Er baut Stirlingmotoren nach historischem Vorbild

Von Angelika Hanslmayr   12.August 2017

Georg Tiefenthaler liebt Motoren. Dass diese Leidenschaft beruflich bedingt ist, ist anzunehmen, denn immerhin hat der gebürtige St. Veiter 44 Jahre als Landmaschinenmechaniker im Familienbetrieb gearbeitet. Doch auch als er 2000 in Pension ging, ließ seine Faszination für die Mechanik nicht nach. "Ich habe angefangen, Oldtimer zu restaurieren. Traktoren, Motorräder, Autos, einfach alles", so der Technikbegeisterte. Mit seinen Fahrzeugen ist er nach wie vor auf diversen Oldtimertreffen unterwegs, vor allem im Sommer. "Aber ich habe auch noch eine Beschäftigung für die Wintermonate gebraucht. In der Pension habe ich angefangen mich mit dem Internet zu beschäftigen, und da bin ich dann über Bauanleitungen für Motoren gestolpert. Für Stirlingmotoren, um genau zu sein", erzählt Georg Tiefenthaler.

Kleine Wärmekraftmaschinen

Die dem Laien eher unbekannten Stirlingmotoren zählen zur Kategorie der Wärmekraftmaschinen und hatten ihre Blüte um 1900. Es handelt sich dabei um Motoren, die nicht mit Treibstoff und Zündung funktionieren, sondern von einer äußeren Wärmequelle betrieben werden – wie etwa Wasserdampf oder Sonneneinstrahlung. In gutbürgerlichen Privathaushalten für Ventilatoren oder Zimmerbrunnen verwendet, konnten sie sich in der Industrie nicht durchsetzen und wurden bald durch andere Motoren ersetzt, die mehr Leistung brachten. "In den 1970er-Jahren wurde in der Automobilindustrie weitere Forschung an Stirlingmotoren betrieben und heute sind sie zum Beispiel in U-Booten und als Notstromaggregate in Pelletsheizungen im Einsatz, daher war mir das System aus der Mechanik schon bekannt. Aber in meinem Berufsfeld wurden die Motoren nicht eingesetzt. Ich habe mich also erst in der Pension genauer damit auseinandergesetzt", erklärt Georg Tiefenthaler. Er besorgte sich Bauanleitungen aus dem Internet und aus Büchern und begann, seine ersten Motoren aus Bausätzen selbst zu bauen. Ein kleiner Motor in einer Bierdose versteckt, war sein erstes Produkt – und ist nach wie vor das beliebteste. Rund 15 Stück hat er in den letzten sieben Jahren davon gebaut. Je nach Größe steckt eine Woche bis ein Monat Arbeit in jedem Motor. Dass die Motoren reine Liebhaberei sind und keinen Zweck als Antriebsmotor in diesem Sinne erfüllen, stört Tiefenthaler nicht. "Ich sammle die Motoren und führe sie anderen Technikbegeisterten vor. Besonders als Geschenk für ältere Kinder und Jugendliche sind sie sehr beliebt, weil sie schön anzusehen sind und man das Funktionsprinzip gut beobachten kann. Außerdem kann man sie mit einem Teelicht oder Trockenspiritus leicht selbst betreiben. Manchmal reicht auch die Wärme von einem Kaffeehäferl. Wenn ein Motor absolut perfekt gebaut ist, sollte es auch mit Handwärme klappen, das habe ich aber noch nicht geschafft", gesteht er und lacht.

Verkauf sogar nach Japan

Doch auch wenn die Motoren von Georg Tiefenthaler bereits eine Fangemeinde haben (einen Motor hat er sogar nach Japan verkauft), so ist er bisher der einzige "Stirlingmotor-Erbauer" in seinem Bekanntenkreis. Am Sonntag, 20. August, sind seine Schätze auf der Handwerksausstellung des Seniorenbundes in Uttendorf zu sehen. "Ich freue mich sehr, dass ich meine Motoren dort zeigen darf, weil sie doch was Besonderes sind, das man im Alltag nicht allzu oft sieht", ist Tiefenthaler stolz. Seine Frau Herta präsentiert dort ihre selbstgeflochtenen Graskörbe und Raschpatschen und so nutzt das kreative Ehepaar die Sommerabende zum Bauen und Flechten, damit die St. Veiter Handwerkskunst auch zeitgerecht fertig ist und in Uttendorf bestaunt und auch ausprobiert werden kann.

Seniorenfest des Seniorenbundes am Sonntag, 20. August, in der Mehrzweckhalle in Uttendorf ab 10 Uhr