1300 Kilometer in 19 Tagen gelaufen

Von Thomas Streif   01.September 2017

"Nach dem Duschen richtet man sich die Füße wieder her, reibt sich ein, dehnt. Denn ohne die Füße wird es schwer", sagt Christian Maierhofer. Der Ultraläufer aus Wildenau in der Gemeinde Aspach wird erst warm, wenn normale Läufer beinahe zusammenbrechen. Beim Deutschland-Lauf absolvierte der 49-Jährige im Juli und August innerhalb von 19 Tagen die schier unfassbare Distanz von 1300 Kilometern.

Auf die Frage, ob er schon einmal an einem Halbmarathon teilgenommen habe, antwortet der 49-Jährige lächelnd: "Nein, wenn, dann nur einen Marathon. Schließlich kaufe ich mir beim Bäcker auch kein halbes Salzstangerl."

Intensive Vorbereitung

Beim "Deutschland-Lauf", der in 19 Tagen von Sylt bis auf die Zugspitze führt, wäre ein Marathon pro Tag bei weitem nicht ausreichend gewesen. Mehr als 1300 Kilometer mussten bei den 19 fix vorgegebenen Etappen absolviert werden. "Die Idee, dort mitzumachen, hatte ich schon länger", sagt Maierhofer im OÖN-Gespräch. "Warm gelaufen" hat er sich im vergangenen Jahr unter anderem beim Schwarzwaldlauf, 275 Kilometer in fünf Tagen. Dort habe er den Veranstalter des Deutschland-Laufes getroffen und sich dann für diese Herausforderung entschieden. In der intensiven Phase der Vorbereitung lief der 49-Jährige bis zu 140 Kilometer pro Woche.

Alles mit der Ruhe

Wie geht man also so einen Lauf an? "Du darfst nie voll an deine Grenzen gehen, und du musst immer im Hinterkopf haben, dass morgen auch wieder eine Etappe ist. Viele, die am Anfang schnell gelaufen sind, haben das Ziel nicht erreicht. Das meiste spielt sich im Kopf ab."

Der Startschuss ertönte täglich zwischen fünf und sechs Uhr früh. Meistens war der Ausdauersportler pro Etappe zwischen neun und fast 14 Stunden unterwegs. "Natürlich geht man hin und wieder ein Stück oder macht kurze Pausen. Auch Rückwärtsgehen oder Kniebeugen helfen, um etwas Abwechslung in die einseitigen Bewegungsabläufe zu bringen. Konkurrenzkampf habe es so gut wie keinen gegeben. "Man hilft sich gegenseitig. Jeder gönnt dem anderem von Herzen, dass er ins Ziel kommt", sagt Maierhofer.

Als Belohnung habe er sich während der Läufe regelmäßig ein kleines Eis gegönnt. "Wenn wir wo einen Eisverkäufer gesehen haben, sind wir hingelaufen und haben uns quasi kurz für die Strapazen belohnt."

Schlafen in Turnhallen

Nach 1000 absolvierten Kilometern habe er so etwas wie eine "große Erleichterung gespürt". "Da habe ich gewusst, dass ich es schaffen werde." Wer glaubt, die Läufer kurieren ihre täglichen Wehwehchen in gut ausgestatteten Hotels aus, der täuscht sich. Geschlafen wurde Nacht für Nacht in Turnsälen von Schulen. Das Dach über den Kopf für die Nachtruhe und die Verpflegung während der Läufe ist im Nenngeld von 1300 Euro inkludiert.

Als das Ziel, die Zugspitze, fast in Sicht war, machten sich die Strapazen doch noch schmerzlich bemerkbar. "Ein Magen-Darm-Virus hat mir am vorletzten Tag das Leben sehr schwer gemacht. Aufgeben kam aber nicht in Frage."

Den letzten Tag mit dem Zieleinlauf nach insgesamt fast 193 Stunden Netto-Laufzeit auf der Zugspitze fasst Maierhofer mit dem Wort "unbeschreiblich" zusammen. "Ich habe mir vorher ausgemalt, wie es sein wird, mit den anderen im Ziel ein Bier zu trinken. Allerdings waren wir dafür dann alle zu müde", erinnert sich der Ultraläufer.

Laufend in Richtung 2018

Daheim angekommen, habe er sich zwei Tage ein wenig ausgeruht. "Leider sind meine Füße in den darauffolgenden Tagen ein wenig angeschwollen, aber alles halb so wild." Nach einer kurzen Pause hat er dann wieder seine Laufschuhe geschnürt. Allerdings nur für eine "kleinere" 29-Kilometer-Runde.

Seine Kollegen vom Deutschland-Lauf trifft Maierhofer übrigens am letzten Tag des Jahres wieder. "Wir wollen bei einem 50-Kilometer-Silvesterlauf in Bayern das alte Jahr gemütlich ausklingen lassen."