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Hilfe für Uganda: Fördern und fordern

Von Michael Schäfl   08.August 2020

"Wir haben weder Klima- noch gesellschaftliche Probleme. Unseren Leuten geht es gut und das Coronavirus haben wir auch im Griff", lautet das Credo der Regierung Ugandas. Doch Franz Hehenberger sieht hinter die Kulissen: "Die Infektionszahlen stimmen nicht, die Zahl der Fälle steigt rapide und während des Lockdowns stiegen die Lebensmittelpreise um mehr als das Doppelte an." Die Politik interessiere nur, was in und nahe um die Hauptstadt Kampala geschehe, alles andere sei egal. Der Mühlviertler leitet die Entwicklungshilfe-Organisation "Sei so frei". Seit mehr als 20 Jahren setzt er sich auch für Sozialprojekte in Uganda ein, sein Ansatz ist streng: "Wir fördern, aber wir dürfen von den Leuten auch fordern. Was die Menschen am meisten brauchen, ist eine leitende Hand."

Viele Kinder, viel Ansehen

Die Hütte ist aus Lehm und Stroh, Platz mangelhaft und Familienplanung ein Fremdwort. Familien mit bis zu 15 Kindern sind in den ländlichen Regionen Ugandas keine Seltenheit. Wer Kinder hat, hat Macht. Je mehr Nachwuchs ein Mann zeugt, umso mehr hat er in der Gesellschaft auch zu sagen. Das gleiche gilt auch beim anderen Geschlecht: Frauen, die viele Kinder gebären, werden respektiert. Frauen, die wenige oder keine bekommen, verlieren den Halt. Wie es den Kindern geht, ist Nebensache. "Bildung und Aufklärung sind der Schlüssel zum Ausbrechen aus diesem System", sagt Elisabeth Tanzer, Projektmanagerin von "Sei so frei".

Die Organisation setzt sich auch für den Ausbau des Schulwesens ein und hilft gerade Frauen dabei, privat und beruflich auf eigenen Beinen zu stehen. "Die Ugander schenken uns ihr vollstes Vertrauen, denn auch sie wissen, dass Entwicklung nur gemeinsam geht. Frauen sind dabei der Motor, wenn bei ihnen ein Umdenken stattfindet, dann verändert sich auch das System", sagt Tanzer. Gutgemeinte Großspenden würden dabei allerdings mehr schaden als nützen. "Wie sollen Familien, die noch nie fünf Euro in der Hand gehalten haben, plötzlich mit 100 Euro eine Kuh kaufen gehen", sagt Hehenberger. Die Familien würden das Geld in kürzester Zeit ausgeben, von der Hand in den Mund leben. "Wenn das Geld dann weg ist, dann gehen die Leute halt wieder betteln", sagt Hehenberger. "Denn die nächsten Spenden kommen sowieso wieder. Was den Leuten wirklich fehlt, ist Planung."

Wasser bringt auch Tod

Neben gesellschaftlichen Problemen trifft auch die Klimakrise Uganda hart: Regenzeiten sind nicht mehr vorhersehbar, Wissen über heimische Pflanzen fast verloren und jeder zweite Fluss vertrocknet. 80 Prozent der rund 35 Millionen Ugander leben von der Landwirtschaft, ein Zweig, der für viele wegzubrechen droht. Neben der Trockenheit zerstören auch Hochwasser das mühsam Aufgebaute. Die vergangene Flut hinterließ eine Spur der Verwüstung. Von 7. bis 22. Mai regnete es unentwegt, das Leben spendende Wasser brachte den Tod. Und ließ unfruchtbaren Schlamm zurück.

"Tausende Familien haben wirklich alles verloren. Ob Hilfe kommt, wissen sie nicht. Der Präsident sprach zwar von Unterstützung, doch von ihr fehlte jede Spur", sagt Hehenberger. Die zugesagte Unterstützung kam bisher nur von "Sei so frei", 20 Tonnen Maismehl und Bohnen wurden an die Betroffenen verteilt. "Wir müssen den Menschen neue Hoffnung und Mut geben." Miteinander könne man Neues schaffen und lebensfeindliche Traditionen endlich beenden, mit Engagement, Fachwissen und Leidenschaft.

Spendenmöglichkeiten: Mit 25 Euro erhält eine Familie Saatgut (für Zwiebeln, Kraut, Erdnüsse, etc.). 80 Euro kostet ein Nothilfepaket aus Maismehl und Bohnen, um eine siebenköpfige Familie einen Monat lang zu ernähren. Um 220 Euro erhält eine Familie ein Ferkel und eine Ziege (inkl. tiergerechtem Stall). Spenden an "Sei so frei" sind online auf ooe.seisofrei.at möglich oder unter der Kontonummer AT30 5400 0000 0069 1733 / Kennwort: Coronahilfe

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