Amtierender 200-Meter-Weltmeister holt sich in Andorf letzten Schliff vor EM

Ramil Guliyev: Er ist der Nachfolger von Weltstar Usain Bolt als Weltmeister über 200 Meter. Die riesigen Stadien von London, Berlin oder Amsterdam sind hier im beschaulichen Andorfer Pramtalstadion ganz weit weg. Für den 28-Jährigen aus Aserbaidschan, der für die Türkei startet, kein Problem. Gemeinsam mit seinem Physiotherapeuten Kadir Ekinci ist der Sprinter, der zu den schnellsten Männern der Welt gehört, seit Samstagabend zu Gast in Andorf. Untergebracht ist das Duo im Landhotel Andorf, nur wenige Gehminuten entfernt.

Explosiv: Ramil Guliyev (Bild: Hofinger)

Extrawünsche oder Starallüren? Fehlanzeige. "Das Wetter ist perfekt, ich habe hier alles, was ich brauche, um mich bestmöglich für die Europameisterschaft in Berlin vorzubereiten", sagt Guliyev bei einem Trainingsbesuch der OÖN. Der Sprintstar reiste direkt vom Diamond-League-Meeting in Monaco, quasi der Champions League der Leichtathletik, ins Innviertel, wo er morgen beim Josko Laufmeeting über 100 und 200 Meter an den Start gehen wird.

Ein Besuch der Barockstadt

In Andorf geht es für Guliyev in erster Linie darum, die Schnelligkeit und Spritzigkeit für die EM in Berlin, die am 7. August beginnt, zu konservieren. Ausflüge, zum Beispiel in die Barockstadt Schärding, stehen auf dem Programm. Fast immer mit dabei: Klaus Angerer, Organisator des Josko Laufmeetings. "Er ist sehr unkompliziert und locker. Wir haben ihn zu uns nach Hause zum Essen eingeladen. Einen amtierenden Weltmeister hat man auch nicht jeden Tag zu Gast", sagt Angerer. Seine elfjährige Tochter, auch fleißige Leichtathletin, grinst: "Das war schon sehr cool, außerdem hat er mir auf meiner Tasche unterschrieben."

Essen mit Familie Angerer

Bei einer kurzen Trainingspause unterhält sich Guliyev mit einem Andorfer Zaungast und streichelt dessen Hunde. Dann zückt der 28-Jährige sein Smartphone und zeigt dem Innviertler Handyfotos mit seinen Haustieren.

Während der Sprinter seine Trainingsübungen absolviert, läuft eine Frau barfuß im Stadion ihre Runden.

Nach zwei Stunden ist die heutige Trainingseinheit beendet, jetzt nimmt sich Guliyev noch Zeit für den Nachwuchs der IGLA long life. Geduldig erklärt er den Kindern die Übungen. Nach und nach löst sich bei den Jugendlichen die Nervosität und sie genießen dieses außergewöhnliche Training mit einem der größten Stars der Leichtathletik. Trotz seines Erfolges ist Guliyev bodenständig geblieben – ein Star zum Anfassen. Nach dieser Woche sind ihm die Sympathien vieler Andorfer gewiss – nicht nur beim morgigen Meeting im Pramtalstadion.

Der Weltmeister nahm sich Zeit für die Jugend der IGLA long life

"Die Organisation ist für mich ein positiver Stress"

Wenn morgen Mittag das Josko Laufmeeting mit den Kinderläufen beginnt, dann ist für Meeting-Organisator Klaus Angerer der größte Stress vorbei. In den vergangenen Wochen arbeitete der Lehrer mit den vielen freiwilligen Helfern unzählige Stunden, um auch heuer wieder internationale Spitzenleichtathletik in Andorf bieten zu können. Dass mit Ramil Guliyev ein amtierender Weltmeister über 100 Meter und 200 Meter an den Start geht, sei "einfach unglaublich", sagt Angerer.

"Als das Management von Guliyev angefragt hat, dachte ich zuerst an einen schlechten Scherz. Dass unser Meeting genau in seinen Trainings- und Wettkampfplan passt, ist natürlich ein großes Glück für uns. Lediglich die Übernachtungskosten und ein Teil der Flugkosten wurden vom Veranstalter übernommen. Die Organisation des familiären und doch so hochklassig besetzten Meetings sei für ihn "positiver Stress", so Angerer.

Nationale Stars in Andorf

Doch die Blicke der Fans werden nicht nur auf Guliyev gerichtet sein. Auch viele österreichische Leichtathletik-Stars wollen sich in Andorf Selbstvertrauen für die EM in Berlin holen. Neben Ivona Dadic freut man sich in Andorf ganz besonders auf das Antreten von Lokalmatador Lukas Weißhaidinger, der im Diskuswurf einen neuen Stadionrekord ins Visier nimmt. Alle Infos: www.laufmeeting.at