Airconnect: Weilbacher Unternehmer verbindet Kunden mit dem Rest der Welt
WEILBACH. Harald Kühhas: Österreich hat Digitalisierung in den vergangenen 20 Jahren verschlafen.
Österreich hat verschlafen, sagt Harald Kühhas. Mit smartem Klingelton rüttelt der Weilbacher die Nation wach: Seine Firma Airconnect verbindet inzwischen rund 200 Business-Kunden via Internet-Telefonie mit dem Rest der Welt.
Es hat das Innviertel in puncto Digitalisierung einen großen Schritt weitergebracht, dass Disponentenjobs hier eher dünn gesät sind. Vor mehr als acht Jahren suchte Harald Kühhas in der Heimat rund um Weilbach vergeblich eine neue Anstellung in der angestammten Logistik-Branche.
Aus der Not entstand die Idee, statt Gütern Daten zu transportieren. Unter dem Motto "designed zu connect people" begann der Ein-Mann-Betrieb ab 2010, jene Ecken der Region mit Funk-Internet zu versorgen, die bis dahin wegen schlechter Verbindung die Vorzüge der Webwelt kaum nutzen konnten.
Geringere Strahlenbelastung
Damit begeisterte Kühhas vor allem Unternehmen wie etwa den Holzvermarkter Streif aus Weilbach, die ihr Tagesgeschäft wegen mangelnder Stabilität und Bandbreiten des mobilen Internets kaum noch zufriedenstellend abwickeln konnten. Bei Funk-Internet werden die Signale von Sendemast zu Sendemast transportiert. "Wir sind wesentlich günstiger, bieten stabile Verbindungen und haben bei weitem nicht so eine hohe Strahlenbelastung wie mobiles Internet", sagt der Airconnect-Inhaber. Einzige Voraussetzung: Der Kunde braucht an seinem Standort freie Sicht auf den nächsten Sendemasten.
Die Tage dieser Geschäftsidee sind freilich gezählt, denn der Glasfaserausbau in Oberösterreich geht zügig voran. "Die Funk-Technologie hat bis etwa 2023 noch ihre Berechtigung, dann wird sie durch Glasfaser abgelöst", das ist Kühhas bewusst. Darum hat er sich vor zwei Jahren eine neue Nische gesucht, die hierzulande nur deshalb noch eine ist, weil "Österreich die Digitalisierung in den letzten 20 Jahren verschlafen hat", so Kühhas. "Speziell im Bereich Konnektivität sind wir im Vergleich zu Ländern wie Deutschland, aber auch Tschechien und Slowakei hinten dran."
Cloud gehört die Zukunft
Sein neues Baby heißt "Airphone" und ist jetzt zwei Jahre alt. Der Produktname bezeichnet Telefonieren via Internet, im Fachjargon "Voice over IP"(VOIP)-genannt. Diese Technologie ersetzt die gute alte ISDN-Telefonanlage, die noch über Kupferkabel verbindet.
"Derzeit läuft in Europa die große Umstellungsphase. In Airphone liegt für uns ganz klar die Zukunft", so Kühhas. Mittlerweile versorgt er an die 200 Unternehmen in ganz Österreich, aber auch im angrenzenden Ausland mit dieser Form der Cloud-Telefonie.
Kühhas kümmert sich um den Vertrieb, sein Partner, die Firma SGA aus Pattigham, erledigt Technik und Support. Eine Steckdose und eine gute Internetverbindung: Das ist alles, was man braucht, damit das System funktioniert.
Chatten in Echtzeit
Mittels VOIP kann der Nutzer gern auch 100 Gespräche gleichzeitig empfangen, in Echtzeit chatten, Video-Konferenzen und Online-Meetings abhalten.
Schlichtes Telefonieren war gestern – jetzt ist moderne Business-Kommunikation rund um den Globus angesagt, inklusive Datenaustausch. Kühhas: "Die Technologie ist schon weit fortgeschritten, aber trotzdem noch in den Kinderschuhen, weil noch so viel möglich ist. Outlook, Telefonbuch – man kann alle möglichen Dienste integrieren."
Das ist auch einer der großen (Kosten-)Vorteile von VOIP: Die Telefonanlage steht nicht mehr im Keller oder Serverraum, sondern in der Cloud. Sämtliche Dienste werden über Rechenzentren abgewickelt. Die Anlage lässt sich über den Bildschirm einfach verwalten und erweitern, ohne große Investition. Unternehmen können ihre Standorte mühelos miteinander verbinden. Im Firmennetzwerk telefonieren dann alle Mitarbeiter gratis miteinander, egal, ob sie in Hamburg, New York oder Weilbach sitzen.
Sie können Daten mit ihrem Smartphone synchronisieren und ihr Büro gern auch mit nach Hause nehmen. Kühhas: "Wenn ich nach Amerika fliege, stecke ich dort einfach mein Telefon ein und kann mit meiner Büronummer weitertelefonieren und -arbeiten."
Die Webzukunft ist im Innviertel angekommen. Aber diese Idee hat nicht nur Airconnect allein. Seinen großen Wettbewerbsvorteil sieht Kühhas im guten Kundenservice, wie ihn nur Klein- und Mittelbetriebe bieten können. "Wir stellen uns auf die Kunden ein, sprechen ihre Sprache und kennen sie noch beim Namen."
Info
Virtueller Telefondienst:
So funktioniert VOIP
Die Technologie „Voice over IP“ nutzt statt herkömmlicher Telefonleitungen das Internet zur Übertragung von Kommunikation. Die Sprache wird dabei in Datenpakete zerlegt und weitergeleitet. Die Benutzer wählen sich dazu via Internet ein. VOIP-Anlagen sind komplett web-basiert, sie befinden sich in der Cloud, also einem großen virtuellen Datenspeicher. Der Anbieter (Provider) verwaltet sie in hochsicheren Rechenzentren. Die Vorteile für Unternehmen liegen auf der Hand: Die Anlage ist ortsunabhängig jederzeit verfügbar und kann über eine Benutzeroberfläche im Webbrowser einfach verwaltet und mühelos skaliert (erweitert) werden. Im Vergleich zu bisher genutzten ISDN-Telefonanlagen spart das Kosten für Investition, Wartung und Energie.
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Naja, eine Meinung von vielen zu diesem Thema. Indirekt sagt er auch, dass er es selbst auch verschlafen hat. Also nicht Österreich kritisieren, er stand auch neben der Leitung!