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Günther Weidlinger: "Es braucht die Motivation, sich gerne zu quälen"

Von Marina Mayrböck, 23. März 2023, 00:04 Uhr
"Es braucht die Motivation, sich gerne zu quälen"
150.000 Kilometer ist er in seiner aktiven Karriere gelaufen: Günther Weidlinger. Bild: VOLKER WEIHBOLD

Günther Weidlinger ist seit seinem elften Lebensjahr Läufer. Seit 2017 hält er den österreichischen Halbmarathon-Rekord. Derzeit hat er als Organisator des Linz-Marathons (16. April – Nennschluss am Freitag) alle Hände voll zu tun.

LINZ. Der gebürtige Braunauer Günther Weidlinger – er wuchs in Neukirchen an der Enknach auf – ist einer der erfolgreichsten österreichischen Leichtathleten. Der mehrfache Meister und Rekordhalter in mehreren Disziplinen. Er startete als bisher einziger Leichtathlet viermal bei den Olympischen Spielen – in vier Bewerben (3000 Meter Hindernis, 5000 Meter, 10.000 Meter, Marathon). 2014 hat er seine aktive Sportkarriere beendet. Noch heute ist er im Sportbereich tätig: als Personal-Coach und sportlicher Leiter des Linz Marathons, der am Sonntag, 16. April, stattfindet. Die OÖN unterhielten sich mit ihm über Leistungsdruck, seinen Karrierestart und darüber, wie viele Paar Laufschuhe er verschlissen hat.

OÖN: Wie läuft’s, Herr Weidlinger?

Sehr gut, ich habe viel zu tun, beruflich und läuferisch.

Sie laufen seit 35 Jahren, manchen ist eine Stunde schon zu langweilig. Warum Ihnen nicht?

Laufen ist für mich Einswerden mit der Natur, Abschalten vom Job und Erholung.

Wie viele Kilometer haben Sie in Ihren Spitzenzeiten pro Jahr zurückgelegt?

Zirka 8500 Kilometer.

Das sind umgerechnet wie viele Paar Laufschuhe?

Ziemlich genau 150 Paar. In meiner aktiven Zeit bin ich zirka 150.000 Kilometer gelaufen, in der Regel verbraucht man pro 1000 Kilometer ein Paar.

Sie laufen seit Ihrer Kindheit. Warum haben Sie sich nicht für Fußball oder Tennis entschieden?

Ich habe beides gespielt, auch Schach. Ich bin mit dem Schiclub Neukirchen groß geworden, habe mit drei Jahren das Schifahren gelernt, bin Rennen gefahren und war Schülermeister. Ich habe sehr, sehr viel gemacht. Zum Laufen bin ich über den Schiclub gekommen, bei dem es damals einen Langsamlauf-Treff gegeben hat. Sowohl für Kinder, als auch für Erwachsene. Ich bin bald mit den Erwachsenen mitgelaufen. Ich war vermutlich ein etwas anderes Kind. Ich wollte immer nur laufen. Darin war ich gut und das hat mir Spaß gemacht.

Wem ist aufgefallen, dass Sie besonders flott sind?

Meinen Eltern, die haben jeden Tag gesehen, wie ich laufe. Und dem damaligen Schiclub-Obmann, Karl Löcker, der dann gefragt hat, ob ich den Verein beim Braunauer Stadtlauf vertreten möchte. Ich habe gleich in meiner Altersklasse gewonnen – damals war ich zehn.

Ihr Vater hat Sie all die Jahre trainiert. Woher wusste er denn, wie das geht? Das ist ja eine komplexe Angelegenheit ...

Learning by doing. Er hat bei null angefangen, sich Vorträge angehört, Bücher gelesen und so hat er sich in das Ganze hineingearbeitet. Er musste mir und meiner Leistung immer einen Schritt voraus sein.

Also auch eine Spitzenleistung des Vaters.

Absolut, ja. Gemeinsam haben wir es bis ganz oben geschafft.

Sie sind immer noch Rekordhalter in manchen Bereichen. Wünschen Sie sich, dass Ihre Rekorde gebrochen werden?

Ja. Der Marathonrekord wurde zweimal gebrochen und ich war jeweils der erste Gratulant. Ich habe an Peter Herzog schon eine WhatsApp geschrieben, bevor er in London über die Ziellinie gelaufen ist. Das war schon absehbar. Ich hänge nicht an meinen Rekorden, auch auf den Unterdistanzen, von 1500 Metern bis Halbmarathon, würde ich mich freuen, wenn sie gebrochen werden.

Warum macht sich kaum jemand auf den Weg zu einer professionellen Laufkarriere?

Laufen ist eine Weltsportart. Es ist ein günstiger Sport, darum laufen hobbymäßig viele Leute. Der Laufsport, will man ihn professionell betreiben, ist aber sehr anstrengend. Es gibt kein Team im Hintergrund, man ist oft und viel für sich alleine. Es braucht die Motivation, jeden Tag hinauszugehen und sich gerne zu quälen. Ich habe das immer gerne gemacht. Ich quäle mich im Sport immer noch gerne. Und ich glaube, das fehlt vielen. Das riesige Geld ist im Laufsport nicht zu verdienen. Da gibt es viele Faktoren, die zusammenkommen. Aber es sind immer wieder Talente dabei, die man richtig fördern muss.

Sie haben auch viel Kritik einstecken müssen. Wie haben Sie das ausgehalten?

Meine Familie hat mich gestärkt, speziell meine Mama. Sie war es, die immer wieder gesagt hat, steh auf und mach weiter. Und das war mein Motto: Du kannst ruhig hinfallen, du musst nur einmal öfter aufstehen. An dem habe ich mich festgeklammert, wenngleich in dem Jahr, in dem ich aufgehört habe, die Belastung zu groß war. Das war schon mit ein Grund, weshalb ich meine Karriere beendet habe. Du wirst in dem Geschäft nur wegen der Leistung bezahlt. Wenn man einmal keine Leistung bringt, ist man beim nächsten Rennen weniger wert. Und das spukt im Kopf herum, spätestens dann, wenn Verletzungen dazukommen. Du machst dir Gedanken darüber, ob du noch Geld verdienen kannst, um dir den Sport auch leisten zu können. Das ist eine große, mentale Belastung.

Schwierig scheint auch der Balanceakt zwischen zu viel und zu wenig Gewicht. Die deutsche Läuferin Konstanze Klosterhalfen wird immer mit einer Magersucht-Debatte verbunden. Eine Gratwanderung?

Ja. Jedes Kilo, das ich zu viel habe, wirkt bei jedem Schritt wie drei Kilo. Wenn man sich das ausrechnet: 30.000 Schritte mal drei, dann sind das 90.000 Kilo, die ich mehr auffangen muss.

Sie wogen in Ihrer Profizeit 54 Kilo.

Mein Problem war, viel essen zu müssen, um mein Gewicht halten zu können. Ich lief 200 bis 230 Kilometer in der Woche – da geht viel Energie verloren. Ich hatte nie Gewichtsprobleme, weder in die eine noch in die andere Richtung. Mein Gewicht als Hindernisläufer war 53,5 Kilo, im Marathon war ich etwas schwerer, weil ich mehr Energie, mehr Substanz brauchte.

Sie trainieren die Fußballmannschaft Ihres Sohnes mit.

Ich bin nicht der offizielle Trainer, sondern nur Papa, der mit den Kindern die uncoolen Sachen trainiert: laufen, sprinten, alles ohne Ball. Schon mein Schülerligatrainer hat zu mir gesagt: "Günther, wenn du den Ball hast, spiel ab, denn du kannst mit der Kugel nichts anfangen." Er hatte recht. (lacht)

Am 16. April ist der Linzmarathon. Laufen Sie selber noch bei Wettbewerben mit?

Nein. Ab und zu begleite ich als Coach andere Läufer. Manchmal höre ich dann andere sagen: "Ich hab den Weidlinger überholt!" Das ist immer ganz lustig.

  • Der 21. Oberbank Linz Donau Marathon, den die OÖN mitveranstalten, findet am Sonntag, 16. April, statt. Bis Freitag, 24. März, ist eine Onlineanmeldung, danach eine Nachmeldung möglich. Alle weiteren Informationen im Internet auf linzmarathon.at.
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Autorin
Marina Mayrböck
Redaktion Innviertel
Marina Mayrböck

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