Behörde ermittelt: Wurden angefahrene Wildschweine von Jägern illegal verkauft?
LAMBRECHTEN. Schwere Vorwürfe: Eine anonyme Anzeige belastet die Lambrechtener Jägerschaft.
Mit schweren Vorwürfen hat ein "besorgter Bürger" die Jägerschaft Lambrechten konfrontiert. Die anonyme Anzeige wurde auch der Innviertel-Redaktion der OÖN auf dem Postweg zugestellt.
Darin wird behauptet, dass die Jäger in Lambrechten zwei bei einem Verkehrsunfall getötete Wildschweine nicht wie gesetzlich vorgesehen, von der Tierkörperverwertung entsorgen ließen.
In der Anzeige steht weiters, dass die Tiere ohne tierärztliche Beschau zu portionsgerechten Fleischstücken zerlegt, in Tiefkühltruhen eingelagert bzw. zum größten Teil gleich weiterverkauft wurden. Ende Februar soll von besagtem Fleisch sogar ein Wildschweinessen in einem Lambrechtner Lokal stattgefunden haben.
Auch die Bezirkshauptmannschaft hat mittlerweile die Anzeige erhalten und prüft momentan die Vorwürfe. Brigitte Doblhammer vom Gasthaus Ganslstube bestätigte auf Anfrage, dass es in ihrem Lokal ein Wildschweinessen gegeben hat: "Ich habe das Fleisch von den Jägern bekommen und für zirka 20 Personen das Essen hergerichtet. Es waren eigentlich nur Jäger eingeladen. Ich gehe eigentlich davon aus, dass das Fleisch einwandfrei ist, wenn ich es von den Jägern zum Verkochen bekomme", war Brigitte Doblhammer verdutzt, dass die Anzeige auch auf sie abzielt. Fuchsteufelswild war Lambrechtens Jagdleiter Alois Koblstätter: "Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich bei den Vorwürfen, die noch dazu anonym sind, um eine Intrige handelt. Ich habe im Protokollbuch nachgeschaut. Dort steht, dass die Tiere bei der Auffindung noch am Leben waren und vom alarmierten Jäger mit einem Fangschuss getötet wurden. Es hat auch eine Beschau durch Tierarzt Thomas Reisinger aus St. Martin/I. gegeben. Das Fleisch wurde freigegeben. Ein Jäger hat die kleinere Sau für seinen Eigenbedarf gekauft. Was soll da illegal gelaufen sein?", versteht der Jagdleiter die Aufregung nicht.
Jagdleiter vermutet Intrige
Er ist sich ziemlich sicher, dass es sich bei der Anzeige um eine Intrige handelt. "Kürzlich wurde in Lambrechten die Jagd neu vergeben. Unser Gremium hat die Jagd wieder bekommen, obwohl die Gegenseite fast den doppelten Preis gezahlt hätte. Am meisten ärgert mich, dass wir wegen einer anonymen Anzeige jetzt durch den Dreck gezogen werden. Das ist für mich nur schwer zu verstehen", so Alois Koblstätter.
Behörde ermittelt
"Auch wenn unter der Anzeige ein besorgter Bürger steht, gehen wir dem Verdacht nach. Die Schilderungen könnten stimmen. Damit gehört die Sache erhoben. Egal, ob die Anzeige anonym ist oder nicht. Wir haben mittlerweile festgestellt, dass der angegebene Unfall-Lenker und auch das Datum des Vorfalls nicht stimmen. Allerdings gab es einen von der Polizei bestätigten Wildschweinunfall in Lambrechten", so Gerhard Obermair von der Bezirkshauptmannschaft Ried.