"Die Frauen sind froh, dass sie ihr Leid endlich ansprechen können"
LINZ. Hunderte Fälle von häuslicher Gewalt kommen jedes Jahr in Oberösterreichs Krankenhäusern ans Licht. Allein die Kliniken der Gesundheitsholding (OÖG) haben heuer bereits 460 Patientinnen - es sind vorwiegend Frauen - behandelt und betreut.
Eine Frau Mitte 20 erscheint mit blauen Flecken und Kratzern in der Spitalsambulanz. Sie sei mit ihrem Mountainbike gestürzt, erzählt sie den Pflegern und Ärzten. Das Verletzungsmuster deutet allerdings nicht auf einen Unfall hin. Die junge Patientin ist offensichtlich geschlagen worden. "Nach Untersuchungen und Gesprächen hat sich herausgestellt, dass sie ihr Ex-Freund tagelang in der Wohnung eingesperrt und malträtiert hat", sagt Claudia Hoyer-Treml.
Als Leiterin des Netzwerks für Gewalt-, Kinder- und Opferschutz an den Kliniken der Oberösterreichischen Gesundheitsholding (OÖG) ist sie häufig mit Fällen wie diesen konfrontiert. Statistisch gesehen ist es jeden Tag mindestens eine Frau, die aufgrund von häuslicher Gewalt betreut werden muss. Die Spitäler der OÖG (Kepler Klinikum Linz, Salzkammergut Klinikum, Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum, Klinikum Freistadt, Klinikum Rohrbach und Klinikum Schärding) hatten allein heuer mit rund 460 mutmaßlichen Opfern von häuslicher Gewalt zu tun. Es sind vorwiegend Patientinnen: beinahe 370 waren Frauen.
Sehen Sie hier das Video dazu:
Großteil bittet nicht um Hilfe
Eines haben viele von ihnen noch gemeinsam: Sie wollen oder können nicht offen über ihre Situation sprechen. Aus Scham, aus Angst - oder weil sie finanziell von ihrem gewalttätigen Partner abhängig sind. "Genau deshalb ist es so wichtig, diesen Leuten bewusst zu machen: hier bist du in Sicherheit, hier ist jemand da, der dir zuhört und hilft", sagt LH-Stellvertreterin Christine Haberlander (VP), zuständig für Gesundheit und Frauen.
Krankenhäuser sind für die meisten Gewaltopfer die erste Anlaufstelle. Deshalb sind sogenannte Gewaltschutzgruppen auch gesetzlich verpflichtend. Worauf kommt es im Umgang mit Betroffenen an? "Entscheidend ist die Empathie, ein sensibilisiertes Personal, ", sagt OÖG-Geschäftsführer Franz Harnoncourt. Dafür werden Mediziner, Pflegekräfte, Hebammen, Sozialarbeiter und Psychologen speziell geschult. Sie lernen, typische Verhaltensmerkmale von Gewaltopfern oder körperliche Symptome zu erkennen. Wie sie ihren Verdacht richtig ansprechen ("Gibt es jemanden, der nicht wissen soll, dass Sie hier sind?") und wie sie mit den häufig traumatisierten Menschen kommunizieren.
Zusammenarbeit mit Polizei
Eine große Rolle spielt bei Sexual- und Gewaltdelikten auch die Spurensicherung. An allen Standorten der OÖG gibt es entsprechende Sets, die gemeinsam mit der Gerichtsmedizin zusammengestellt wurden. "Das Thema häusliche Gewalt umfasst mehrere Berufsgruppen", sagt Harnoncourt. Nicht nur innerhalb der Krankenhäuser: Aufgabe des Personals ist es auch, externe Hilfe anzubieten. Dazu wird eng mit der Polizei zusammengearbeitet, aber auch mit Einrichtungen wie Frauenhäusern oder Kinderschutzzentren.
"Wir möchten Menschen ermutigen, mit uns zu sprechen, wenn sie von Gewalt betroffen sind. Sie können sich darauf verlassen, dass wir das Thema ernst nehmen und das ganze Jahr über zur Seite stehen", sagt Claudia Hoyer-Treml. Die ausgebildete Sozialarbeiterin berichtet auch, dass auch immer wieder ältere Menschen von Gewalt im eigenen Zuhause betroffen sind. "Das fängt schon an, wenn jemand gegen seinen Willen gefüttert wird, oder wenn Pflegebedürftige nicht rechtzeitig zur Toilette gebracht werden", sagt sie.
Die jahrelange Erfahrung habe gezeigt. Alle Patientinnen - ob alt oder jung, weiblich oder männlich - sind am Ende "froh, dass sie ihr Leid endlich ansprechen können."
"Orange the World"
16 Tage lang, von 25. November bis 10. Dezember, machen die Vereinten Nationen mit der Kampagne "Orange the World" auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam. "Das ist eine der hässlichsten Seiten unserer Gesellschaft, daher möchten wir diese Aktion zum Anlass nehmen, um auf die Anlaufstellen für Gewaltopfer in Oberösterreich hinzuweisen", sagt LH-Stellvertreterin Haberlander.
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für mich aber unvorstellbar daß viele der Betroffenen zu ihren Peinigern zurückkehren
Liebe gewaltbereite Person: Reagiert Euch wo anderes ab!!!
Geht in die Natur und pflanzt einen Baum!!! Da macht ihr auch was gutes für das Klima!!!
Die wahrscheinlichste Todesursache für ein Kleinkind im ersten Lebensjahr ist, von der eigenen Mutter getötet zu werden.
Bei der Kindstötung sind die Mütter in 75-80% der Fälle die Täter.
Ich schreibe dass nicht um die häusliche Gewalt gegen Frauen zu relativieren, sondern um zum Nachdenken anzuregen und um das Bild der "Frau als ewiges Opfer und des Mannes als ewigen Täter" etwas zurecht zu rücken.
Denn in beiden Fällen wird einem körperlich schwächerem Gewalt angetan.
Da aber Kleinkinder keine Lobby haben bleibt ihr Leid medial unerwähnt.
Das ist ein toller Vergleich, so etwas überhaupt zu schreiben ist schon ungeheuerlich.
Das ist überhaupt kein Vergleich.
Es geht mir lediglich darum aufzuzeigen dass es Täter und Opfer gibt, und dass man die nicht so einfach wie oft dargestellt in Mann oder Frau einteilen kann.
WOW!!!!!!
alles schön und gut gemeint, do wo ist das Personal dazu❓❓❓
In den zuständigen Ambulanzen.
Gehört zu meiner täglichen Arbeit, leider...
Aber sehr wichtig, dass es immer wieder aufgezeigt und angesprochen wird!