Krampus, Glöckner & Fetzenzug
Für die „Zeit zwischen den Jahren“ und die Wintermonate hat die oberösterreichische Volkskultur eine Vielzahl vertrauter, faszinierender Gewohnheiten entwickelt.
Heidnisches, meist dem keltischen Kulturkreis zugeschriebenes Brauchtum ist in frühchristliche Traditionen eingeflossen. Manches ist beinahe in Vergessenheit geraten – nicht jedoch bei Klaus Huber.
Raunächte: Foast und dürr
Christnacht (24./25. 12.) und Dreikönigsnacht (5./6. 1.) gelten als „foaste“ Raunächte mit festlichem Abendessen, Thomasnacht (20./21. Dezember) und Neujahrsnacht (31.12./1.1.) sind die „dürren“ mit sparsamerer Küche. Die Raunächte gelten als Zeit, in der sogar Naturgesetze außer Kraft gesetzt und die Grenzen zur „anderen“ Welt aufgehoben sind. In Acht nehmen sollte man sich vor der Wilden Jagd (‘s Wilde Gjoad), denn mit ihr geht die Kinder stehlende Percht um.

5. Dezember: Die Geister der Finsternis
Am Krampustag sollten bedrohlich wirkende, gehörnte Figuren die Geister der Finsternis und des Frostes abschrecken. Sie lärmen, rasseln mit Ketten und drohen mit Ruten. Andere wilde Kreaturen – mittlerweile behördlich verboten – waren der Klaubauf, der schlimme Kinder in seinen Korb steckte, und der Kinder verschlingende Leutfresser. Sie alle ähneln den Perchten, die allerdings aus dem Raunacht-Brauchtum stammen.

6. Dezember: Äpfel für die „braven“ Kinder
Bischof Nikolaus belohnt „brave“ Kinder mit Äpfeln, Nüssen, Feigen, Lebkuchen. Bei Umzügen – oft auch schon am Vorabend – wird Nikolaus, der Gute, traditionell vom Krampus begleitet, behält aber immer die Oberhand gegen den Bösen. Beim „Midlao“-Brauchtum in St. Roman im Sauwald – 5. oder 6. – treten die guten Geister, die „Weißen“, mit Spitzmützen auf und imitieren Tierlaute, während die „Schwarzen“ (Habergoaß, Körblweib ...) mit rußbeschmierten Gesichtern das Böse symbolisieren. Große Tradition hat der Niglo-Umzug in Windischgarsten.

21. Dezember: „Ungläubiger Thomas“
Mit der Wintersonnenwende sind viele Bräuche verbunden, etwa das Liebesglück verheißende „Bettstaffeltreten“ in der Nacht des „ungläubigen Thomas“, der ersten Raunacht.
„Bettstaffel, i tritt di,
Heiliger Thomas i bitt di,
Lass ma erschein’
den Herzallerliebsten mein“
Weitere Orakelspiele: Apfelschalen- und Schlapfenwerfen, Hütlheben, Zaunsteckenzählen ...

24./25. Dezember: Weihnachten und Christtag
Am Heiligen Abend kommt das Christkind mit seinen Gaben, erinnert damit an die Geburt Jesu zum Wohle der Menschheit. In dieser zweiten Raunacht besuchen Katholiken und Protestanten die Christmette, kleine Kinder schon am Nachmittag die
Kindermette.
25. Dezember: Christtag mit festlichem Weihnachtsessen im Familienkreis.

26. Dezember: Krambamperl am Stefanitag
Wenn am Stefanitag verheiratete Kinder ihre Eltern besuchen, wird der Störilaib angeschnitten, das Störibrot gekostet. Bei Nachbarn und Freunden ist „Christbaumschauen“ angesagt. Im Salzkammergut wird beim Krambamperlbrennen ein Holzspreißel über selbst gebranntem Schnaps entzündet. Damit wird auf einer Gabel liegender Zucker erhitzt, er tropft in den Schnaps – eine heiße, süße, starke Köstlichkeit und ein Stück Wirtshauskultur.

31. Dezember: Räuchern zu Silvester
Zu Silvester werden Haus, Hof und Stall ausgeräuchert, um sie vor den in Raunächten tobenden Mächten der Finsternis zu schützen. Abordnungen von Musikkapellen ziehen zum „Altjahrblasen“ von Haus zu Haus. Beim Wachs- und Bleigießen wird die Zukunft gedeutet. Lärmbräuche verabschieden das alte Jahr und begrüßen das neue. Nach alten Vorstellungen vertreiben Böllerschüsse und Feuerwerke die bösen Geister, bei Jüngeren sind sie Ausdruck von Lebensfreude. Mancherorts, etwa in der Pyhrn-Eisenwurzen, war der letzte Tag des Jahres auch Termin des Dienstbotenwechsels.

1. Jänner: Alt- und Neujahrsblasen
Das Altjahrsblasen geht oft nahtlos ins Neujahrsblasen über. Menschen wünschen einander ein „gutes neues Jahr“ und tauschen Glückssymbole aus – Schweinchen, Rauchfangkehrer, Kleeblatt ... Im Stodertal wird um punkt null Uhr das alte Jahr „aussig’schossen“ und das neue „einig’schossen“. Auch mit Aperschnalzen – in Linz vor dem Landhaus – wird das neue Jahr begrüßt. Der laute Knall der „Goaßln“ (Peitschen) und das anschließende Neujahrsschießen der Prangerschützen sollen den Winter vertreiben und die Frühlingsgeister wecken.

2. Jänner: Christus segne dieses Haus
Bis zum Dreikönigstag ziehen nun die Sternsinger von Haus zu Haus, sie verkörpern die biblischen Weisen aus dem Morgenland. Der ehemalige Heischebrauch zugunsten der Sänger hat sich zur breit angelegten karitativen Aktion entwickelt. Nach ihren Darbietungen schreiben die Sternsinger mit gesegneter Kreide die Jahreszahl und „C + M + B“ an die Haustür („Christus mansionem benedicat“ = Christus segne diese Haus). Weitere Bräuche: Dreikönigssingen, Dreikönigsritte, Dreikönigsblasen ...

5. Jänner: Die schönen Perchten
In der letzten Raunacht laufen unter anderem in Ebensee die Passen der Glöckler durch das Gemeindegebiet. Die Glöckler gelten als „Schönperchten“ und Lichtbringer, mit Licht und Wärme besiegen sie Dunkelheit und Kälte. Der Klang um die Hüfte gebundener Glocken und der Rhythmus schwerer Schritte wecken das unter der Schneedecke liegende Getreide auf und bringen es zum Wachsen. Mit der foasten Raunacht vor dem Dreikönigstag endet die mystische Zeit um den Jahreswechsel. Frau Percht zieht wieder durch die Lüfte, begleitet von einer Schar ungetauft verstorbener Kinder. Noch einmal besuchen verkleidete Gestalten Haus um Haus, die Maschkerer im Innviertel, Rauschnittnbettler oder Raunachtler im oberen Mühlviertel.

6. Jänner: Hoch zu Ross
Am Dreikönigstag sind in manchen Salzkammergut-Gemeinden berittene Sänger unterwegs, gefolgt von Sternträgern, Musikanten und Fackelträgern. In Bad Ischl (5.1.) ziehen die Dreikönigsreiter durch die Stadt, in Neukirchen bei Altmünster die „Kiningreiter“.
2. Februar: Das Ende der Weihnachtszeit
Zu Mariä Lichtmess, früher offizielles Ende der Weihnachtszeit, werden die letzten Christbäume entsorgt und Weihnachtskrippen abgebaut. In den Kirchen werden auch häusliche Kerzen geweiht, die in Zeiten vor der Versorgung mit elektrischem Strom für alle Menschen große Bedeutung hatten: Lichtmess-, Wetter-, Totenkerzen. Als Ende des bäuerlichen Arbeitsjahres war Lichtmess früher auch „Schlenkertag“, viele Dienstboten mussten an einen anderen Hof „glangln“ (umziehen).

6. Februar: Abschied am „Glanglmarkt“
Den Arbeitsplatz wechselnde Dienstboten mussten sich von ihrem Kleinvieh (Kaninchen, Hühner, Tauben) trennen und konnten dieses am Welser „Glanglmarkt“ verkaufen, jährlich am Samstag nach Mariä Lichtmess.

Ebenseer Brauchtum: Heiliger Fasching
Für Ebenseer gelten die Faschingstage als „die heiligen Tage“. Bei der Faschingsrevolte des Jahres 1733 pochten die Salinenarbeiter auf ihr altes Recht, am Nachmittag des Faschingdienstags bei vollem Lohnausgleich zu feiern. Heute noch sind viele Geschäfte – und die Schulen – geschlossen.
- 15. Jänner: Faschingseröffnung mit Krönung des Faschingsprinzenpaares im Rathaussaal
- 16. Jänner: Faschingseröffnung, 2. Vorstellung
- 22. Jänner: Ausgabe der Faschingszeitung
- 6. Februar: Faschingssamstag mit Kinderfaschingsumzug
- 7. Februar: Großer Faschingsumzug
- 8. Februar: Fetzenzug mit Holzmasken, geschnitzt von den „Maskenschnegerern“
- 9. Februar: „Nuss Nuss“ für Kinder: Wer am lautesten eine Strophe des Fetzenmarsches aufsagen kann, bekommt die meisten Süßigkeiten oder Nüsse.
- 10. Februar: Aschermittwoch, „Trauertag“ für Ebensee: Faschingsende mit Fetzenverbrennen bei der Mündung des Langbathbachs. Brieftaschlwaschen (das nach dem langen Faschingfeiern leer ist). Anschließend Heringsschmaus in Ebensee.
Faschingtag, Faschingtag, kimm na bald wieda,
wann ma koan Geld nit habn, schern ma di nieda,
Hutzn, Fetzn, Lempn auf und nieda,
hin und he, alles fahrt nach Ebensee