Das Bauen und Fliegen ist seine große Leidenschaft

Von Angelika Hanslmayr   16.September 2017

Das geräumige Einfamilienhaus von Erich Schnellberger lässt schon beim Eintreten Bastlerherzen höher schlagen. Haben Sie dann noch eine Leidenschaft für Modellflugzeuge, sind Sie in ihrem Traumdomizil angekommen. Der 73-jährige, pensionierte Automechaniker hat sich hier ein Refugium errichtet, das ganz auf seine Leidenschaft ausgerichtet ist.

Vom Erd- bis zum Dachgeschoss hat er im Laufe der Jahrzehnte die Regale mit seiner Sammlung gefüllt: Modellzeitschriften aus den vergangenen 50 Jahren sind nach Datum sortiert, hunderte Fernsteuerungen und Motoren nach Typen und Alter geordnet. Alles was es an Zubehör zu finden gibt, besitzt Schnellberger. Doch so viel Rohmaterial will auch verarbeitet werden. "Ich habe mir eigene Werkstätten eingerichtet. Eine für die Holzverarbeitung, mit Fräse und Drechselbank, eine für die Styroporteile, mit einer Schneidemaschine", so der Autodidakt, der sich den Modellbau mit Hilfe von Büchern und Fachzeitschriften selbst beigebracht hat. In den Werkräumen stehen verschiedene Computer, denn Schnellberger geht mit der Zeit. Entworfen und gezeichnet wird heute am PC. Das Bauen, Bemalen und Bekleben ist aber nach wie vor Handarbeit.

Schnellberger hat bereits in seiner Jugend seine Begeisterung für motorisierte Modelle entdeckt. "In der Hauptschule hatte ein Mitschüler selbst Modelle gebastelt, die waren allerdings nicht flugfähig. Gefallen hat mir das trotzdem sofort", erzählt er, wie er vor rund 60 Jahren erste Kontakte mit seiner großen Leidenschaft knüpfte. Doch die Modelle waren damals schon nicht billig und so hieß es sich erst mal in Geduld üben. Als Lehrling hatte Schnellberger endlich genug Geld gespart und kaufte sich sein erstes Modellbauset – einen Kasten mit Spannholzplatten, zum Ausschneiden und zusammen kleben. "Ich bin daheim am Küchentisch gesessen und habe gebaut, bis meine Mutter mit dem Abendessen gekommen ist und ich alles wegräumen musste", erzählt er lachend. Angefangen hat er mit Schiffen, die nur im Kreis fahren konnten und Fesselfliegern, die über Stahlleinen auf und ab gesteuert wurden. Denn für die erste Fernbedienung hieß es wieder sparen!

Allen Widrigkeiten und finanziellen Engpässen zum Trotz ist Schnellberger seinen Flugzeugen treu geblieben. "Nur mit Mitte 20 habe ich eine Weile pausiert. Erst das Militär und dann haben mich die Mädchen mehr interessiert", gesteht er schmunzelnd. Doch einige Jahre später stand er mit gleichgesinnten Freunden wieder auf Wiesen, Feldern und auch Straßen, immer auf der Suche nach der passenden Flugbahn. Nicht immer zur Freude der Anwohner. "Wir wurden oft vertrieben, es wurde immer schwieriger. Vor zehn Jahren habe ich mich dann endlich einem Verein angeschlossen, seitdem fliege ich beim MFSU Treubach." Hier hat Schnellberger Gleichgesinnte kennengelernt und kann auf dem Flugplatz des Vereins endlich unter idealen Bedingungen seinem Hobby nachgehen. Nur am Nachwuchs mangelt es. "Wir haben kaum Junge im Verein. Für die ist das Modellfliegen wohl nicht so interessant", bedauert Schnellberger.