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„Das Gefängnis war die Hölle auf Erden!“

Von M. Weidenholzer, 03. Februar 2012, 00:04 Uhr
„Das Gefängnis war die Hölle auf Erden!“
Natascha Moreno wurde als Mann geboren, der gefühlte Irrtum wird nach und nach behoben. Bild: privat

BRAUNAU/SIMBACH. Seit wenigen Tagen ist es amtlich: Sängerin Natascha Moreno darf sich als Frau bezeichnen, die Damentoilette benutzen und mit dem Namen Sabine Nussbaumer unterschreiben. Ein harter Kampf für eine Frau, die früher den Namen Florian trug.

OÖN: Sie haben gerade eine Gerichtsverhandlung in Landshut hinter sich, worum ging es da? Sind Sie mit dem Ausgang zufrieden?

Moreno: Naja, da ging es um einen Auftritt im Lokschuppen Simbach. Ich sollte als Michelle-Double auftreten, kurz vor dem Auftritt wurden wir allerdings lautstark hinausgeschmissen. Mir wurde Betrug unterstellt und dass ich mich als Michelle ausgegeben hätte.

OÖN: Und, haben Sie?

Moreno: Nein, dass ich Double war, war ganz klar deklariert. Die sind ja gar nicht davon ausgegangen, dass die echte Michelle kommt, sonst hätten sie bestimmt die vertraglich festgelegten Bodyguards gehabt, das Catering und auch eine Bühne. Nichts von all dem war vor Ort. Jedenfalls darf ich jetzt auf meiner Homepage verkünden, dass es sich nicht um einen Betrug meinerseits handelte, ich darf diesbezüglich auch Anzeigen schalten. Auf Schadenersatz müsste ich aber verzichten, und damit will ich mich nicht zufrieden geben. Immerhin musste ich dadurch nicht nur einen Imageschaden hinnehmen, damit verbunden war natürlich auch ein Geschäftsentgang.

OÖN: Mit der Justiz hatten Sie ja schon öfter zu tun.

Moreno: Ja. Ich saß auch schon im Gefängnis.

OÖN: Saßen Sie in einem Männer- oder Frauengefängnis?

Moreno: In einem gemischten Gefängnis in Ried. In einer Einzelzelle, im Frauentrakt. Es war die Hölle auf Erden. Sie müssen wissen, dass ich sehr rachsüchtig war. Ich hatte mich mit dieser vorgetäuschten Schwangerschaft an meinem Ex-Freund rächen wollen. Viele Männer waren neugierig und wollten mit mir schlafen, täuschten mir Liebe vor. Ich kam mir benutzt vor. Ich war dann in therapeutischer Behandlung. Mittlerweile führe ich eine ganz normale Beziehung und lebe mit meinem Freund in Braunau. Übrigens: In Kärnten kam es zu einer Verurteilung wegen dieser Michelle-Double-Sache.

OÖN: Wie ist da der Zwischenstand?

Moreno: Diese Geschichte ist noch nicht ganz ausgestanden. Leider habe ich gleich zu Beginn alle Register gezogen, mit neuen Beweisen könnten wir das Verfahren wieder ins Rollen bringen. Wir arbeiten mit Haftaufschub. Ich hoffe inständig, dass ich nicht mehr ins Gefängnis muss, weil ich mich nie als echte Michelle verkauft habe. Ich werde für mein Recht kämpfen. Meine Freiheit ist mir wichtig. Und wenn ich elektronische Fußfesseln tragen muss.

OÖN: Vielleicht können Sie zu Ihrer Karriere etwas sagen.

Moreno: Ich wurde von einem Toningenieur bei der Karlich-Show entdeckt und trat als Mischung aus Double und Transvestit auf. Ich hatte vor allem in der Schwulen- und Lesbenszene sehr, sehr viel Erfolg und verdiente wirklich viel Geld. Ich war großzügig all jenen gegenüber, die sich damals meine Freundinnen nannten, zahlte immer alles, das Shoppen genauso wie den Champagner beim Fortgehen. Alleine die Geschichte mit dem Umoperieren machte mich interessant. Ich hatte einen Höhenflug. Mit der Gerichtsverhandlung kam es aber zum totalen Zusammenbruch. Von den vielen Freundinnen blieben drei, in Wahrheit eine.

OÖN: Wann haben Sie sich umoperieren lassen?

Moreno: Es war 2003, da begann ich meine einjährige Psychotherapie. Diese Stunden sind Vorschrift. Dann kam die Hormontherapie, ich hatte Schwindelgefühle, meine Brüste schmerzten wie bei einem pubertierenden Mädchen, ganz zu schweigen von den Gefühlsschwankungen. Ja, so ging das Prozedere los.

OÖN: Seit wann sind Sie offiziell eine Frau und dürfen mit Sabine Nussbaumer (Anmerkung der Redaktion: Natascha Moreno ist der Künstlername) unterschreiben?

Moreno: (lächelt und holt stolz einen neuen Pass aus der Handtasche) Seit 13. Jänner.

OÖN: Wann haben Sie sich das erste Mal als Frau gefühlt?

Moreno: Immer schon, ich spielte als Kind lieber mit Puppen und strich mir die Fingernägel an. Mit 17 ließ ich mir die Haare wachsen und färbte sie mir blond, zum Fortgehen zog ich einen Rock an. Und ich benutzte auch lieber die Damentoilette.

OÖN: Wie hat Ihr Umfeld darauf reagiert?

Moreno: Sehr unterschiedlich, ich hatte naturgemäß viele Freundinnen, die sich ohne zu zögern vor mir aus- und umzogen, weil sie mich als eine von ihnen sahen. Die Burschen hatten damit ein Problem, vielleicht waren sie eifersüchtig.

OÖN: Wie steht es mit dem Elternhaus?

Moreno: Meine Mutter bringt Verständnis auf, sie hat sich große Sorgen gemacht. Mein Vater kann damit nicht umgehen, zu ihm habe ich keinen Kontakt.

OÖN: Hören Sie noch auf den Namen Florian?

Moreno: Nein, das ist ein Name, wie jeder andere.

OÖN: Wie stellen Sie sich Ihre Zukunft vor?

Moreno: Ich will erst einmal alles Rechtliche hinter mich bringen und dann mit einem Album neu durchstarten. Titel, Text und Musik, alles ist fertig, musikalisch wird es eine Mischung aus Andrea Berg und Helene Fischer. Ich habe auch Angebote, meine Lebensgeschichte verfilmen zu lassen. Die Zeit dafür ist noch nicht reif, denn ich will unbedingt ein Happy End. Die Blütezeit sollte so viel mehr Spaß machen, durch die vielen Niederschläge habe ich sehr viel verpasst.

 

Geschichte: Operation steht bevor

Rund um die Person Sabine Nussbaumer – alias Natascha Moreno – herrschte in den vergangenen Jahren viel Aufregung. Einerseits hatte sie mit einer vorgetäuschten Schwangerschaft viel Aufsehen erregt, andererseits gab es Gerichtsverhandlungen wegen ihrer Auftritte als Michelle-Double. 15 Monate Haft sind beim Oberlandesgericht Graz offen, wo sie wegen Betrugs verurteilt worden ist. Nun hat die Künstlerin einen Aufschub des Strafvollzuges beantragt, um eine Geschlechtsumwandlung abschließen zu können. Bei einem sofortigen Haftantritt wäre die Entscheidung, ob das Double in eine Anstalt für Männer oder Frauen einzuweisen wäre, problematisch. Denn die 29-Jährige aus Oberösterreich ist seit ein paar Wochen als Frau im Standesregister eingetragen, auch Geburtsurkunde und Reisepass wurden geändert. Die medizinische Geschlechtsumwandlung mittels Operationen stehe aber noch aus.
 

 

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