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Häusliche Gewalt: Mehr als 2400 Opfer suchten Hilfe 

22.Juli 2019

Schläge, Tritte, Verbrennungen, Würgeangriffe: Insgesamt 2464 Klienten wurden im Vorjahr Hilfe beim Gewaltschutzzentrum Oberösterreich betreut, einer Einrichtung, die Opfer von Gewalt in der Familie und im sozialen Umfeld sowie von Stalking Betroffene unterstützt. 

Der überwiegende Teil der Gefährdeten – 84 Prozent – waren Frauen, in 27 Prozent der Fälle waren minderjährige Kinder mit betroffen. Die Täter waren zu 92 Prozent Männer, wie Sonja Ablinger, die Vorsitzende des Vereins, und Geschäftsführerin Eva Schuh am Montag erläuterten. Im Vergleich zu 2017 sei die Zahl der Klientinnen stabil geblieben. „Wir gehen aber davon aus, dass die meisten Gewalttaten gar nicht angezeigt werden“, sagte Ablinger. Im Durchschnitt hätten die Frauen eine Leidensgeschichte von fünf bis zehn Jahren hinter sich, bevor sie sich an das Gewaltschutzzentrum wenden. Die Beratung dort erfolgt kostenlos und auf Wunsch auch anonym. 

Die Folgen des Martyriums für die Betroffenen seien schwerwiegend, sagte Ablinger: „Die Frauen verlieren ihr Selbstwertgefühl, sie leiden an Schlafstörungen und Konzentrationsschwierigkeiten.“ Aufgrund von finanzieller Abhängigkeit sei es jedoch für viele schwierig, sich aus der Gewaltbeziehung zu befreien. 

Bedenken wegen Gewaltschutzpaket

Um mehr Opfern die Chance auf Hilfe zu ermöglichen, hat das Gewaltschutzzentrum mit Jahresbeginn ein neues Projekt gestartet: „Bei unserer ‚Tour de Police‘ besuchen wir über einen Zeitraum von zwei Jahren alle Polizeidienststellen des Landes, um uns besser mit der Exekutive zu vernetzen“, sagte Schuh. „Schließlich haben wir ein gemeinsames Ziel: Den Schutz der Opfer.“ Die Rückmeldungen seien positiv: „In Regionen, in denen wir uns bereits ausgetauscht haben, kontaktiert uns die Polizei in Fällen von häuslicher Gewalt rascher.“

Bedenken äußerten Ablinger und Schuh hinsichtlich des Entwurfs des neuen Gewaltschutzpakets, der von ÖVP und FPÖ im Parlament eingebracht wurde: Darin fehle beispielsweise die Verpflichtung zur Zusammenarbeit zwischen Tätereinrichtungen und Gewaltschutzzentren: „Diese Kooperation wäre aber sehr wichtig, um Gefährdungssituationen einschätzen und das Opfer besser schützen zu können“, sagte Schuh. Andere Inhalte wie ein Annäherungsverbot von 50 Metern im Rahmen eines Betretungsverbots seien dagegen begrüßenswert.

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