Arbeiten bei der Lebenshilfe: "Die kleinen Erfolge sind oft die großen!"

Von Brigitte Plasser   07.Dezember 2018

"Was passiert mit meinem beeinträchtigten Kind, wenn es aus der Schule kommt?", diese quälende Frage belastet viele betroffene Eltern. Die Sorge um die Zukunft betroffener Kinder führte 1969 zur Gründung der Lebenshilfe. Neben Frühförderung, Familienbegleitung, Kindergärten, Werkstätten und Wohneinrichtungen bietet die Lebenshilfe auch mobilbetreutes Wohnen an. In Braunau befinden sich zehn Standorte mit unterschiedlichen Aufgaben, aber immer mit einem Ziel: den betroffenen Menschen zu einem eigenständigeren und selbstbestimmteren Leben zu verhelfen und die Eltern zu entlasten.

Struktur im Tagesablauf

Um acht Uhr beginnt der Tag für Klienten und Betreuer. Mit Bussen kommen die Männer und Frauen von zuhause in die Werkstatt und gehen in die entsprechenden Gruppen. Manche brauchen Unterstützung, manche können das eigenständig. Bis zur Pause um 9.30 Uhr gibt es ein ganz individuelles, auf die jeweiligen Fähigkeiten und Bedürfnisse abgestimmtes Förderprogramm. Kooperationen mit Firmen aus dem Bezirk bieten die Möglichkeit, einfache Tätigkeiten, meistens sind es Verpackungsarbeiten, durchzuführen. Andere sind damit beschäftigt, Dekorationen für unterschiedliche Anlässe zu basteln. Derzeit steht der Weihnachtsmarkt im Vordergrund. Auf andere wieder warten Behandlungstherapien, die zu mehr gesundheitlichem Wohlbefinden beitragen sollen.

Auch wenn sich das erstmal nach einem geregelten Ablauf anhört – es gibt immer Situationen, auf die spontan reagiert werden muss und die für das Betreuungspersonal eine extreme Herausforderung darstellen, so der Leiter der Werkstätte Braunau, Andreas Wimmer. Zurzeit werden in den drei Werkstättenstandorten der Lebenshilfe Braunau 68 Menschen mit Beeinträchtigung von 18 Betreuern begleitet. Vier bis fünf Zivildiener und Praktikanten unterstützen das Team. "Ohne die Zivis ginge es gar nicht. Sie bringen außerdem frischen Wind ins Haus", sagt Wimmer. Schon so mancher Zivildiener hat sich nach Ableisten des Dienstes beruflich umorientiert. Auch Andreas Wimmer war so einer. Nach seiner HAK-Matura war der Pflegeberuf für ihn keinesfalls angestrebtes Berufsziel. Doch nach kurzer Zeit bei der Lebenshilfe stand für ihn fest: " Das will ich zu meinem Beruf machen!"

Der Familienvater hat noch nie bereut, diesen Beruf ergriffen zu haben. Höchstens in finanzieller Hinsicht, aber das sei damals bei der Berufswahl nicht im Vordergrund gestanden. Er finde es schön, Menschen in ihrer Entwicklung begleiten zu dürfen. "Da sind die kleinen Erfolge oft die ganz großen", sagt der Kirchdorfer und lächelt. Für die Angehörigen der Klienten stellt die Lebenshilfe eine große Entlastung dar. Die Betreuungsplätze sind rar und das habe mehrere Gründe, meinte der Leiter – weniger finanzielle Mittel, weniger Personal…auch bei der Wertschätzung des Berufsstandes in der Politik sieht Andreas Wimmer noch Potenzial nach oben.

 

Termine und Fakten

Fünf Einrichtungen im Bezirk, davon zehn Standorte (Werkstätte Braunau an drei Standorten, davon ein Shop mit Café; Werkstätte Mattighofen mit drei Standorten, davon ein Hofladen in Lengau; Wohnen Braunau und Mattighofen; Kindergarten Braunau; mobile Begleitung der Klienten). Insgesamt 184 Klienten und 85 Mitarbeiter, 18 Zivildiener.

Weihnachtsbasar am Samstag, 8. und Sonntag, 9. Dezember, von 10 bis 18 Uhr mit Weihnachtsgeschenken aus eigener Produktion und Musik im Shop der Lebenshilfe Braunau.