lebt der Chinese Yixuan Liu im Innviertel und arbeitet als Process Technology Engineer im Prozess- entwicklungsteam der EVG in St. Florian am Inn. "Am Anfang habe ich nur hundert Meter vorm Firmeneingang gewohnt. Jetzt lebe ich mit meiner Frau und meinem Kind in der Schärdinger Vorstadt", so Liu. Was ihm hier gefällt, womit er Schwierigkeiten hat und ob er sich vorstellen kann, hier für immer zu leben, erzählt der 37-Jährige im Interview.

 

Welche ersten Eindrücke vom Innviertel haben sich bei ihrer Ankunft eingeprägt?

Liu: Ganz klar, die Sprache. Obwohl ich in Freiburg studiert habe und dadurch schon ganz gut Deutsch konnte, habe ich kein Wort hier verstanden. Ich habe jemanden um den Weg gefragt und wusste nicht mal ansatzweise, was seine Antwort bedeuten soll. Mit dem Taxi zu fahren war anfangs wirklich problematisch.

Und wie geht es ihnen jetzt mit dem Innviertler Dialekt?

Ich würde sagen, dass ich 40 bis 50 Prozent davon verstehe.

Und können Sie was sagen?

Manche Wörter, wie zum Beispiel "gach", "schiarch" und "gscheit".

Was unterscheidet den Arbeitsalltag in China mit jenem hier in Österreich?

Die Work-Life-Balance! In China hätte ich sehr viel weniger Zeit für meine Familie oder mich selbst. Dort ist es normal sechs Tage die Woche, von 9 Uhr früh bis 21 Uhr, zu arbeiten. Sehr oft wird auch jeden Tag gearbeitet und es ist in China selbstverständlich, dass ein Mitarbeiter immer für den Chef erreichbar ist. Viele meiner Freunde, die in China arbeiten, beneiden mich sehr um meinen Job und die Bedingungen hier in Österreich.

Und gibt es Gemeinsamkeiten zwischen China und Österreich?

Da muss ich länger überlegen... Nein, da fällt mir nichts ein.

Warum sind Sie weg aus Ihrer Heimat?

Ich wollte was sehen von dieser Welt und was erleben. Ich reise auch privat sehr gerne und wollte auf jeden Fall im Ausland studieren. Dass ich dann einen Job in Österreich bekomme, war nicht geplant.

Und was gefällt ihnen hier?

Ich bin oft wandern mit Arbeitskollegen und finde die Landschaft in Österreich einfach faszinierend. Außerdem gefällt es mir hier in Schärding, dass sich die Leute grüßen. Das war ich anfangs nicht gewohnt.

Und gibt es etwas, was ihnen nicht so gefällt am Innviertel?

Ich und meine Frau mussten sich daran gewöhnen, dass wir immer angestarrt werden, wenn wir zum Beispiel in ein Restaurant in Schärding essen gehen. Anscheinend gibt es nicht so viele Asiaten hier. Meine deutschen Studienkollegen haben mich gewarnt, dass die Österreicher sehr konservativ seien. Das kann ich aber ganz und gar nicht bestätigen.

Hatten Sie Vorurteile gegenüber Österreich?

Nein, ich dachte mir nur, dass jeder Österreicher musikalisch sei, dass in jedem ein kleiner Mozart steckt und klassische Musik liebt.

Mögen Sie Volksmusik? Besitzen Sie eine Tracht?

Nein, ich höre lieber Popmusik. Eine Lederhose besitze ich auch nicht. Ich war einmal am Oktoberfest in München und habe keine guten Erinnerungen daran. Liegt aber vielleicht auch daran, dass ich keinen Alkohol trinke.

Und das Innviertler Essen?

Schmeckt richtig gut. Ich und meine Frau gehen sehr gerne essen und haben schon vom Schweinsbraten über Wildragout bis zur Jausenplatte probiert. Manches ist salzig, aber gut. Die Qualität der Lebensmittel hier im Innviertel ist auf jeden Fall hervorragend.

Und gehen Sie auch in ein chinesischen Restaurant hier bei uns?

Nein. Ich habe es ausprobiert, aber das Essen schmeckt nicht mal annähernd so wie in meinem Heimatland.

Wie leicht ist es neue Freunde hier zu finden?

Das ist ein Problem. Chinesen gibt es hier im Innviertel so gut wie keine. Da aber die Belegschaft bei EVG international ist, unternehme ich sehr viel mit Arbeitskollegen und habe so Anschluss und auch Freunde gefunden.

Und haben Sie vor hier im Innviertel zu bleiben?

Bis jetzt haben meine Frau und ich keine anderen Pläne. Ihr gefällt es auch sehr gut im Innviertel.

Ist eine Rückkehr nach China ausgeschlossen.

Nein, aber es wäre sicherlich ein zweiter Kulturschock, wenn wir wieder in unser Heimatland übersiedeln würden. Es würde sicher wieder ein, zwei Jahre dauern, bis wir uns eingelebt hätten.

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20  Kommentare
20  Kommentare
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abarth124 (701 Kommentare)
am 12.10.2018 23:02

Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. So kann es nicht weitergehen, lautet die meist geäußerte Meinung. Armut, Flucht, kommende Wirtschaftskrisen und die ungewisse Zukunft der Europäischen Union, was kommt?

Ulrike Hermanns geht der Frage nach, wie eine Transformation des kapitalistischen Wirtschaftssystems zu solidarischeren Formen der Ökonomie möglich wäre. Das ist weitgehend offen.

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Istehwurst (13.376 Kommentare)
am 12.10.2018 03:33

Oh mein Gott .... uns das obwohl wir den 12 Stunden / 60 Woche haben ? Wie hält der arme Chinese diese Ausbeutung / Schikane/ Menschenverachtung nur aus ?

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Maireder (2.427 Kommentare)
am 11.10.2018 21:43

Liebe Mitposter, da wird ein von Frau Bianka Eichinger gemachtes Interview eines in AT beschäftigten Chinesen geschrieben. Super !!!
Weiter unten kommen Kommentare die überhaupt NIX mit dem Thema zu tun haben. Bin kein Freund vom Sascha, aber bitte "kommts a wengle oba".

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Maireder (2.427 Kommentare)
am 11.10.2018 21:22

Ich wünsche dem Herrn Yixuan Liu viel Erfolg bei seiner Tätigkeit in der Firma und der Familie einen schönen Aufenthalt in Österreich. War oft beruflich in China, sicher die chinesische Küche ist anders, auch regional sehr verschieden von angebotenen Schlangen bis hin zu Fröschen. Eigentlich essen Chinesen fast alles wenn es gut zubereitet ist. Wir Österreicher haben doch eine gute Küche.
Herr Lui, versuchen sie mal Salzburger Nockerl, eine von mir durch AT begleitete chinesische Delegation war davon in Hallstadt voll begeistert grinsen

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abarth124 (701 Kommentare)
am 12.10.2018 22:54

Zwei sehr gute Kommentare, sehr erfreulich.

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Harbachoed-Kater (4.909 Kommentare)
am 11.10.2018 18:39

Kann mich erinnern, wie ich noch arbeitete - sechs Tage durch, am siebenten im Sommer durch - wechselnde Intensität, die aber sicher nur 10 Prozent aushalten würden.
Der Witz ist: die Maschinen sind so produktiv, dass Leute keine Arbeit mehr haben.
Manche brauchen ihren Urlaub (zB. Lehrer), andere werden durch Fadinesse krank.

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( Kommentare)
am 11.10.2018 18:59

als statt wie - so viel Zeit muss sein. 😉

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pepone (60.622 Kommentare)
am 11.10.2018 14:30

irgendwie erinnert manches an meine ersten Tage vor mehr als 40 Jahren in Österreich als ich Schwierigkeiten hatte die Sprache zu verstehen und im Mühlviertel ging es mir wie ihm ,NIX VERSTEHEN grinsen

aber Das was im Artikel steht sollte sich mal die Gewerkschaft und die AK Bonzen lesen :

Dort ist es normal sechs Tage die Woche, von 9 Uhr früh bis 21 Uhr, zu arbeiten. Sehr oft wird auch jeden Tag gearbeitet und es ist in China selbstverständlich, dass ein Mitarbeiter immer für den Chef erreichbar ist

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bravespferd (4.628 Kommentare)
am 11.10.2018 15:34

das ist KRANK!

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pepone (60.622 Kommentare)
am 11.10.2018 17:17

genauso krank wie das System in Europa /Österreich ?

wo man 6 Wochen Urlaub bekommt ,ca. 15 Feiertagen und 104 Tagen des WE genießen und NOCH MEHR LOHN WOLLEN !!!
Wieviel wird noch gearbeitet ?
Wie soll eine Wirtschaft florieren ?
und wenn 12 Stunden Arbeitszeit gefordert werden wird GEJAMMERT ! traurig

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cawo (657 Kommentare)
am 11.10.2018 17:57

Du kannst einmal bei uns auf der Baustelle arbeiten 6 Tage 12 Stunden. ich bdenke du überlebst nicht eimal 1 Tag.Aber es ist schon so das die Versklavung der Arbeiterschicht schon begonnen hat.

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jago (57.723 Kommentare)
am 11.10.2018 18:05

Es finden sich nicht genug Arbeiter, die arbeiten wollen. Viele, die das AMS schickt, wollen nur einen Stempel.

Und die, die so viel arbeiten wie du beschrieben hast, fallen bei AK und Gewerkschaft durch den Rost, weil sie keine österreichischen Wähler sind.

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pepone (60.622 Kommentare)
am 11.10.2018 19:15

cawo

in den Urlaube meiner Heimzeit zwischen 14 und 17 jahre alt habe ich bei Bauern arbeiten MÜSSEN und damals schon als junger Bub 12 bis 16 Stundentag 6 tage die Woche geschuftet und Sonntags auch noch ca. 4/5 Stunden .
Als ich später Tagsüber meinen Beruf ausgeübt habe , bin ich Morgens in Stall und Abends auch wieder, und im Sommer abends nach 17 Uhr aufs Feld um Getreide zu ernten , oder Stroh oder heu zu holen .
Auf den Voestbaustellen im Ausland auch 10-12 Stunden 6 mal die Woche.

Mir braucht niemand erzählen was ARBEITEN heißt !

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pepone (60.622 Kommentare)
am 11.10.2018 19:22

im Winter wurde 6 tagen die Woche bis 21 oder 22 Uhr Abends am Tabak sortieren gearbeitet.
wohl gemerkt dass ich schon um 6 Uhr früh im Stall war und ich tagsüber auch noch 8 Stunden in meinen Beruf verbrachte !!! NOCH FRAGEN ? zwinkern

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oneo (19.368 Kommentare)
am 11.10.2018 19:47

Pepone, sei mir böse, irgendwas hast Du falsch gemacht. grinsen

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pepone (60.622 Kommentare)
am 11.10.2018 19:23

cawo

in den Urlaube meiner Heimzeit zwischen 14 und 17 jahre alt habe ich bei Bauern arbeiten MÜSSEN und damals schon als junger Bub 12 bis 16 Stundentag 6 tage die Woche geschuftet und Sonntags auch noch ca. 4/5 Stunden .
Als ich später Tagsüber meinen Beruf ausgeübt habe , bin ich Morgens in Stall und Abends auch wieder, und im Sommer abends nach 17 Uhr aufs Feld um Getreide zu ernten , oder Stroh oder heu zu holen .
Auf den Voestbaustellen im Ausland auch 10-12 Stunden 6 mal die Woche.

Mir braucht niemand erzählen was ARBEITEN heißt !

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reibungslos (14.455 Kommentare)
am 11.10.2018 20:43

Allerdings: Bei mehr Arbeit hätten wir noch mehr Überproduktion. Wer soll das ganze Zeug kaufen? Überdies ginge die Freizeitwirtschaft den Bach hinunter, wenn alle nur noch arbeiten würden.

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Gerd63 (7.766 Kommentare)
am 18.10.2018 19:33

Die Wirtschaft floriert, obwohl nicht jeder 12 Stunden arbeiten muss.

Hast Du eventuell darüber nachgedacht, dass das genau der Schüssel ist.

Schon mal was von Work-life-Balance gehört?

Die Leute sind leistungsbereit und voll einsatzfähig, weil sie sich in der Freizeit ausruhen können.

Und deine Geschichten, wieviel du früher gearbeitet hast, kann auch niemand hören.

Der Arbeitsdruck war ein anderer.

Wer das nicht verstehen will, arbeitet nicht oder nicht mehr.

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jago (57.723 Kommentare)
am 11.10.2018 18:02

Wie du das siehst, ist sehr privat grinsen

Mein Vater hatte eine Weberei, damals hat es viele Webereien mit vielen Angestellten gegeben. Jetzt nur mehr wenige und auch die verkaufen oft Stoffe, die sie aus Fernost bezogen haben.

Wie viele Autos werden noch in Europa gebaut? Nokia ist auch weg. Siemens hat die Generatoren reduziert.

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ooeusa (732 Kommentare)
am 12.10.2018 22:46

Mit dieser Regierung gehen wir auch wieder in die Richtung „ chinesische Arbeitswelt“.

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