Erfolgsgeschichte: Österreich wird für Modestraße Fussl langsam zu klein

Von Martina Weidenholzer   28.Juni 2011

Die 100 Millionen-Umsatz-Marke konnte vor dem 140 -jährigen Jubiläum überschritten werden, wie die der 1000 Mitarbeiter. Fussl wuchs in den vergangenen Jahren von 30 auf 130 Filialen und schlägt mit dieser Wachstumsquote längst auch alle internationalen Mitbewerber – wie H&M und C&A. „Ich habe mir für den heutigen Abend nur ein weiteres Ziel gesetzt“, posaunte ein sichtlich gut gelaunter Geschäftsführer Karl Mayr bei seiner Ansprache durch das Mikrofon.

Sonntag soll frei bleiben

„Nach Firmenfesten ist es bei uns üblich, um fünf Uhr früh im Privathaus Eierspeise zu kochen. Ich wünsche mir, dass wir heuer die 100-Eier-Grenze durchbrechen.“ Mit dieser Einladung zum ausgelassenen Feiern erntete er tobenden Applaus. So richtig Unterstützung bekam Mayr bei einem Appell an Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner, nämlich die viel diskutierte Sonntagsöffnung abzulehnen. „Gönnen wir uns den Sonntag zur Entschleunigung unserer Gesellschaft.“

Geschäftsführerin Maria Mayr setzte nach: „Unseren Erfolg haben wir unseren Mitarbeitern zu verdanken, die täglich an vorderster Front arbeiten.“ Die vierfache Mutter besetzt als Geschäftsführerin wohl einen der begehrtesten Jobs der Damenwelt. Jährlich hat sie ein Shopping-Budget von 60 Millionen Euro zur Verfügung. Bei dieser Summe dürfte es allerdings nicht lange bleiben, so stehen Expansionspläne im Ausland im Raum. Mittelfristiges Ziel: in einem Land zehn Testfilialen zu errichten. Dennoch will die Modestraße das Projekt möglichst ohne Druck realisieren. Auch für die bisherigen Schritte sei ein knallharter Businessplan nicht weiter nötig gewesen. Das bisherige Wachstum sei völlig zwanglos verlaufen.

Faires Produkt, fairer Preis

Auf die Frage nach dem Geheimnis der Fussl-Dynastie werden immer wieder alte Tugenden genannt, wie Geradlinigkeit und Ehrlichkeit. Auf dieser Basis arbeitet eine schmal besetzte Firmenführung, die offenbar zur richtigen Zeit die richtigen Entscheidungen trifft. Zum Beispiel möglichst wenig Bereiche aus der Hand zu geben: So wird in Sachen Werbung und Fotografie auf eine eigene Abteilung gesetzt, wie bei der Logistik oder dem Ladenbau. Eigenmarken verstehen sich von selbst. Ihr Anteil liegt bei etwa 80 Prozent und soll in den nächsten Jahren gesteigert werden. Konkret gehe es darum, ein faires Produkt zu einem fairen Preis auf den Markt zu bringen.

 

140 Jahre Fussl

1871: Felix Fussl gründet eine Gemischtwarenhandlung in Ort.
1912: Sein Sohn Karl Fussl und dessen Frau Maria übernehmen Krämerei, Schneiderei und Landwirtschaft.
1963: Maria Fussl, die das Geschäft seit dem Tod ihres Mannes alleine weiterführt, übergibt dieses an den ältesten Enkel, Karl Mayr, heutiger „Seniorchef“ der Fussl-Modestraße. Zu dieser Zeit wird eine Mitarbeiterin beschäftigt, der Umsatz liegt bei zwei Millionen Schilling.
1966: Die Verkaufsfläche wird auf 500 Quadratmeter verdoppelt.
1967: Karl Mayr lernt auf einer Urlaubsreise seine zukünftige Frau Berta kennen.
1972: Die Verkaufsfläche wird auf 1200 Quadratmeter erweitert.
1981: Die erste Filiale wird in Ried eröffnet.
1988: In Salzburg wird die erste Filiale außerhalb Oberösterreichs eröffnet.
1991: Kauf einer Tischlerei in St. Martin, um den Ladenbau selbst zu tätigen.
1996: Übergabe an die Söhne Karl und Ernst Mayr, Karls Ehefrau Maria Mayr wird Prokuristin. Es existieren 15 Fussl-Filialen.
2001: Errichtung eines Logistikzentrums
2003: Die 50. Fussl-Filiale wird eröffnet
2009: Trotz Wirtschaftskrise wird das erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte verzeichnet. Das Logistikzentrum wird auf 7000 Quadratmeter erweitert.
2011: Die Fussl Modestraße wird 140 Jahre alt. Ein rauschendes Fest wird gefeiert.