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Graveur-Charmeur der alten Schule

02.Oktober 2021

Er ist ein Graveur aus der traditionellen Steyrer Schule für Metalldesign, dem der Computer die Arbeit eigentlich immer mehr abnimmt. Doch Josef Steiners kleine, feine Meisterwerkstatt in Roitham in der Obst-Gemeinde Scharten quillt über vor Arbeit. Er hat sich auf magische Momente spezialisiert, die nicht wegzurationalisieren sind. Er fertigt individuelle Ehrenpreise für Menschen, deren Taten groß gefeiert werden. Auch die ehrenwerte Gesellschaft der Luzerner Fasnacht vertraut auf Steiners Graveur-Kunst.

Massives Messing und edles Nussholz sind die Zutaten, mit denen Graveurmeister Josef Steiner in einer unscheinbaren Werkstätte im Parterre seines Wohnhauses seine Unikate herstellt. Sie haben im Leben der so Bedachten einen besonderen Platz, denn Steiners Ehrenpreise weisen immer auf besondere Leistungen hin. Das kann die Schriftführerschaft in einem Jagdverein sein oder der Sieg bei einem Tanzturnier. Gar nicht selten ist es ein Jubiläum im Dienste der Feuerwehr. Oder es werden langjährig perfekte Töne in Blasmusikverbänden gefeiert.

Auch Künstler und Restaurator

"Ein bisserl bin ich schon ein Künstler", sagt der handwerklich perfekte Graveur, der auch mit der computergesteuerten CNC-Fräse Frieden geschlossen hat. Sie steht ebenso in seiner Meisterwerkstatt wie die guten, alten Werkzeuge und Maschinen "von früher", auf denen das Graveur-Handwerk fußt. Immer noch von Hand entwirft Steiner die Prototypen für mittlerweile mehr als 100 Motive und Vorlagen und damit praktisch ebenso viele Berufe und Ehrenämter für Menschen, deren besonderes Werk geehrt wird.

Das kann ein Golfer, ein Baggerfahrer, aber auch ein Fischer oder Jäger sein. Für Letztere holte sich Steiner die Inspiration von einer bemalten Bauerntruhe aus dem Jahr 1774, die er restauriert hat. Denn seine künstlerische Ader macht auch vor der Restauration nicht halt.

"Ich will noch viele Motive für Ehrenpreise machen", sagt Steiner. Seine rund hundert Prototypen, liebevoll per Hand bearbeitet und nicht nur mit Namen personalisiert, sind ihm längst nicht genug. Es fehlen noch ein Ballonfahrer, eine Tennisspielerin … Den perfekten Komponisten hingegen hat Steiner schon.

Alles begann in den 1970er-Jahren mit einer Berufsberatung. Der Spross aus bäuerlichem Hause (sein Bruder ist im Schartener Edelobst-Metier) hatte die Empfehlungen, Zahntechniker, Goldschmied oder Graveur zu werden. Er entschied sich für Letzteres und kam in Steyr bei der (dann bestandenen) Aufnahmeprüfung im Klassenzimmer in der Fachschule für Metalldesign aus dem Staunen nicht heraus. So edel und schwierig fand er Zeichnungen von fortgeschrittenen Schülern, die dort wie selbstverständlich an den Wänden hingen. Wenige Jahre später waren seine eigenen Arbeiten dabei.

1986 folgte die Meisterprüfung mit einem traditionellen, natürlich händischen Stahlschnitt, ganz in der Tradition des Steyrer Meisterpioniers Michael Blümelhuber, sowie einer händisch modellierten Rose als Modell für die spätere Ausführung in Metall.

Nach Jahren bei den Gablonzer-Schmuckprofis in Enns lockte 1989 das Ausland. "Die Meisterprüfung war meine Eintrittskarte in die Schweiz", sagt Josef Steiner. Zwölf Jahre verbrachte er in einem Handwerksbetrieb im Aargau und schnitt Reliefplatten, etwa für Lindt-Schokolade. Die CNC-Welle rollte über die Gravur, und Steiner erwarb die Anwendungskompetenz "im Tausch" mit einem Kollegen, der sich in Tradition festigen wollte.

2001 rieselten wieder die Kirschblüten in sein Leben, das mit seiner Schweizer Ehefrau und zwei Kindern komplett geworden war. Die Jungfamilie ging "heim in die Scharten" und baute dort ein Haus mit Graveur-Werkstätte, das bis heute der Lebensmittelpunkt ist. »

» "Ich arbeite gerne mit Privatkunden. Dort bin ich der Meister und kann kreativ sein", sagt Josef Steiner, der mit seinem Spezialgebiet der Ehrenpreise und den ebenso gefragten Reliefplatten sehr zufrieden ist. Denn arbeite er für Industriekunden, würde nicht immer danach gefragt, ob man auch die Zeit dafür habe. Der Lohn der Mühe werde obendrein ebenso diktiert.

Ehrenpreise aus Meisterhand

Trotzdem oder gerade deswegen ist auch der Bereich Ehrenpreise für jedermann erschwinglich. Ab 130 Euro können sich Jubilare über ein Stück ehrliches Handwerk zum Aufstellen freuen. Meistens würde zu den aufwändigeren Stücken um die 300 Euro gegriffen, sagt Josef Steiner. Denn eine Tuba oder eine Posaune original "en miniature" in Metall nachzubauen, könne eben nicht jeder, sagt der Graveur, der selbst Tenorhorn spielt.

Doch der Aufträge nicht genug. Seine "Schweiz-Connection" mündet seit Jahren in Orders, die aus dem "heiligen Gral" der Schweiz kommen. Es ist Luzern und die Fasnacht, die dort mit einer Hingabe wie nirgendwo sonst zelebriert wird.

Achse Schweiz-Scharten

Josef Steiner modelliert die Reliefs und graviert die Prägestöcke für Abzeichen, mit denen die obersten Fasnacht-Akteure dieses Ereignis feiern. Da erstehen auf Anstecknadeln Luzerner Häuserzeilen en detail mit Harlekinen in Metall.

Quasi als leichte Fingerübung macht Josef Steiner beim Handwerkspreis der Wirtschaftskammer Oberösterreich mit. Seine Vorlage ist diesmal Hemma von Gurk in mittelalterlicher Maldarstellung, die in Metall als graviertes Relief auf die Größe eines Ansteckabzeichens gebracht wird. Zuerst wird nach der Malvorlage geduldig in Plastilin modelliert. Dann wird in Gips abgegossen und das Relief mit selbst gefertigten Gravierwerkzeugen detailliert ausgearbeitet. Ein robuster Kunststoffabguss dient als Kopiermodell und wird in eben eine dieser bei Josef Steiner noch vorhandenen Maschinen "von früher" eingespannt. Mit von Hand geführten Taststiften und selbst geschliffenen Fräsern graviert Steiner x-fach verkleinert das von ihm geschaffene Modell in speziellem Werkzeugstahl. Weit hinten in der Werkstatt steht die CNC-Fräse, die "wie ein Trottel, aber dafür perfekt" alles macht, was vorher programmiert wurde. Auch das beherrscht Steiner. Eines hat der Graveurmeister aber nie getan: "Ich habe vergessen, mir einen Namen zu machen", glaubt er, der ganz traditionell unter "Josef Steiner" auftritt, und dies ohne Marketing-Getöse und ohne Verkaufsgeschichten wie aus dem Märchenwald. "Ich stelle halt lieber das Handwerk in den Vordergrund", sagt der Graveurmeister. Dafür schafft er mit seinen Ehrenpreisen magische Momente im Leben seiner Kunden, und das auch, wenn das Marketing-Getöse andernorts vielleicht längst verklungen ist.

"Ich bin ein bisserl auch ein Künstler. Mit meinen mittlerweile mehr als 100 Motiven und Prototypen für Ehrenpreise haben ich etwas geschaffen, das in dieser Art nur von mir kommt", sagt Josef Steiner, der Graveurmeister. «

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29. März 2024