Bei Tagesmüttern wird die individuelle Betreuung der Kinder großgeschrieben
INNVIERTEL. Die Wichtigkeit des Berufes "Tagesmutter" steht beim 25-Jahr-Jubiläum im Mittelpunkt.
Die Geschäftsführerin und Gründerin des Vereins Tagesmütter Innviertel, Maria Schulz-Berger, schwärmt über "ihre" Tagesmütter: "Ich habe nur gute Tagesmütter, diese drei sind aber meine längstdienenden ‘Golden Girls’ aus den Bezirken", sagt Schulz-Berger zu Beginn des Gesprächs der OÖ Nachrichten mit je einer Tagesmutter aus den drei Innviertler Bezirken.
Die Rede ist von Berta Maislinger aus Moosdorf (Bezirk Braunau) und Gabriele Demelbauer aus St. Florian bei Schärding. Beide sind seit 1991 Tagesmutter. Barbara Kalchgruber aus Hohenzell (Bezirk Ried) ist sei 1992 als Tagesmutter tätig. Alle drei geben das Lob postwendend zurück: "Maria (Anm.: Schulz-Berger) ist aber auch unsere ‘Gold-Chefin’."
Soziale Absicherung erreicht
Die Frauen können sofort Pensionsjahre erwerben und sind arbeits- und sozialrechtlich sehr gut abgesichert. Bis zu zehn Kinder dürfen die Tagesmütter maximal betreuen, wobei allerdings nur vier gleichzeitig anwesend sein dürfen. Es sei gelungen, ein Basisgehalt für die Tagesmütter zu erreichen, sofern sie 15 Betreuungsstunden anbieten, sagt Maria Schulz-Berger. "Für uns Tagesmütter ist dieses Basisgehalt jedenfalls eine Aufwertung", sagt Berta Maislinger.
Die Vernetzung zwischen dem Dienstgeber, den Betreuerinnen und den Tagesmüttern sei optimal, auch weil das Unternehmen immer noch klein, aber fein sei. "Die Wertschätzung seitens des Vereins und die Unterstützung seitens der Betreuerinnen bei eventuellen Schwierigkeiten sind sehr motivierend", sagt Kalchgruber. Probleme gebe es selten. "Unsere Tagesmütter bekommen Testnoten von den Tageseltern – diese sind zu 98 Prozent positiv – das spricht für unsere Qualität", berichtet die Geschäftsführerin voller Stolz.
Mehr Wahrnehmung erwünscht
In den 25 Jahren des Bestehens sei für den Beruf Tagesmutter viel erreicht worden. "Es ist nicht immer leicht, da man sich speziell von der Politik sehr oft viel erkämpfen muss", sagt Schulz-Berger, "vor allem Wertschätzung und Anerkennung."
Die drei Tagesmütter dazu: "Wenn es um Bildung, Kinderbetreuung und Betreuungseinrichtungen geht, erwähnt die Politik meistens nur die Schule, Kindergarten und Krabbelstuben." Man würde sich wünschen, von den politisch Verantwortlichen mehr wahrgenommen zu werden. "Wir haben manchmal den Eindruck, wir werden dann wahrgenommen, wenn es darum geht, jene Zeiten abzudecken, in denen die öffentlichen Einrichtungen nicht mehr zur Verfügung stehen", sagt Demelbauer.
Ein erfüllender Beruf
Man sei bestrebt, den Kindern eine individuelle und liebevolle Betreuung zu bieten, sagt Schulz-Berger.
Die Schilderungen der Erlebnisse der drei Tagesmütter mit den Tageskindern zeichnen ein sehr positives Bild vom Beruf Tagesmutter. Demelbauer erzählt: "Manche der Kinder, die ich betreut habe, sind schon erwachsen, kommen aber regelmäßig und oft ganz spontan wieder vorbei." Das freue sie sehr und es sei ein Beweis dafür, dass die Betreuung eine gute war. Mit manchen Familien bilden sich auch Freundschaften: "Ich bin bei einem Buben Firmpatin geworden", sagt Maislinger.
Vor allem die spontanen Aussagen der Kinder würden den Tagesmutter-Alltag oft zu etwas Besonderem machen, so die drei "Goldfrauen". Kalchgruber erzählt von einem spontanen Gefühl eines Kindes beim Mittagessen: "Ma, hast du heute wieder gut gekocht."
Der Verein würde nach wie vor nach Tagesmüttern suchen, so Schulz-Berger und die drei Frauen ergänzen: "Wir können den Beruf nur empfehlen – er ist wirklich sehr erfüllend."
Tagesmütter Innviertel
Auszug aus dem Leitbild des Vereins: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Eltern brauchen ein liebevolles, verlässliches und flexibles Betreuungssystem für ihre Kinder. Kinder brauchen für ihre Entwicklung eine anregende, heimelige Umgebung, die möglichst frei von verfrühtem Leistungsdruck ist. Dafür setzen wir uns ein.
Obfrau des Vereins ist Gabriele Puttinger. Als Geschäftsführerin ist die Gründerin des Vereins, Maria Schulz-Berger, tätig.
Zur Geschichte: Der Verein Tagesmütter Innviertel wurde im November 1989 von engagierten Personen gegründet, denen es ein Anliegen war, familiäre Kinderbetreuung für Berufstätige zu schaffen. Er begann als Kleinbetrieb mit einer Büroangestellten und 18 Tagesmüttern und ist heute ein mittelgroßer Dienstleistungsbetrieb.
Um als Tagesmutter arbeiten zu können, ist eine Ausbildung zu absolvieren, die in Zusammenarbeit mit BFI und AMS OÖ organisiert wird.
Zahlen und Fakten zu den letzten 25 Jahren: Über 8000 Kinder haben eine familiäre Kinderbetreuung genossen; rund 400 Frauen haben die Ausbildung zur qualifizierten Tagesmutter absolviert und 110 Dauerarbeitsplätze mit arbeits- und sozialrechtlichen Standards wurden geschaffen.
Angebote: Rund 700 Kinder werden pro Jahr individuell durch Tagesmütter betreut. In 14 Gemeinden gibt es eine Tagesmutterbetreuung im Kindergarten und Schulen. Neu ist das Projekt Betriebs-Tagesmutter am Landeskrankenhaus Schärding und im Krankenhaus St. Joseph in Braunau.
Weitere Infos zum Verein: www.tm-innviertel.at.